Hallo Doktor
vermutlich vier allein stehende Ärzte und ungefähr zehn Mal so viele ungebundene Frauen. Damit stehen die Chancen für Sie gut.
Ich bin sicher, Sie werden jemanden finden, der Ihre Gesellschaft zu schätzen weiß.”
„Und das tun Sie nicht? Sie verstehen es wirklich, einen Mann fertig zu machen.”
„Sagen wir einfach, ich will momentan keine Gesellschaft.”
„Was wollen Sie denn, Michelle?”
Nicht die Sorte Ärger, die er zu bieten hatte. Sie hatte keine Zeit für Dates, und bei ihrer traurigen Vorgeschichte, was attraktive Ärzte anging, hatte sie auch kein Bedürfnis danach.
„Erfolg im Beruf und mich vor allen Dingen um meine Familie kümmern.”
Er beugte sich vor, so dass Michelle den herrlichen Duft seines Eau de Toilette einatmen konnte. „Aber das hält Sie nachts nicht warm.”
„Ich komme schon zurecht.”
„Da bin ich sicher. Zumindest sind Sie davon überzeugt. Aber lassen Sie es sich von mir gesagt sein - nachdem Sie sich eine Weile in Ihrer Arbeit vergraben haben, bekommen Sie nicht mehr die Befriedigung, die Sie brauchen. Und Ihre Familie kann Ihnen auch nur begrenzt Trost spenden.”
„Und welche Art von Befriedigung meinen Sie?” Hatte sie tatsächlich diese Frage gestellt?
„Eine, durch die Sie sich lebendig fühlen. Und glauben Sie mir, das finden Sie nicht in Anzeigenlayouts oder Sonntagsessen.”
Michelle stand abrupt auf, auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit vor seinen Wahrheiten und seiner männlichen Ausstrahlung, die ihr mehr und mehr zu schaffen machte.
„Tja, ge rade jetzt habe ich sehr viel befriedigende Arbeit zu erledigen, daher werde ich Sie auf meinem Weg zum Kopierraum hinaus begleiten.”
Sie nahm die Papiere, die gar nicht kopiert werden mussten, und kam rasch hinter ihrem Schreibtisch hervor. Doch Nick war schneller.
Er stand an der Tür, eine Hand am Türrahmen, die andere in der Hosentasche. Michelle griff nach dem Türknopf, doch ehe sie ihn drehen konnte, meinte er: „Da ist noch etwas, was ich Ihnen sagen möchte.”
Sie ließ die Hand vom Türknopf sinken und presste ihre Unterlagen an die Brust.
„Als Arzt muss ich Ihnen raten, sich mal auszuruhen. Sie sehen müde aus.”
Eine nette Art, sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie schrecklich aussah. „Ich nehme Ihren Rat zur Kenntnis.”
Er zog die Hand aus der Tasche und fuhr mit der Fingerspitze unter ihren Augen entlang.
„Dunkle Ringe. Offenbar bekommen Sie nicht viel Schlaf.”
Heute Nacht würde sie vermutlich auch nicht schlafen. Aber daran war nicht die Arbeit schuld, sondern er. Gerade jetzt strömte die Wärme von dort, wo sein Finger sie berührt hatte, an Stellen ihres Körpers, die überhaupt nicht müde waren. Nervös kramte sie in der Tasche ihres Blazers, holte ihre Brille hervor und setzte sie auf. „Jetzt brauchen Sie sie nicht mehr anzusehen.”
„Ich meine es ernst, Michelle.”
„Na schön, ich werde zusehen, dass ich mal früher ins Bett komme. Sind Sie nun zufrieden, Doktor?”
„Es ist ein Anfang. Außerdem wünschte ich, Sie würden mich Nick nennen.”
Das hatte sie dummerweise bereits ein Mal getan. Vornamen bedeuteten Nähe, und die konnte sie sich bei jemandem, der so unwiderstehlich war, gar nicht erlauben. „Da wir uns im Büro befinden, halte ich es für besser, wenn wir eine rein berufliche Beziehung aufrechterhalten.”
Er grinste. „Soll das heißen, dass Sie mich außerhalb des Büros Nick nennen werden?”
„Ich wollte damit nur …” Sie plapperte wie ein Idiot, und alles nur seinetwegen. „Haben Sie keine Patienten zu behandeln? Vielleicht ein gebrochenes Bein, oder zwei oder drei?”
Er nahm die Hand vom Türrahmen und schaute auf seine Uhr. „Ich bin tatsächlich schon spät dran zu meiner nächsten Operation.”
„Lassen Sie sich durch mich nicht von der Arbeit abhalten.”
Sein umwerfendes Lächeln erschien wieder. „Das haben Sie bereits, aber das war es mir wert.” Er kam näher und flüsterte: „Das ist die Art von Befriedigung, die ich zu schätzen gelernt habe.”
Michelle starrte das klingelnde Telefon an, das auf dem Beistelltisch neben ihrem Lieblingssessel stand. Sie zögerte, da sie aus irgendeinem Grund befürchtete, Nick Kempner könnte sie anrufen. Denn falls es so war, hatte sie Angst, dass sie schließlich doch zustimmen würde, ihn zu dieser Gala zu begleiten. Er hatte sie heute völlig aus der Fassung gebracht, so dass sie nachher kaum noch in der Lage gewesen war, sich auf ihre Arbeit zu
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