Half Moon Bay (German Edition)
wieder Übelkeit, sondern Hunger.
In der Küche fand sie noch die Reste, die ihr Vater für das Abendessen zubereitet hatte, und bediente sich erst mal. Sie war froh gewesen, dass Joe sich schon schlafen gelegt hatte. So konnte sie mit sich allein sein und nachdenken. Noch konnte sie mit niemandem sprechen. Das wäre zu früh gewesen. Sie hatte jetzt erst einmal das Ziel David´s Stimme zuhören.
Sie stellte ihr benutztes Geschirr in die Spüle und ging in ihr Zimmer. Jetzt waren es fast zwei Stunden her, seit sie David versucht hatte anzurufen. Sie probierte es ein zweites Mal.
Es klingelte wieder. Als beim siebten Klingelzeichen wieder niemand abnahm, wollte Sarah gerade auflegen, als sich eine weibliche Stimme am Telefon meldete.
"Hallo?", rief die Stimme.
Doch Sarah war so erschrocken, dass jemand abgenommen hatte und noch dazu eine weibliche Stimme. Ihr Kloß im Hals war zu groß. Völlig entsetzt legte sie auf und starrte sekundenlang auf ihr Handy.
Was hatte das zu bedeuten? Wieso ging eine fremde Frau an David´s Handy?
Ihr Herz klopfte schnell und Sarah hatte tausend Gedanken im Kopf. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sich eine weibliche Stimme melden würde.
Oder konnte es vielleicht sein, dass eine Assistentin oder eine Sekretärin nur deshalb an sein Handy gegangen war, weil er gerade nicht konnte?
Es beschäftigte sie noch eine Weile, doch dann schlief sie in den Morgenstunden wieder ein.
Am nächsten Tag war Sarah sehr ruhig und auch bleich gewesen. Tina und ihr Vater machten sich große Sorgen um sie. Doch sie fand keinen Weg es ihnen zu sagen, vor allem die Sache mit dem Vater des Kindes. Wie sollte sie das alles weiter geheim halten?
Nach Feierabend war sie bei Tina eingeladen und war schon etwas spät dran.
"Na endlich, ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr!"
"Entschuldigung, aber es war noch so viel los, da konnte ich nicht gleich gehen! Aber jetzt bin ich ja da. Hast du das Essen fertig? Ich verhungere!"
"Ja, ich bin auch gleich so weit!"
Tina stand in der Küche und schüttete die Spaghetti gerade in ein Sieb, als Sarah die Weinflasche auf dem Tisch stehen sah.
"Stimmt ja, darauf muss ich ja jetzt verzichten", sagte Sarah leise zu sich selbst.
"Und wie war dein Tag?" Tina schöpfte Sarah die Nudeln auf ihren Teller.
"Ganz OK", antwortete sie.
"Was macht dein Magen?"
"Oh, ich glaube, es ist wieder gut! Jedenfalls war nichts mehr!" Krampfhaft suchte sie nach einem Thema, das sie nicht in helle Aufregung versetzte.
"Willst du mir nicht von deinem neuen Verehrer erzählen?"
Tina hatte einen neuen Verehrer, der sich ständig in dem Restaurant aufhielt, nur um sich von ihr bedienen zu lassen. Sie lachte angewidert.
"Er ist so ... ungepflegt, Sarah. Das kannst du dir nicht vorstellen. Und er kommt doch tatsächlich jeden Nachmittag, nur um sich von mir bedienen zu lassen."
Sie lachten beide und begannen zu essen. Als sie den Tisch später abgeräumt hatten, schob Tina eine DVD in ihren Player und startete den Film. Sarah war eben auf die Toilette gegangen und diesmal würde Tina nicht auf Sarah´s Einverständnis warten, damit sie protestieren konnte.
Doch sie kam längere Zeit nicht von der Toilette. Tina dachte nach. Sarah ging es schon eine ganze Weile nicht besonders. Was war eigentlich mit ihr los? Tina hörte die Geräusche, wie sich Sarah übergab.
Kurze Zeit später setzte Sarah sich kreideweiß auf das Sofa, als wäre nichts gewesen.
Tina blickte starr auf den Fernseher und beschloss zu warten, bis ihre Freundin endlich ausspuckte, was mit ihr los war.
Sarah sah genauso gebannt auf den Fernseher, nur bei ihr schossen die Emotionen hoch. Sie sah David, wie er sich bewegte, wie er sprach und wie der Klang seiner Stimme war. Tina hatte natürlich eine DVD von ihrem Lieblingsschauspieler eingelegt.
Die Erinnerungen kamen hoch. Und es fühlte sich für Sarah an, als wäre es gestern gewesen. Sie vermisste ihn so sehr. Gerade jetzt brauchte sie ihn. Vor ein paar Wochen war er ihr noch so nah gewesen, doch jetzt war er für sie genauso weit weg, wie für jeden Fan. Was sollte sie nur tun?
Jetzt bemerkte Tina die Tränen, die Sarah aus den Augen kullerten und wandte sich ihrer Freundin zu. Sie legte schweigend ihre Hand auf ihre Schulter.
Ihre Tränen waren groß und schwer und schließlich hielt sie es nicht mehr länger aus.
"Ich bin schwanger, Tina!" gestand sie und vergrub ihre Hände vor ihr Gesicht und weinte laut.
Tina´s Mund stand offen und sie konnte nicht glauben, was Sarah gerade
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