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Halte meine Seele

Halte meine Seele

Titel: Halte meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Vincent
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der Gier. „Aber das ist nicht der Grund, warum ich mich für dich interessiere.“ Das folgende Grinsen war der mit Abstand überzeugendste Gesichtsausdruck, zu dem er Emma bisher gezwungen hatte. „Wenn du mehr erfahren willst, musst du schon rüberkommen, damit wir dieses Gespräch persönlich führen können.“
    Ich schüttelte entschieden den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Vergiss es.“
    „Nicht mal, um deinen Freund zu retten?“
    Ich schluckte. Avari in die Unterwelt zu begleiten, war nur eine von mehreren Möglichkeiten, Nash zu retten. Trotzdem fiel es mir verdammt schwer, das zu sagen, was ich sagen musste. Ich räusperte mich ein paarmal, bevor ich die Worte endlich herausbrachte. „Was will ich mit einem Freund, dem sein nächster Schuss wichtiger ist als ich?“ Die Tränen in meinen Augen waren echt, aber wenn ich Glück hatte, schrieb Avari sie dem Schmerz über meinen Verlust zu. Wie sollte er ahnen, dass es mehr wehtat, Nash zu verraten und seine Seele damit vielleicht bis in alle Zeit zu verdammen. „Mit einem, der dir ohne mein Wissen erlaubt, in meinen Körper zu schlüpfen.“
    Emmas Augen funkelten überrascht und amüsiert, ja beinahe … zufrieden. Als habe Avari etwas an mir entdeckt, das ihm Respekt abverlangte.
    Was mir eine Heidenangst einjagte.
    „Ist das etwa ein Nein?“
    Ich nickte langsam, als fiele mir diese Entscheidung schwer. Als plane ich nicht, später auf eigene Faust in die Unterwelt zu gehen. Mit Unterstützung. „Ein ganz klares Nein.“
    Für einen kurzen Moment bekam ich Angst, dass ich einen Riesenfehler begangen hatte, doch dann lächelte Avari ein grausames Lächeln. „Wenn das so ist, dann hoffe ich, dass du deinem Freund auch ganz klar Auf Wiedersehen gesagt hast.“
    Nach diesen Worten schloss Emma die Augen und brach zusammen. Sie fiel auf den Boden und stieß einen leisen, eindeutig weiblichen Seufzer aus. Ich kniete mich neben sie. Ihre Augenlider flatterten einmal. Zweimal. Dann öffnete sie die Augen und blinzelte mich verschlafen an.
    „Kaylee?“ Es war ihre eigene Stimme, Gott sei Dank. „Was ist passiert?“
    „Keine Ahnung“, antwortete ich schulterzuckend und schielte zu Todd hinüber, der sich, offenbar unbemerkt von Emma, neben uns kniete. „Ich bin nur kurz ins Bad gegangen, und als ich wiederkam, lagst du am Boden. Bist du aus dem Bett gefallen?“
    Jetzt tischte ich meiner besten Freundin auch noch eine Lüge auf …
    Emma runzelte die Stirn und stützte sich auf den Handflächen hoch. „Ich glaube nicht.“ Ihr Blick fiel auf meine Klamotten: Glitzerbluse und Jeans. Ich hatte es vergeigt. Em war nicht dumm, sie wusste, dass ich Geheimnisse hatte. „Hast du in deinen Klamotten geschlafen?“
    Ich seufzte und bemühte mich um ein schiefes Grinsen, während sich meine Gedanken überschlugen. „Ich hatte gehofft, dass Nash anruft und wir uns versöhnen.“
    „Wolltest du etwa mitten in der Nacht zu ihm gehen?“ Jetzt wagte sie ein kleines Lächeln, und mir wurde klar, dass sie sich wegen unseres Streits Sorgen gemacht hatte.
    „Ja. Aber er hat nicht angerufen.“ Und mein nächster Besuch bei Nash gestaltete sich deutlich aufwendiger als die zweieinhalb Kilometer lange Fahrt durch einen texanischen Vorort.
    „Er ruft bestimmt noch an.“ Emma rappelte sich hoch. Sie konnte kaum die Augen offen halten und gähnte ausgiebig.
    „Und dann wird alles wieder gut. Weil Nash dich liebt und das alles ist, was zählt. Stimmt’s?“
    Als ich nickte, kuschelte sich Emma zurück ins Bett. Wenn doch nur alles so einfach wäre.
    „Hi, Dad.“ Ich legte kurz die Hand über den Hörer und bedankte mich bei der Kellnerin für das Wasser.
    „Dafür, dass du bei Emma übernachtet hast, bist du aber verdammt früh auf“, sagte mein Vater sichtlich erleichtert. Diesmal konnte ich es ihm kaum verübeln, dass er sich Sorgen gemacht hatte, auch wenn ich ihm in der Nacht mehrere Nachrichten auf der Mailbox hinterlassen hatte, um ihm zu sagen, dass es mir gut ging. Und dass ich mich immer noch in der Menschenwelt befand.
    „Wenn man nicht schläft, gilt es nicht als Übernachtung“, antwortete ich und unterdrückte mit Mühe ein Gähnen. „Aber Emma war so lieb, mir beim Wachbleiben zu helfen.“ Zumindest im übertragenen Sinn. Mit anzusehen, wie gleich zwei Unterweltwesen durch ihren Körper sprachen, hatte jeglichen Gedanken an Schlaf unmöglich gemacht. „Wir haben Filme geguckt und Eis gegessen.“
    Todd auf dem Stuhl

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