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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Styroporköpfe hoch. »Neue Perücken,
herrlich, sehen aus wie Echthaar!«
    »Wer
ist denn nun Wölfchen?«
    »Ein
Gast aus dem Meridian Club, aufdringlicher Typ. Ich musste beim
Katamaran-Segeln aushelfen, Getränke ausschenken, Kotztüten reichen und so, und
Wölfchen ist schon beim Ablegen seekrank geworden, obgleich er auf der Fahrt
zum Hafen allen, die es nicht wissen wollten, erzählt hat, dass er ein alter
Seebär und schon zweimal alleine durch die Karibik gesegelt sei. Angeblich hat
er mal einen somalischen Piraten in Notwehr getötet, und als ich ihn fragte, wo
das denn gewesen wäre, sagte er: Um und bei Kap Horn. Kap Horn! Habe mir nicht
die Mühe gemacht ihm zu erklären wo Somalia liegt, man soll ja immer
zuvorkommend zu den Gästen sein. Wie auch immer: Auf dem Katamaran hat er zwei
Stunden über der Reling gehangen, scheiterte kläglich bei dem Versuch den Horizont
zu fixieren und hat statt dessen lieber mich fixiert, ist hinter mir hergeschwankt
wie ein betrunkenes Hündchen! Ständig wollte er sein Köpfchen auf meine
Schulter legen und sich tätscheln lassen. Bah, da waren abends Schuppen von ihm
auf meiner Bluse, bah – da ist wiederum mir speiübel geworden!«
    Seda
beugte sich vor und verstaute ihr Haar unter einer weißblonden Langhaarperücke.
    »Wie
sehe ich aus? Ui, wie eine nordische Prinzessin, da fehlt nur noch ein
kleidsames Stück königlichen Stoffs.«
    Seda
verschwand hinter der Garderobenstange und Kadir sah nur noch ihre flinken
Finger, die eifrig und geübt wie Klavierhände über Renatos Roben hopsten,
etwas, wofür Renato jeden anderen außer Seda umgebracht hätte.
    Plötzlich
tauchte ihr Kopf wieder auf. Kadir betrachtete die hellen Strähnen, die um
Sedas sonnenbraunes Gesicht fluteten. Ihre dunklen Augen funkelten vor
Vergnügen als sie eingehüllt in eine silberdurchwirkte Stola langsam auf Kadirs
Schreibtisch zu glitt.
    »Könnte
ich nicht die Schwester der wunderschönen schwedischen Prinzessinnen sein?«
    Seda
warf den Kopf in den Nacken, hielt sich die rutschende Perücke über einem Ohr
fest und stellte sich in Pose. Kadir grinste und lugte nach dem Sekundenzeiger
seiner Armbanduhr.
    »Hey,
ich will eine Antwort!«, krächzte Seda, den Blick immer noch an die Decke
gerichtet.
    »Sie
halten es keine fünfzehn Sekunden ohne die Gewissheit einer ehrlichen Antwort
aus. Respekt. Also, bitteschön, wenn Karl Gustav mit einer dunklen,
geheimnisvollen Bergschönheit aus dem wilden Kurdistan seine Silvia betrogen
hat, dann lautet die Antwort ja: Sie könnten glatt als Stiefschwester von
Viktoria und Madeleine durchgehen. Ihre schwarzen Knopfaugen verraten jedoch
das Geheimnis, dass Ihre Vorfahren nicht ausschließlich in dunklen, nebligen
Wäldern zwischen Elchen gespielt haben. Man würde Sie bei Hofe wohl nicht
zulassen.«
    »Knopfaugen?
Sie sprechen von meinen Augen? Knopfaugen ? Diese herrlichen, samtigen, hollywoodverdächtigen,
ebenmäßig geschnittenen Augen, diese wunder ....«
    »Ich
deutete aber auch eine Bergschönheit in der Verwandtschaft an, vergessen Sie
das nicht! Das war ein Kompliment!«
    Kadir
duckte sich, als Seda mit einem schnellen Griff ein Rheinkiesel-Diadem von
Renatos Garderobentisch riss und nach ihm warf.
    »Oh,
ich sehe, die Diskussion ist schon in vollem Gange! Ich machte mir schon
Sorgen, als mein Anklopfen ohne Reaktion verhallte, denn unser junger Freund
hier muss bereits in den frühesten Morgenstunden seinen Pflichten als
Gärtnergehilfe nachgehen. Uns bleibt von daher nicht viel Zeit.«
    Herbert
Schmalfuß öffnete die Tür und zog einen jungen Mann hinter sich her, der so
groß war, dass er leicht in den Knien einknicken musste, bevor er über die
Schwelle trat. In seinen breiten, schwieligen Fingern hielt er eine verblichene
Baseballkappe, die er nervös knetete. Unter halbgeschlossenen Lidern ließ er
seinen Blick argwöhnisch zwischen Kadir und Schmalfuß hin und her huschen, bis
er die nordische Prinzessin entdeckte, die die Stola vor Renatos
Ganzkörperspiegel neu drapierte. Seine Augen weiteten sich.
    »Wer...
was?«, stammelte er. Seda wandte den Kopf und warf triumphierend ihr hüftlanges
goldenes Haar über die Schulter.
    »Ha!
Er hat mich nicht erkannt! Die Täuschung ist perfekt, ich kann jederzeit als
Deutsche durchgehen!«
    »Gerade
waren Sie noch eine Schwedin.«
    »Werden
Sie nicht pingelig, Herr Sicherheitsbeauftragter.«
    »Bist
du das, Seda?«
    »Wer
sonst, du Frosch!«
    Kadir
zog die Augenbrauen hoch und Seda erklärte:

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