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Halte meine Seele

Halte meine Seele

Titel: Halte meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Vincent
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und in der Mitte sprühte trotz der Dezemberkälte ein einzelner breiter Wasserstrahl in die Höhe. Wir waren eine halbe Stunde zu früh und konnten nur hoffen, dass in der Unterwelt noch genauso wenig los war wie bei uns.
    „Soll ich erst mal nachsehen?“, fragte Todd, als er meinen ängstlichen Blick bemerkte.
    „Das wäre klasse.“ Ich hoffte sehr, dass er herausfinden konnte, wo genau Dad und Nash festgehalten wurden, denn dann konnten wir direkt neben ihnen auftauchen und blitzschnell wieder abhauen, bevor unsere Anwesenheit überhaupt bemerkt wurde. Leider befanden sie sich mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Unterweltgebäude, zu dem ich hier oben keinen Zutritt hatte.
    Und genau da kam Alec ins Spiel.
    „Bin gleich wieder da“, sagte Todd. „Und falls irgendwas schiefgeht: Komm ja nicht auf die Idee, alleine loszutigern. Verstanden?“
    Ich nickte, obwohl wir beide wussten, dass es eine Lüge war. Wenn er nicht zurückkam, blieb niemand übrig, der mich begleiten konnte, und ich würde Nash und meinen Vater bestimmt nicht in der Unterwelt sterben lassen. Oder Schlimmeres.
    Mit dem typischen schiefen Grinsen auf dem Gesicht löste sich Todd in Luft auf.
    Ich setzte mich auf den Brunnenrand, wo ich nicht nass wurde, bereit, solange zu warten wie nötig. Was genau fünfzehn Sekunden dauerte.
    „Das wird nicht klappen.“ Ich hörte Todds Stimme schon, bevor er auftauchte. „Die sind überall. Es ist wie eine gigantische Halloweenparty, nur dass die Kostüme echt sind. Und die sehen alle ziemlich hungrig aus.“
    Na toll. Mein Herz klopfte wie verrückt, und das Blut rauschte mir in den Ohren. „Hat dich jemand gesehen?“
    Er zuckte die Schultern. „Keine Ahnung, aber das ist auch egal. Reaper mögen sie nicht besonders. Du bist diejenige, um die wir uns Sorgen machen müssen.“
    „Na gut. Also, was schlägst du vor? Kostüme?“ Mir fiel die behaarte Werwolfmaske ein, die in meinem Schrank lag.
    Todd runzelte die Stirn. „Du wirst in keinem deiner Kostüme aussehen wie ein echtes Monster. Außerdem sehen ein paar von denen gar nicht so viel anders aus als wir.“ Er brach ab, als ihm eine Idee kam. „Aber sie sind alle ziemlich aufgebrezelt. Hast du vielleicht ein schickes Kleid oder so was? Dann könntest du als Harpyie durchgehen, oder als Sirene. Ich könnte dir auch schnell was aus einem Geschäft besorgen.“ Er trat einen Schritt zurück und musterte mich kritisch. „Welche Kleidergröße hast du?“
    „Kein Bedarf …“ In dem Moment sah ich jemanden auf dem Parkplatz. Es war Sophie. Ihr Anblick war mir so vertraut, dass ich sie auf den ersten Blick erkannte, sogar auf diese Entfernung: die schmale Figur, der aufreizende Hüftschwung – auch wenn sie gar keine Hüften hatte. Neben ihr stand ein dürres Mädchen, wahrscheinlich Laura Bell. Und wie ich Sophie kannte, hatte sie bestimmt auch ihr Prinzessinnenkleidchen mitgebracht. „Komm mit. Ich weiß, wo wir eins herbekommen.“
    Sofern ich meine ganz normale Figur in ein Size-Zero-Kleid quetschen konnte.
    Laura parkte in der dritten Reihe. Als die Luft rein war, griff Todd einfach durch die Fahrertür und betätigte die Kofferraumverriegelung. Ich griff mir die große weiße Schachtel, die im Kofferraum lag. Hoffentlich war das Kleid lang genug, um meine Turnschuhe zu verdecken. Denn selbst, wenn ich es schaffen sollte, mich in Sophies Kleid zu quetschen – ihre winzigen Stöckelschuhe passten mir garantiert nicht, und barfuß durch die Unterwelt zu laufen, war eine ganz schlechte Idee. Das wusste ich, seit mich ein Angriff von Crimson Creeper fast das Leben gekostet hatte.
    Auf dem Rücksitz meines Autos schlüpfte ich in das Kleid und stieg aus, damit Todd mir den Reißverschluss zumachen konnte. Ich musste den Bauch einziehen, damit er sich überhaupt bewegen ließ. Jetzt wurde mir klar, warum die Mädchen bei den Schönheitswettbewerben immer so gerade dastanden: Es blieb ihnen gar nichts anderes übrig. In diesem blöden Kleid konnte man kaum atmen, geschweige denn sitzen.
    „Wow.“ Todd warf mir einen bewundernden Blick zu, und ich schaute an mir runter, um zu sehen, was ihn so faszinierte. Sophies Kleid war mir zu eng und quetschte meine dürftige Oberweite fast aus der trägerlosen Korsage mit Goldstickerei raus, während meine Taille von dem Rippenkorsett schmal eingeschnürt wurde. Der bauschige Rock reichte gerade so bis zum Boden, aber ich würde mich über die Länge eines gestohlenen Kleids sicher nicht

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