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Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)

Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)

Titel: Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana E. Grant
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die Zuteilung der Päckchen, die das lautlose Christkind kurz zuvor unter der voluminösen Nordmanntanne abgelegt hatte.
    Während die Kinder mit ihren neuen Skiern, Schlitten, Spielzeuglokomotiven, Puppen, Puzzle und Büchern beschäftigt sind, pirscht sich Paula an mich heran.
    »Und, was läuft in der Stadt?«, fragt sie neugierig.
    (An dieser Stelle sollte ich Sie wissen lassen, dass unsere Familienfeierlichkeiten immer nach einem besiegelten Ritual ablaufen: Zuerst fragt man mich beiläufig, was es denn Neues in meinem trostlosen und öden Leben gibt. Nachdem ich mich aber am Nachmittag - Manfred sei Dank! - ziemlich schnell der Befragung meiner Mutter entziehen konnte, folgt jetzt – wie alljährlich - die konkrete Vernehmung durch einen Familienbeauftragten. In diesem Fall ist der auserwählte Späher Paula ... von der ich es mir – ehrlich gesagt - am wenigsten erwartet hätte!)
    »Es geht momentan ganz schön hektisch zu«, antworte ich ihr kurz angebunden.
    »Ach, das meine ich nicht und du weißt das auch.«
    »Bist DU heuer in die Rolle des Spions geschlüpft?«, frage ich skeptisch nach. »Das wundert mich.«
    »Nein, ich komme aus ganz unmoralischen Motiven. Niemand schickt mich«, erklärt sie mir schmunzelnd.
    »Von welchen lasterhaften Gründen sprichst du da?« Die Neugier erwacht in mir und gewinnt sofort die Oberhand.
    »Nun es sind eigentlich sehr egoistische Gründe. Ich will einfach nur ein paar Minuten meinem heilen Familienleben entfliehen und mich im aufregenden Leben einer dreißigjährigen Singlefrau wieder finden.«
    »Noch bin ich neunundzwanzig«, ermahne ich sie ernst.
    »Ach, manches Mal wünschte ich mir auch wieder so ein unbeschwertes, zwangloses und selbstständiges Leben, wie du es führst, wo ich mich jeder Verantwortung einfach entziehen könnte und wo ich ausschließlich auf mich selbst Rücksicht nehmen müsste«, flüstert sie mir leise zu.
    Ein ungutes Gefühl macht sich in meinem Inneren breit. Dieses Gespräch gefällt mir nicht und Paulas Geheimnistuerei macht das Ganze nur schlimmer. Paula ist weit und breit die einzig Vernünftige in meiner Familie und ausgerechnet sie hat an irgendeinem Problem zu nagen. Sie hört sich unzufrieden an. Ob Rene dafür verantwortlich ist? Mag schon sein ...
    Paula scheint aber meine plötzliche Angespanntheit nicht wahrzunehmen, denn sie führt den Dialog unbekümmert fort:
    »Hätte ich Lust und Laune auf einen kurzfristigen Stadtbummel oder würde es mich gelüsten, am Abend auszugehen, dann wollte ich, dass dieses Vorhaben nicht in einer absoluten Organisationsriege enden müsste, wie es momentan der Fall ist. Verstehst du das?«, fragt sie mich und ich nicke zustimmend. »Ich spreche vom Babysitter und vom Problem, wie dieser zu mir und wieder nach Hause kommt, vom Hinterlassen meiner Rufnummer, damit ich jederzeit erreichbar bleibe, vom ständigen auf die Uhr blicken, damit ich ja die Zeit nicht übersehe und pünktlich wieder zu Hause antanze. Ach, zu gerne würde ich das alles einfach mal beiseite schieben. Ja, genau das würde ich mir momentan wünschen. Mal frei von Sorgen und moralischen Pflichtgefühlen, und erfüllt vom Leben in der Stadt und von heißen Nächten sein«, beendet sie ihren ausschweifenden Redeschwall.
    »Seid ihr beide etwa unglücklich?«, frage ich erschrocken nach.
    »Nein, nicht im herkömmlichen Sinn. Bei uns hat sich nur schrittweise der ganz normale Ehealltag eingeschlichen.
    An Tagen wie diesen, wo die Familie zusammenkommt, fühle ich mich ausgesprochen wohl und dann ist dieses Gefühl, dass ich vielleicht etwas versäumen könnte, auch weniger ausgeprägt. Aber ich fürchte mich jetzt schon, wenn Rene am Montag zur Arbeit geht, wenn die Tür hinter ihm ins Schloss fällt und ich dann wieder allein zu Hause herumhocke«, erklärt sie mir trübsinnig. »Und dann darf ich mich abermals mit allerhand, nicht sehr rühmlichen Aufgaben, beschäftigen. Putzen, kochen, abwaschen, Wäsche waschen, bügeln, die Betten neu beziehen. Tagein, tagaus, das Gleiche! Mein einziger Lichtblick ist Agnes. Manchmal hab’ ich aber das Gefühl, dass ich nicht genug Zeit mit ihr verbringe, obwohl ... sie ist wirklich ein superbraves Kind«, merkt sie lächelnd an. »Und am Abend bin ich oft total abgekämpft. Im Prinzip ist das Resultat meiner geleisteten Arbeit immer gleich beim Teufel. Am Morgen beginne ich wieder bei null! Mir fällt wahrscheinlich gerade die Decke auf den Kopf!«
    »Und Rene? Was sagt er

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