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Halskette und Kalebasse

Halskette und Kalebasse

Titel: Halskette und Kalebasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert van Gulik
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eine ungesunde Blässe getreten war. Er fuhr fort:
    »Es wäre ein Vergnügen, Sie bei den Behörden zu denunzieren, Lang. Aber ein Waffenstillstand ist ein Waffenstillstand, und meine Leute halten sich an ihr Wort. Vorausgesetzt natürlich, daß wir teilen. Die Hälfte von vierundachtzig macht zweiundvierzig. Korrigieren Sie mich bitte, wenn meine Zahlen nicht stimmen sollten.«
    Lang zupfte bedächtig an seinem Spitzbart, während er seine beiden Leibwächter mit bösem Blick anstarrte. Die beiden großen Männer machten wilde Gesten der Verneinung. Der Buchhalter zog sich hastig hinter den Stuhl seines Herrn zurück. Für eine ganze Weile war es sehr still in diesem großen Raum. Endlich sagte Lang:
    »Ihre Leute sind gut, sehr gut. Ich werde meine eigene Organisation überprüfen müssen. Und zwar gründlich. Ja, Ihre Zahlen sind korrekt - es war abgemacht, daß wir auf neutralem Gebiet zu gleichen Hälften teilen. Ich habe Ihrem Chef jedoch deshalb nichts gesagt, weil die ganze Sache ins Wasser gefallen ist. Ich habe die Perlen nicht.«
    Richter Di erhob sich abrupt.
    »Der gestrige Versuch, mich umzubringen, beweist, daß Sie lügen, Lang. Mein Befehl für den Fall, daß Sie sich unserer vernünftigen Forderung widersetzen, lautet, Ihnen mitzuteilen, daß der Waffenstillstand beendet ist. Was ich hiermit tue. Auf Wiedersehen!«
    Er ging zur Tür. Seine Hand lag schon auf dem runden Griff, da rief Lang plötzlich aus: »Kommen Sie zurück und setzen Sie sich! Ich werde Ihnen die Situation erklären.«
    Der Richter kehrte zum Schreibtisch zurück, ohne sich jedoch auf den ihm angebotenen Platz zu setzen. Mißmutig sagte er: »Als erstes erwarte ich, daß Sie sich für den Mordversuch an mir entschuldigen, Lang!«
    »Ich entschuldige mich für die Tatsache, daß Sie in einem Lagerhaus belästigt wurden, das mir gehört, und ich werde die Angelegenheit sofort untersuchen lassen. Zufrieden damit?«
    »Es ist besser als nichts.« Richter Di setzte sich wieder. Lang lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
     
    »Ich habe einen Fehler gemacht, ich hätte diesen Auftrag nicht akzeptieren sollen. Aber Sie wissen, was für Ausgaben wir heutzutage haben! Ich muß den Leitern meiner Spielsäle ein Vermögen an Gehältern bezahlen, und trotzdem betrügen die Gauner bei den Gewinnen. Und wie soll man anständige Bordelle betreiben, wenn sogar Bauernmädchen knapp sind? Für ein Bauernmädchen müssen wir genauso viel bezahlen wie für eine ausgebildete Kurtisane! Wenn es nicht ein paar wirklich gute Überschwemmungen, eine lange Trockenheit oder eine Mißernte gibt, werde ich in diesem Zweig Verluste machen. Und was Steuern betrifft, so will ich Ihnen sagen...«
    »Tun Sie's nicht!« unterbrach Richter Di. »Erzählen Sie mir etwas über die Perlen!«
    »Gut, ich wollte Ihnen nur erklären, daß, so wie die Dinge heute liegen, zehn Goldbarren eine nicht zu verachtende runde Summe sind. Und zehn Goldbarren waren für mich in dieser Sache drin, und das praktisch ohne Risiko oder Kosten.« Lang stieß einen tiefen Seufzer aus. »Folgendes ist also geschehen. In der vergangenen Woche kommt ein Silberhändler zu mir -Hao nennt er sich. Hat ein Empfehlungsschreiben von einem meiner Männer in der Hauptstadt dabei. Hao sagt, er habe einen Kontaktmann, der einen Plan entworfen habe, wie man eine wertvolle Halskette aus dem Wasserpalast hier stehlen könne. Das Ding habe vierundachtzig Perlen der besten Qualität, sagt er, aber natürlich müßten sie einzeln verkauft werden. Wenn ich jemanden wüßte, der mit dem Fluß und dem Gelände um den Palast herum vertraut wäre, und ich ihn dazu bringen könnte, die Arbeit zu erledigen, würde Haos Kontaktmann mir zehn Goldbarren zahlen. Ich denke sofort an den Kassierer hier, der jeden Zoll des Flusses kennt, doch ich sage, nichts zu machen. Zehn Goldbarren sind eine Menge Geld, aber etwas aus dem Wasserpalast zu stehlen, ist zu riskant. Daraufhin jedoch erklärt Hao den genauen Ablauf des Plans. Mein Buchhalter wird ihn wiederholen - er hat ein phänomenales Gedächtnis. Das ist der einzige Vorzug, den er hat, der Schafskopf! Los, rede! Sag deinen Spruch auf!«
    Der Mann mit dem runden Schädel schloß die Augen. Er faltete die Hände und ratterte los:
    »Der Mann, der den Auftrag durchführt, verläßt die Stadt eine Stunde vor Mitternacht in einem Boot. Bei der vierten Bucht am rechten Ufer legt er an und nimmt den Pfad hinter der zweiten Kiefernreihe. Dieser Pfad wurde früher von den

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