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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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berichtete dem Sheriff von Helms’ Vater und seinem Arbeitgeber. »Hardiston sah Helms zum letzten Mal im Herbst 2001.«
    Ich machte mich auf eine weitere Serie monotoner Phrasen gefasst. Gullet überraschte mich.
    »Einer meiner Deputys fand einen Landstreicher, der meinte, er hätte mit einem Willie Helms des Öfteren ein paar Gläschen gekippt.«
    »Konnte er den Kerl beschreiben?«
    »Der gute Bürger ist nicht mehr im Vollbesitz seiner Neuronen. Aber mein Deputy konnte immerhin aus ihm herausbringen, dass Helms ein großer, blonder Kerl mit einem nervösen Zucken und einer großen Vorliebe für billigen Schnaps war.«
    »Das entspricht der Erinnerung des Zahnarztes. Wann war die letzte Begegnung dieses Mannes mit Helms?«
    »In diesem Punkt war der Herr erstaunlich präzise. Meinte, es war der Tag, an dem die Gebäude einstürzten.«
    Ich überlegte einen Augenblick. »Die Twin Towers?«
    »Elfter September. Sagt, er und Helms hätten die Berichterstattung in irgendeiner Bar unten am Hafen verfolgt. Und behauptet, Helms danach nie mehr gesehen zu haben.« Gullet räusperte sich. »Hören Sie, das mit Montague und Helms war saubere Arbeit. Aber lassen Sie die Finger von dieser Ambulanz. Kein Grund, schlafende Hunde zu wecken, solange wir noch keinen Grund dazu haben.«
    »Was wäre ein Grund?«
    Lange Pause.
    »Ein weiterer Patient.«
    »Glauben Sie nicht …«
    »Das sind keine unverbindlichen Ratschläge, die ich Ihnen gebe. Finger weg, Doc. Die Ambulanz fällt nicht in meine Zuständigkeit. Ich müsste die Indizien der städtischen Polizei vorlegen.«
     
    »Cruikshank, Helms und Montague wurden alle tot in Ihrem Zuständigkeitsbereich gefunden.«
    Gullet sagte nichts. Natürlich wusste er das. Dennoch ließ ich nicht locker. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie Marshall und sein Personal befragen, wenn ich einen weiteren Vermissten mit dieser Ambulanz in Verbindung bringe? Oder die städtische Polizei darauf ansetzen?«
    »Im Augenblick haben Sie nur eine verärgerte Angestellte, die wahrscheinlich durchgebrannt ist, und den Privatschnüffler, den Daddy angeheuert hat, um sie zu finden. Das reicht nicht. Wenn Sie noch einen Patienten finden, der verschwunden ist, dann haben Sie meine volle Aufmerksamkeit. Und noch was. Sie hatten den Laptop dieses Privatschnüfflers jetzt lange genug. Ich hole ihn gleich am Dienstag in der Früh ab.«
    Damit war die Verbindung unterbrochen.
    Pete und Ryan hatten meiner Hälfte des Gesprächs zugehört. Ich lieferte ihnen Gullets nach.
    »Warum regt sich der Sheriff wegen der Ambulanz so auf?«, fragte Pete.
    »Gullet macht auf mich den Eindruck, als würde er ein bisschen zu sehr an den Buchstaben des Gesetzes kleben«, sagte Ryan. »Ohne Durchsuchungsbefehl keine Durchsuchung. Kein rauchender Colt, kein Durchsuchungsbefehl.«
    »Oder er steckt mit Herron unter einer Decke«, sagte ich.
    »Vielleicht ist die GMC ja ein großer Förderer von Gullets Wahlkampf«, sagte Pete.
    Vielleicht, dachte ich. Oder vielleicht nur ein wichtiger Steuerzahler, der seine Muskeln spielen lässt.
    Als die Teller abgeräumt waren, stellte ich Cruikshanks Kartons auf den Tisch, und Pete nahm Helenes Akte und setzte sich auf die Couch. Während ich Ryan meine Tabelle zeigte, trottete Boyd zwischen Küche und Wohnzimmer hin und her. Birdie blieb auf seinem frostigen Wachposten sitzen.
    Nachdem ich Unique Montagues und Willie Helms’ Daten in die Tabelle eingetragen hatte, zog ich Cruikshanks Akten über die Fälle heraus, in denen er ohne Auftrag ermittelt hatte.
    »Die Akten über Helms und Montague enthalten nur handschriftliche Notizen«, sagte ich.
    Ryan schaute beide kurz durch.
    »Andere enthalten nur Zeitungsausschnitte und Notizen.«
    Ich öffnete Lonnie Aikmans Akte, und Ryan und ich überflogen Winbornes Artikel.
    Ryan überlegte einen Augenblick. »Kucharski glaubte doch, Helms könnte das Tourette-Syndrom gehabt haben.«
    »Die Symptome passen.«
    »Dann kann es sein, dass er in ärztlicher Behandlung war.«
    »Möglich.«
    »Aikman war schizophren und wurde medikamentös behandelt«, bemerkte Ryan.
    »So steht’s in dem Artikel.«
    »Mit Medikamenten, die ihm ein Arzt verschreiben musste.«
    Ich verstand, worauf Ryan hinauswollte. »Du meinst also, es könnte sein, dass Helms oder Aikman in der GMC-Ambulanz behandelt wurden?«
    »Darüber sollte man zumindest mal nachdenken. Willie Helms war ein Schuss ins Blaue, der zu einem Volltreffer wurde.«
    Ich hörte gar nicht mehr richtig zu.

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