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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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zerschlagen
war. Nun war es an Schmalfuß, dass seine Mundwinkel selbstgefällig zu zucken
begannen, doch er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle.
    »Heiliger
Strohsack, der Rutschenmord ? Meine Fresse, da bin ich platt. Wenn ich
meinen Kollegen erzähle, dass ich voll wie ein Wassertank die ganze Nacht neben
dem Rutschenmörder verpennt habe! Das waren wirklich Sie ? Das war in
allen Nachrichten, selbst der Wuppertaler Bote hatte tagelang kein anderes
Thema. Front Page !«
    Er
sagte dies, fand Schmalfuß, als wüsste jeder, dass sich der Wuppertaler Bote
ansonsten nur mit Hochkultur und internationalem Weltgeschehen beschäftigte und
die Schilderung der Niederungen des Lebens anderen Käseblättern überlies.
    »Und
Sie haben dieser Frau … ähh … den Kopp abgeschlagen? Ist ja ein Ding!«
    »Oh,
nein, nicht so vorschnell, mein Lieber! Die Anklage des Herrn Kommissars
lautet, ich hätte es getan, indes, ich habe nicht gestanden und solange muss
wohl gelten: Im Zweifel für den Angeklagten.«
    Die
Eisentür, die den Gang, an dem sich die drei vergitterten Zellen befanden, mit dem
Revier verband, öffnete sich quietschend und Levent Kirik erschien. Er drehte
sich um, sagte etwas auf Türkisch und Schmalfuß hörte zu seinem namenlosen Entzücken
Sedas aufgebrachte Stimme, die den monotonen Singsang des Polizisten übertönte.
Wenige Augenblicke später klapperten Ihre Absätze über den Steinboden und sie drängelte
an Kirik vorbei in den Gang, Kadir Bülbül im Schlepptau.
    »Sie
können hier mit ihm reden, aber nur ein paar Minuten. Ich passe auf, dass
nichts geschieht.«
    »Was
soll schon passieren?«, fauchte Seda den Polizisten an. »Ich hab keine Feile in
meiner Bluse versteckt!«
    Kirik
stellte sich mit versteinerter Miene mit dem Rücken zu der Zelle, in der sich Schmalfuß
und Menold befanden. Schmalfuß war aufgestanden und umklammerte mit beiden
Händen die Gitterstäbe, Seda tat es ihm von der anderen Seite nach. Oh Gott,
dachte Seda, das ist ja wie eine Szene in einem schlechten Film! Gleich werde
ich den Mund aufmachen und fragen, welch finsterer Rinderbaron den armen 
Farmer von seinem Ross gerissen hat und ihn einkerkern ließ.
    »Sie
wollten uns nicht zu Ihnen lassen, Herr Schmalfuß, Kadir war schon einmal hier,
ich musste meinen Vater einschalten und nun sind wir hier, haben aber nicht
viel Zeit. Der Arm meines Vaters reicht weit, aber ich will ihn nicht
überstrapazieren. Ich kümmere mich um einen Anwalt und um einen vereidigten Dolmetscher,
Kadir wird nicht einspringen können, wenn es zur Anklage kommt.«
    »Anwalt?
Dolmetscher? Liebes Kind, was reden Sie! Aber ich habe nichts getan! Die
Tatsache, dass Frau Fischbach und ich eine Weile im selben Gebäudekomplex
gearbeitet haben, ist doch völlig belanglos. Darum geht es doch, oder? Soviel
habe ich verstanden, aber ich finde, mit Verlaub, dass die türkische Polizei in
englische Sprachkurse investieren sollte, ich hatte wirklich Mühe Kommissar
Dalga zu verstehen. Wie gesagt, diese Hamburger Koinzidenz, so will ich es mal
nennen, spielt keine Rolle, ist völlig unerheblich.«
    »Das
sieht Dalga aber leider nicht so.«, mischte sich Kadir ein. »Es ist der erste
Anhaltspunkt, der in diesem Fall aufgetaucht ist, und der komiser  klammert
sich mit aller Macht an diesen Strohhalm. Er hat jetzt einen Verdächtigen und
das hält ihm die Polizei aus der Provinzhauptstadt vom Leib. Sie werden dorthin
überstellt, sobald Sie mit dem Staatsanwalt gesprochen haben, davon können Sie
ausgehen. Dalga wird sich die Hände reiben, sich selbst zum Helden ausrufen und
sich dann der nächsten Partie Domino widmen. Dem geht es nicht um den wahren
Täter oder um die Aufklärung des Falles, der will hier einfach wieder seine
Ruhe haben. Und Sie sind das Bauernopfer. Deswegen brauchen Sie dringend einen
Anwalt.«
    »Aber
das ist doch …« Schmalfuß schüttelte den Kopf. »Das ist doch lächerlich! Ich
schwöre, ich kann mich nicht erinnern, Frau Fischbach auch nur ein einziges Mal
bewusst während meiner Tätigkeit als Pförtner wahrgenommen zu haben. Wissen Sie,
wie viele Menschen da täglich aus- und eingingen? Ja, sicher, an manche
erinnere ich mich, das waren Leute, meistens Frauen, die immer ein freundliches
Wort für mich hatten, immer grüßten, sich nach dem Wochenende erkundigten und
so. Aber das waren nicht viele, höchstens eine Handvoll. Alle andere schlurften
rein und raus ohne mich auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Ich dachte, ich hätte
Spaß

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