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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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hatte dies bislang auch noch nie getan oder auch nur für nötig
gehalten.
    Nevin
war es gewöhnt, dass Frauen sich ihr gegenüber sofort im Nachteil wähnten und
entweder devot ihre Nähe suchten um sich in ihrem Glanz zu sonnen oder sich
Wunden leckend stumm zurückzogen. Seda hingegen sah sie einfach nur an, mit
dunklem, unverstelltem Blick, die Arme gekreuzt als wollte sie sagen: Ich
weiche keinen Schritt und alles, was du mir antust, zahle ich dir mit gleicher
Münze heim. Nevin fühlte sich herausgefordert und auf eine ihr nicht
erklärliche Art von Seda bedroht.
    Unsinn,
schalt sie sich, nun halt mal den Ball flach! Es geschieht hier nichts, was du
nicht willst!
    »Was
ist dort hinten los?«, fragte Seda plötzlich und deutete die Promenade hinab in
Richtung Strand.
    Kadir
und Nevin drehten sich um.
    »Keine
Ahnung.«, meinte Kadir und kniff die Augen zusammen. »Da war vorhin noch
nichts, als wir vorbeigingen. Ganz schöner Menschenauflauf, meine Güte, und
immer mehr Leute rennen dorthin. Das ist bei der Absperrung des neuen
FKK-Strandes, oder? Haben sich dort etwa schon Nackige heimlich ausgebreitet,
weil sie es nicht mehr aushalten konnten mit all dem Stoff am Leib, und ganz
Dereköy will jetzt mal gucken?«
    Eine
Gestalt löste sich aus der dichten Menschenmenge am Zaun und eine kleine Gruppe
folgte ihr.
    Kadir
stöhnte auf. Diese großkarierten, grellen Hosen kannte er.
    »Da
ist ja Onkel Yusuf!«, rief nun auch Nevin.
    Kadir
setzte sich wortlos in Trab. In was für Schwierigkeiten hatte Yusuf sich nun
schon wieder gebracht? Erst gestern hatte er ihn von Dalgas Wache abholen
müssen, weil er durch eines der Privatgrundstücke, die oberhalb der Klippen
lagen, gezockelt war, in aller Seelenruhe auf der Suche nach einem Abstieg zu
einer kleinen, ganz bestimmten Bucht. Aber vor einem Jahr war das noch kein
Privatgrundstück , hatte er wild gestikulierend gezetert. Wollen die
Ausländer unser Land zerstückeln und unter sich aufteilen, bis wir gar nirgends
mehr hinkönnen? Ich lasse mich nicht aufhalten, Neffe, ich nicht! Davon war
Kadir überzeugt und nun schien er einen neuerlichen Beweis dafür geliefert zu
haben.
    Mit
der Kamera vor dem Bauch hielt Yusuf aufgeregt eine große Rede und als Kadir
näher kam, hörte er die Worte: »Absperrung … Gitter … da hinten … Lücke …
nichts wie rein … krawumm … drüber gefallen.«
    »Yusuf amca !«
    Yusuf
drehte sich um und sah seinen Neffen, der atemlos auf ihn zu gerannt kam. Dicht
hinter ihm stürmte Seda heran, nur Nevin lag wegen ihrer hochhackigen
Riemchensandalen weit zurück.
    »Ahhhh,
da kommt er, der Mann der Stunde!«, erklärte er den um ihn gescharrten Leuten und
hob die Hand zum Gruß wie ein römischer Senator, der die Plebejer grüßte.
»Dieser Mann ist mein Neffe und er ist Polizist mit deutscher Ausbildung und
Sicherheitsbeauftragter in…«
    »Aber
was redest du da? Wir kennen Kadir doch! Erzähl lieber weiter! Was ist das für
ein Ding im Sand?«, unterbrach ihn eine ältere Frau, die sich wieder und wieder
mit dem Taschentuch über das Gesicht fuhr, als hätte das, was Yusuf eben
erzählt hatte, einen nervösen Tick bei ihr ausgelöst.
    »Aber
ich muss doch noch mal von vorne anfingen, jetzt, wo Gesetz und Ordnung hier
vertreten sind!«
    Yusuf
klammerte sich an Kadirs Arm und zog ihn an seine Seite.
    »Ich
bin, wie immer auf der Suche nach Motiven, hier vorbeigekommen, und nachdem ich
neulich von den Felsen aus gesehen habe, was für wunderschöne Flecken Sand in
dem abgesperrten Nackigen-Areal sind, dachte ich, Yusuf, dachte ich, da gehst
du mal genauer gucken. Und als ich so um das Absperrgitter herum schlendere,
was sehe ich da?«
    Yusuf
versank in eine Kunstpause und ließ sich auch nicht von der Frau mit dem
Taschentuch aus der Ruhe bringen, die an seinem Ärmel zupfte um die Erzählung
voranzutreiben.
    »Er
hat gesehen, dass zwei der Gitter nicht mit Ketten gesichert waren sondern nur
aneinander lehnten!«, platzte schließlich ein Junge heraus, der mit leuchtenden
Augen immer wieder zwischen Yusuf und dem Menschenauflauf am Gitter hin und her
sah, als könnte er sich nicht entscheiden, wo er hinsollte um nicht die
Haupthandlung zu verpassen.
    Yusuf
drohte ihm mit dem Finger und fuhr fort: »Ich also rein und mich diebisch
gefreut. Langsam spaziere ich an der Innenseite des Zauns los, Kamera vorm
Auge. Ich wollte mich in aller Ruhe von außen nach innen vorarbeiten, als ich
plötzlich über etwas stolpere und mir die Hand am

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