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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Stuhl, auf dem Deniz gesessen hatte, zu sich heran und
postierte einen Fuß auf den Sitz. Nachdenklich blickte er auf seinen Fuß, der
in leuchtend weißen Kniestrümpfen und hellen Ledersandalen steckte. Ihm fiel
auf, dass der Riemen über den Zehen zu eng geschnallt war, weshalb er schon den
ganzen Morgen ein leichtes Ziehen verspürt hatte, doch er gestattete sich
nicht, die Schließe zu öffnen, um Bülbül und Seda nicht den Eindruck zu
vermitteln, dass er nicht bei der Sache war. Er sah auf und musterte die Tür,
durch die Deniz verschwunden war, als könnte sie ihm eine Erleuchtung schenken.
    Seda
klemmte ihre Ellbogen hinter Renatos Garderobenständer und sah zu den beiden
Männern, die wie festgefroren in ihren Posen verharrten, die Stirn in strenge Falten
gelegt. Zwei John Waynes, dachte sie amüsiert und verspürte den Drang, den
unbeweglichen Männern eine Federboa wie ein Lasso um den Hals zu werfen. Sie
sah sie in kitzligen weichen Schals verstrickt am Boden, sich windend und
niesend, während sie, Seda, die Enden der Lassos in Händen hielt und sie mal hierin,
mal dorthin zog.
    »Deniz
ist, wie unsere Freundin Seda schon bemerkte, ein naives, wenn auch etwas
durchtriebenes Bürschchen. Ich kann kein Motiv erkennen. Wenn er gelogen hat und
Frau Fischbach an ihm festhielt, Deniz hingegen sie loswerden wollte, so konnte
er seelenruhig abwarten, bis ihr Urlaub vorbei war. Vielleicht hätte sie noch
verlängert, aber irgendwann wäre doch der Moment gekommen, an dem sie ihre
Koffer hätte packen müssen und...«
    »Deniz
ist ein Frosch und kein Mörder.«, kürzte Seda ungeduldig die Überlegungen ab. »Wenn
er jemand töten würde, dann im Affekt und dazu braucht er, ebenso wie dieser
deutsche Metzger, nur seine riesigen Patschepfoten.«
    »Aber
als Gärtner«, warf Bülbül ein und verscheuchte die Fliege, die ihm um den Kopf
summte, »hätte er auf diese Nummer mit dem Draht kommen können. Und ich traue
ihm durchaus zu, dass er sich einen solchen Blödsinn ausdenkt, offen gestanden
passt das haargenau zu ihm und seinen Jungs. In einer Rutsche Draht zu spannen,
glauben Sie mir, das wäre genau das, worauf solche Kerle wie Deniz kommen –
vielleicht wollte er sie nur ein bisschen malträtieren, sich einen kleinen Spaß
erlauben, ihre grünen Algenfüße anspitzen oder ähnliches. Und das ist dann
gründlich daneben gegangen.«
    »Und
wie sollte er wissen, dass Frau Fischbach an dem Morgen zur Rutsche ging?«
    »Er
hätte sie hinschicken können! Wissen wir, ob sie ihn nicht nach der Disconacht
noch einbestellt hat?«
    »Hätte
die Zeit gereicht? Die Zeugen sagten doch aus, dass Frau Fischbach die Disco erst
in den frühen Morgenstunden verlassen hat. Wenn sie ihn dann erst angerufen hat
...«
    »Vielleicht
war er schon da, vielleicht hat er sie in ihrem Zimmer erwartet? Vielleicht
hatte sie das vergessen, denn hat Gregor Matuschke nicht erzählt, dass sie so
betrunken war, dass sie auf der Tanzfläche hinfiel? Er hat gewartet, ist immer
wütender geworden, dass er sich auf diesen Deal eingelassen hat, denn wenn sie
nicht erschien, wäre es auch mit der Bezahlung Essig und er hätte eine ganze
Nacht umsonst in einem fremden Bett rumgelegen, während er mit seinen Kumpels
auf dem Moped durch die Berge hätte düsen können. Es ist gut denkbar, dass er
sich diesen Gag mit der Rutsche ausgedacht und zur Ausführung gebracht hat, bevor Bernadette Fischbach dann schlussendlich erschien. Wir müssen unbedingt
noch nachprüfen, wo er in jener Nacht war, mir scheint es plausibel, dass er in
ihrem Zimmer war und …«
    »Nein,
war er nicht«, warf Seda ein und betrachtete ihre sorgfältig manikürten
Fingernägel. Sie runzelte die Stirn. Irgendwie stand ihr dieses Karmesinrot
nicht. Sie fuhr fort:
     » Ich bin nämlich clever und habe sein Alibi für diese Nacht erstens bereits erfragt
und zweitens überprüft. Deniz war die ganze Nacht zu Hause und hat seinem
Großvater beigestanden, der einen schlimmen epileptischen Anfall hatte. Es
wurde so schlimm, dass sie um kurz nach Mitternacht in die Klinik mussten – und
Deniz ist brav bis zum nächsten Morgen bei Ali geblieben, das ist bombensicher,
denn ich kenne die Nachtschwester auf der Station, sie ist die Kusine von
Leylas Mutter, die mit … na, ist ja egal, ich kenne sie, und sie konnte sich
genau an den großen, tumben Kerl erinnern, der nervös im Warteraum hin- und
herlief wie ein trauriger Zirkusbär. Außerdem: Wenn Deniz in Frau Fischbachs
Zimmer

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