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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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gewartet hätte, hätte die Spurensicherung nicht etwas von ihm finden
müssen? Und wenn sie … naja … wenn sie zusammen gewesen wären, dann hätte man
doch auch in Frau Fischbach etwas sein müssen, oder? Sie verstehen
schon, was ich meine, schauen Sie mich bitte nicht so an! Meine Informanten
haben mir aber erzählt, dass nur Frau Fischbachs Spuren im Zimmer waren, also
ist wohl auch der ominöse Russe nicht dort gewesen. Tja, meine Herren,
Detektivarbeit will halt gelernt sein, nicht wahr?«
    Erfreut
betrachtete Seda die Röte, die sich erneut über Kadirs Nacken und auf
Schmalfuß‘ Wangen ausbreitet.
    Kadir
räusperte sich.
    »Danke,
Seda, das war wirklich sehr vorausschauend und klug und …«
    »Danke
ergebenst für dies fachmännische Urteil.« Seda deutete einen Knicks an. »Und
was machen wir nun mit diesem unbekannten Russen? Wie blöd, Deniz hatte mir
davon nichts erzählt, sonst hätte ich schon einmal prüfen können, wie viele
Russen im Emir Palace abgestiegen sind. Macht uns das aber viel schlauer? Sie
kann ihn auch am Strand, auf der Promenade oder auf einem Ausflug kennengelernt
haben.«
    »Wenn
es ihn überhaupt gibt.«, warf Schmalfuß ein und zog seine Kniestrümpfe hoch. »Ich
erinnere mich, dass sie schon im letzten Jahr etwas von einem Russen erzählt
hat. Sie hatte mich an einer der Strandbars erspäht und sich zu mir gesetzt,
ich entsinne mich, ihre Hand lag auf meinem Arm und an Flucht war nicht zu
denken. Es war früher Mittag und sie bestellte ein Bier, nicht ihr erstes, wie
ich ihren Augen ansah. Ich spüre noch ihren heißen Alkoholatem an meinem Ohr,
und sie plapperte und plapperte, ich weiß nicht mehr genau wovon. Es ging um
ein Stück Fleisch, das ihr am Morgen im Halse stecken geblieben war und ihr den
Atem nahm, und wie zwei gutaussehende türkische Kellner ihr beistanden, ihr die
Finger tief hinab in den Hals stießen und nach dem teuflischen Stück fahndeten
. Nun denn, dachte ich mir damals und trank meinen Kaffee aus, um die nächste
Gelegenheit zur Flucht zu ergreifen, hätten die Kellner nicht einfach wegsehen
können? Das war ein bösartiger Gedanke und ich versuchte ein schlechtes
Gewissen zu bekommen, doch nicht einmal ein Keim von Schuldbewusstsein stellte
sich ein, ich gebe es offen zu. Plötzlich bohrten sich ihre Nägel in meinen
Nacken und sie stieß einen lauten Schrei aus! ‚Ahhh, Herbert-Schnäuzchen, sieh
nur, da draußen, da ankert die Yacht von meinem Verehrer!‘ Ich drehte mich auf
dem Barhocker um und sah eine pompöse schnittige Yacht, die am Rande der Bucht
ankerte. ‚Das ist nur eines seiner Schiffe, er hat noch massig mehr, die
kannste gar nicht zählen, soviel wie das sind! Steinreicher Russe, ich kann dir
sagen, an jedem Finger ein fetter Brillant! Kommt aus Moskau, hat mehrere 200-Zimmer-Villen
dort, direkt am Roten Platz. Und sieh nur, dies Schiff! Genau von dieser Yacht
aus hat er mich entdeckt, wie ich so am Strand entlang spazierte, ahnungslos, ein
altes, ausgeleiertes T-Shirt an und meine Plastikeimerchen mit Muscheln am
Arm.‘ ‚Er hat sie aus dieser Entfernung gesehen?‘ Ich konnte nicht anders, ich
musste fragen, auch als Ex-Kommissar bleibt man durchdrungen vom Geist des
Investigativen, man muss nachhaken, wenn einem eine absurde Geschichte
aufgetischt wird. ‚Fernglas!‘ grunzte Frau Fischbach, keinesfalls aus der Ruhe
gebracht. ‚Na, jedenfalls, er fand mich bezaubernd, er sagt, nach all den
Supermodels, die er so auf seiner Yacht rumliegen hat, hat er die Schnauze
gestrichen voll von diesen allglatten, dürren Körpern, er braucht mal wieder
eine Frau, die man mit beiden Pranken anpacken kann, ohne dass sie quiekt wie ein
abgestochenes Schwein!‘«
    »Wie
jetzt? Dann gibt es den Russen doch, und er existierte schon letzten Jahr?«
Bülbül blickte verwirrt zwischen Seda und Schmalfuß hin und her.
    Schmalfuß
schüttelte den Kopf.
    »Ich
bin sicher, es gab den Russen schon im letzten Jahr, aber nur hier oben, im
Reich der Fischbachschen Phantasie!« Er tippte sich an seine Stirn. »Die Yacht,
die mir Frau Fischbach gezeigt hatte, fuhr unter einer wunderschön flatternden,
weiß-blauen griechischen Flagge.«
    »Vielleicht
ist dieser Phantasie-Russe ihr Joker?« Seda verschränkte die Arme. »Wenn die
Dinge nicht so liefen wie sie wollte, holte sie ihn aus dem Ärmel, als Trost
und in dem Versuch, andere mit ihren Geschichten zu beeindrucken oder
vielleicht, wie bei Deniz, in dem noch verzweifelteren Versuch,

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