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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Genitalien noch erkennen, dass es sich bei dem Opfer tatsächlich um eine Frau handelte. Die Zeit im Fass hatte sie in Fötalhaltung verewigt.
    Es mag verrückt klingen, aber sie schien sich vor der Demütigung schützen zu wollen, die ihr unnatürlicher Tod ihr aufzwang. Vor mir. Vor Miller. Vor der Armee, die sich versammeln würde, um das Grauen ihrer letzten Augenblicke zu rekonstruieren, um detailliert die Verwüstungen zu beschreiben, die ihr nasses Gefängnis bei ihr angerichtet hatte.
    Ein Teil von mir wollte diese Frau bedecken, vor den Gestalten in grüner Kluft beschützen, vor den hellen Neonröhren, den Blitzlichtern, den funkelnden Instrumenten. Aber der rationale Teil von mir wusste, dass es ihr nichts bringen würde. Wie auch der Mann auf Dewees und der Mann am Baum brauchte die Frau in dem Fass einen Namen.
    Ich schwor mir, ihr den wiederzugeben. Die Identität zu finden, die sie mit den Lebenden verband. Die Anonymität zu beenden, die eine Trauer um sie, eine Anerkennung ihrer Leiden unmöglich machte.
    Gemeinsam drehten Miller und ich die Frau von der Seite auf den Rücken. Ich wartete, während Miller fotografierte. Dann versuchten wir, mit sanftem Druck die stark zusammengekrümmten Glieder zu strecken.
    »Das arme Mädchen ist verbogen wie ein Schlangenmensch aus Beton«, sagte Miller. »Da müssen wir unsere Muskeln spielen lassen.«
    Wir erhöhten den Druck. Einer nach dem anderen gaben die Arme nach, und wir streckten sie an die Flanken der Frau.
    Dann wandten wir uns den Beinen zu. Während Miller gegen das rechte Knie drückte, zog ich am Fußknöchel. Die Starre gab nach.
    Als wir das rechte Bein gestreckt hatten, rutschte ein Klumpen vom Bauch der Frau und blieb an ihrer Hüfte liegen.
    Plonk.
    Miller sprach aus, was ich dachte.
    »O Mann, was ist denn das?«

20
    »Wir sollten zuerst noch das andere Bein strecken«, sagte ich.
    Miller drückte gegen das Knie, ich zog am Fuß. Gemeinsam bogen wir das Bein gerade.
    Der Bauch war nur noch verweste Schlutze, die einen Gestank abgab, der ganze Dörfer hätte leeren können.
    Ich atmete durch den Mund und umkreiste den Tisch.
    Der Klumpen zeigten dasselbe schmierige Weiß wie das Fleisch der Frau, waren aber mit seidigen, braunen Büscheln bedeckt.
    Ich schaute auf die Oberschenkel der Frau. Braune Büschel klebten kreuz und quer auf ihrem Fleisch.
    Fäden? Haare?
    Ich stieß den Klumpen an. Er fühlte sich irgendwie fest an, aber mit einer Tendenz zum Schwammigen, wie eine überreife Frucht.
    Oder Fleisch.
    Ein plötzlicher Gedanke.
    Mit einer Fingerspitze löste ich einige der Büschel und untersuchte sie.
    Fell.
    Miller sah zu, wie ich die Hand in den Klumpen steckte und einen dürren Vorderlauf herauszog. Dann einen zweiten.
    Miller riss die Augen auf. Wortlos suchte sie nach den Hinterläufen, und gemeinsam streckten wir die kleine Kreatur. Haarlos, aufgequollen und mariniert in Verwesungsflüssigkeit, war die Gattung so nicht mehr festzustellen.
    »Fido, Felix oder Flopsy?«, fragte Miller.
    »Ein Hase ist es nicht. Das Gesicht ist flach, und Vorder- und Hinterläufe sind gleich lang.«
    Ich tastete den unteren Bereich ab und zog einen langen, dünnen Schwanz heraus. »Schauen wir uns die Zähne an.«
    Miller hielt den Kopf fest, und ich zog die Kiefer auseinander.
    »Es ist eine Katze«, sagte ich.
    Ich stellte mir Birdie vor. Ich schaute diese Frau an, die man wie Müll zusammen mit ihrer Katze in dieses Fass gestopft hatte.
    Ich verkniff es mir, mit der Faust auf Edelstahl zu schlagen. Ich schloss die Augen.
    Konzentrier dich, Brennan. Du bringst die Ermittlungen nur voran, wenn du dich konzentrierst.
    »Dann wollen wir mal herausfinden, wer sie ist«, sagte ich.
    Miller schob die Rollbahre die Rampe hoch und in das Krankenhaus hinein. Ich folgte ihr, und wir fuhren mit dem Aufzug in einen Autopsiesaal. Zunächst schaute ich mir die Finger an, um festzustellen, ob sich noch Fingerabdrücke oder wenigstens Fragmente davon abnehmen ließen. Keine Chance.
    Miller rief einen Techniker an, der Röntgenbilder machen sollte. Während dieser mit der Leiche beschäftigt war, füllten wir beide Formulare aus. Keine von uns sagte etwas.
    Als die Röntgenbilder eintrafen, klemmte Miller sie an den Lichtkasten. Anschließend legte sie die Leiche zusammen mit dem Techniker auf einen Autopsietisch. Ich ging an der Bilderreihe entlang und betrachtete die grau-weißen Bilder aus dem Inneren der Frau.
    Hirn und Organe waren nur noch Brei. Aus den

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