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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Hoteleingang sauber gemacht, da versteckt sich immer
unheimlich viel Krabbelzeug drin, wissen Sie, in diesen dreieckigen
Blattdingern. Das war mein Job an dem Nachmittag. Und da steht sie plötzlich
neben mir, ganz dicht und sagt irgendwas, was ich natürlich nicht verstehe. Ich
riech noch ihr Parfum, eindeutig zuviel Parfum, so ein blumiges Zeug, ich
musste ganz doll niesen. Sie hatte ne riesige Spiegelglassonnenbrille auf der
Nase, ein Turboding, und so einen Wagenradhut auf dem Kopf, Bikini obenrum und
untenrum so ein Tuch mit Löchern drin um die Hüften. Krasse Oma, dachte ich
damals. Ich hab gleich gecheckt, dass das ne ältere Frau auf der Jagd ist.
Deniz, hab ich mir gesagt, die quatscht dich nicht an, weil sie ne Pflanze auf
ihrem Balkon haben will oder am herrlichen Wachstum von Palmen interessiert
ist. Sie hat gequasselt und gequasselt und ich hab immer noch nix verstanden,
und sie hat dann versucht, mit Händen und Füßen zu erklären, und ich hab immer
nur ihre Fingernägel angeschaut, die waren nach vorne so spitz wie die Wedel
von meinen Yuccapalmen, und auch ebenso grün. Grün mit Silberzeug drin, den
Nagellack hatte sie immer drauf, auch auf den Fußnägeln. Als ob sie durch
schleimiges Algenzeug gelaufen wäre. Wenn wir ... ähh ... zusammen waren, dann
hab ich immer die Augen zugemacht, wenn wir ... Seda, hör mal weg ... dann
nebeneinander lagen, denn mir wurde so ganz anders, richtig übel, wenn ich
diese grünen Zehen gesehen habe und ...«.
    »Und
wie kam es nun zu Ihrem ersten Rendezvous, wenn wir es mal so nennen wollen?«
    »Sie
hat plötzlich einen Geldschein aus ihrem Hutband gezogen und mir vorne in meine
Jeans gesteckt. Seda, schau mich nicht so an, das hab ich dir natürlich
nicht erzählt.«
    »Du
hast Geld genommen? Von dieser Frau? Um mit ihr ... ooops! Deniz! Du Riesenfrosch !«
    Deniz
setzte sich seine Baseballkappe auf und nahm sie sofort wieder ab, starrte auf
den fleckigen Schirm, um den Blicken von Seda und Kadir auszuweichen. Seine
Schultern sackten nach vorne und auf einmal verstand Kadir was Seda in ihm sah:
Da hockte eine große behäbige Unke, die plötzlich registrierte, dass sie zu
schwer und zu feist war hurtig fortzuhüpfen, um der brenzligen Situation zu entgehen.
    »Ich
hab selbst nicht kapiert, was da passierte! Ich hab den Schein rausgezogen und mir
ist ganz anders geworden, was soll ich sagen? Ich hab so einen Schein noch nie
gesehen, soviel Geld hab ich noch nie gehabt, einfach so. Deniz, sagte ich mir,
jetzt wird es ernst für den Sohn deiner Mutter. Aber damit kannst du dir einen
neuen Vergaser kaufen und auch noch Kippen und Raki für dede. Mir ist
ganz schwindlig gewesen, so viele Sachen sind mir durch den Kopf gegangen, die
ich schon immer haben wollte, und dann dachte ich: Was soll’s, wie lange kann
die Frau schon noch hier sein, eine Woche? Zwei? Greif einfach zu und nimm,
solange sie gibt.«
    Kadir
hob die Hand als er sah, dass Seda ihre Perücke abriss und einen energischen
Schritt auf Deniz zu machte, als wollte sie ihn mit den langen blonden Haarsträhnen
auspeitschen. Seda hielt inne, doch es kostete sie die größte Überwindung.
    »Und
Sie haben zugegriffen und sie hat gegeben?«
    »Jepp.«
    »Jedes
Mal?«
    »Jepp.«
    »Wie
lange ging das so?«
    »Eine
gute Woche ... und dann fing sie an, mir extrem auf die Nerven zu gehen,
ständig war sie am jammern, dass sie bald wieder nach Hause müsste und hat sich
an mich geklammert und mich so angesehen als ob ... als ob sie erwarten würde,
dass ich sie bitte zu bleiben oder so ein Schwachsinn. Sie wurde immer
unwilliger, wenn es darum ging, die Scheinchen rauszurücken; irgendwie hatte
ich den Eindruck, dass sie zusehends fand, sie würde mir auch einen Gefallen
tun.«
    Deniz
schüttelte den Kopf und plusterte die Backen auf.
    »Mann,
die mit ihren grünen Algenzehen und den feisten Speckfalten wie ein
Michelin-Männchen! Sie hat sich ausgeschüttet vor Lachen, wenn sie so ne Falte
auseinandergezogen und mir die weiße Rille gezeigt hat, da, wissen Sie, wo die
Sonne nicht hingekommen ist. Sie fand’s lustig und ich hätte mich fast
übergeben, so eklig sah das aus. Als ob weiße Fadenwürmer über ihren Wanst
kriechen würden ...«
    »Deniz!«,
befahl Seda streng. »Du sprichst von einer toten Frau!«
    »Tschuldigung...«,
nuschelte Deniz und knetete erneut seine Mütze.
    »Das
Ganze ging also eine Woche und dann änderte sich Frau Fischbachs Stimmung. Sie
hatten den Eindruck, die Dame wollte der

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