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Halte meine Seele

Halte meine Seele

Titel: Halte meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Vincent
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rollte mit den Augen und bohrte ihre rosafarbenen Nägel in den Apfel. „Mir ist langweilig“, jammerte sie. „Ihr seid ja die reinsten Schlaftabletten.“
    „Hast du was Besseres auf Lager?“, erwiderte Scott gereizt. „Und fang bloß nicht wieder mit dem Weihnachtsmarkt an.“
    Sofort zog Sophie eine Schnute und wedelte mit ihrem Apfel. „Der ist aber am Samstag, und ihr habt versprochen, mir heute Nachmittag beim Standbau zu helfen.“ Die Footballsaison hatte mit einer Niederlage geendet, weshalb das gesamte Team jetzt nachmittags immer freihatte.
    „Ich hab noch nicht so richtig Lust drauf, Soph“, erwiderte Scott, ein lüsternes Grinsen auf dem Gesicht. „Aber du kannst mich bestimmt überzeugen …“ Er lehnte sich zurück und breitete erwartungsvoll die Arme aus.
    Im Bruchteil einer Sekunde verwandelte sich Sophie von der Kratzbürste zur Sexgöttin und setzte sich mit gespreizten Beinen schamlos auf Scotts Schoß. Bestimmt würde gleich ein Lehrer angerauscht kommen und sie von ihm herunterzerren.
    Doch niemand kam. Die beiden Lehrer, die heute Aufsicht hatten, waren gerade dabei, ein Handy zu konfiszieren, dessen Besitzer angeblich Nacktfotos von seiner Freundin herumzeigte.
    Sophie führte sich auf wie ein dressierter Seehund, und obwohl ich ihre Show – im Gegensatz zu ihr – ziemlich peinlich fand, schaute ich fasziniert zu. Erst als Scott ihr an den Po grapschte, konnte ich mich nicht länger beherrschen.
    „Das reicht, Sophie. Setz dich hin, bevor sie dich rauswerfen.“
    Wenn Blicke töten könnten … Doch zumindest ließ Sophie von Scott ab und rutschte, die Zunge noch an den Lippen, von seinem Schoß. Doug, Scott und der Rest der Mannschaft glotzten sie an, als hätte sie gerade einen Striptease an der Stange hingelegt. Ich warf Nash einen bösen Warum-zum-Teufel-gibst-du-dich-mit-diesen-Arschlöchern-ab?-Blick zu, den er gar nicht bemerkte, so hypnotisiert war er vom Anblick meiner Cousine. Emma dagegen erwiderte meinen Blick, und ihr Gesichtsausdruck sagte deutlich: Habe ich dir doch gesagt.
    Wütend stieß ich Nash den Ellbogen in die Rippen, während Sophie sich in einem kleinen Schminkspiegel den Lippenstift nachzog. „Also …“ Der Spiegel verschwand in ihrer Tasche. „Irgendwelche Freiwilligen?“
    „Ich bin dabei“, sagte Scott, der Sophies Show wohl als kleinen Vorgeschmack auf später deutete. Bekam sie so immer, was sie wollte? „Habt ihr vielleicht auch zwei Stündchen Zeit?“ Scott blickte sich am Tisch um.
    Nash nickte, aber Emma antwortete für uns beide. „Kaylee und ich müssen arbeiten.“
    „Wie schade.“ Sophie war wieder ganz die alte Kratzbürste. „Ihr werdet uns fehlen …“, schnurrte sie, doch ihre Augen sprachen eine ganz andere Sprache.
    Als der Schulgong ertönte, strömten alle Richtung Klassenzimmer, nur Nash und ich drängten uns gegen den Strom aus dem Gebäude. Er zog mich an der Hand hinter sich her, und mir fiel auf, dass seine Finger ganz kalt waren. Sobald der letzte Gong für die Nachzügler ertönte, schlichen wir uns auf den Parkplatz hinaus – auf der Seite der Turnhalle, weil es dort keine Fenster gab – und liefen geduckt zwischen den Autos hindurch zu Scotts Wagen. Zum Glück parkte er außer Sichtweite der Schultüren.
    Das Verdeck des blauen Cabrios war geschlossen, und der Innenraum war, soweit man durch die Scheibe erkennen konnte, blitzblank aufgeräumt. So sauber, wie das Auto war, musste Sophie wahrscheinlich die Schuhe ausziehen, bevor sie einsteigen durfte. Doch im Fußraum hinter dem Beifahrersitz entdeckte ich schließlich eine grüne Reisetasche. „Entweder er ist da drin oder im Kofferraum“, flüsterte ich, obwohl uns sowieso niemand hören konnte.
    Nash zog Scotts Schlüssel aus der Hosentasche. „Bringen wir es hinter uns.“ Dann steckte er den normalen Schlüssel ins Schloss – um das laute Klacken der elektronischen Entriegelung zu umgehen – und warf zur Sicherheit einen prüfenden Blick Richtung Schulgebäude hinüber.
    Ohne zu zögern, streckte er den Arm durch die offene Tür und entriegelte die Hintertür. „Bitte nach dir“, sagte er und deutete auf den Rücksitz.
    Genervt quetschte ich mich auf den Rücksitz und nahm die Tasche aus dem Fußraum. Mein Herz klopfte aufgeregt, als ich den Reißverschluss öffnete, und ich war plötzlich hundertprozentig sicher, dass Scott den Ballon doch in den Kofferraum gelegt hatte. Aber da war er, ein schwarzer Ballon, gleich neben einem Fußball und

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