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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Miryam musste geredet haben. Aber
weshalb? Sie war doch nicht nur Halvas Tante, sondern auch
ihre Freundin. Oder etwa nicht? Halva hatte ihr schließlich
immer vertraut.
    Nun, viel friedlichen Schlaf sollten die Mansouris in der
nächsten Zeit auch nicht bekommen. Dafür wollte er sorgen.
Aber erst musste er herausfinden, was mit Halva los war.
    Kai atmete flach, als er aus dem Schatten des Säulenganges
heraus auf den Rathausplatz glitt. Mittlerweile waren schon mehr Leute unterwegs und Kai fühlte sich nicht mehr
ganz so verlassen.
    Er rannte in Richtung Welserplatz. Sein Ziel war Halvas
Haus, doch dazu brauchte er Verstärkung. Allein konnte er
nichts gegen Cyrus ausrichten, das wusste er seit der vergangenen
Nacht. Der Typ hatte offensichtlich nicht alle Tassen
im Schrank. Was war er fähig, Halva anzutun? Eine Gänsehaut
bildete sich auf Kais Armen. Die Angst um sie ließ ihn
noch schneller laufen.
    Er zögerte nun nicht mehr, sondern zog sein iPhone wieder
hervor und tat, was er zuerst nicht hatte tun wollen.
Aber plötzlich sah er keine andere Möglichkeit mehr, um
Halva zu retten.
    »Polizei Hauptstelle Augsburg West, guten Morgen?«,
meldete sich eine verschlafene Stimme.
    »Ja, hallo, hier ist Kai Blessing«, sagte Kai mit fester Stimme.
»Ich möchte Anzeige erstatten.«

Kai kam noch vor der Polizei bei dem großen Mehrfamilienhaus
an. Er sah zu Halvas Zimmerfenster hinauf. Es war
dunkel und die Vorhänge waren zugezogen. Er zückte ein
letztes Mal sein Telefon, konnte sie aber immer noch nicht
erreichen.
    Also gut, dann eben auf die ganz altmodische Art und
Weise, dachte Kai. Er bückte sich, hob einige Kieselsteine
auf und zielte genau. Wenn er jetzt nur nicht das Zimmer der
Eltern erwischte! Die Kieselsteine prallten gegen die Scheibe.
Er wartete einige Atemzüge lang ab. Nichts geschah. Er
warf eine weitere Handvoll, und kurz darauf sah er, wie die
Gardine sich bewegte.
    »Halva!«, flüsterte er in die Nacht, doch in seinen Ohren
hallte es lauter als ein Schrei. Sie lebte. Sie war noch da! Ihm
wurde vor Erleichterung ganz anders.
    Halva sah sich einmal über die Schulter um und öffnete dann das Fenster. Selbst aus dieser Entfernung konnte Kai
sehen, dass ihr Gesicht vom Weinen geschwollen war – oder
hatten sie sie etwa geschlagen? Seine Kopfhaut prickelte
plötzlich vor Zorn. Wenn sie es wagten, sie anzurühren …!
    »Halva, was ist los?«, rief er so leise wie möglich zu ihr
hinauf. »Was ist passiert? Weshalb kann ich dich nicht erreichen?
«
    Sie hob erschrocken die Hände vor den Mund. »Kai! Gott
sei Dank ist dir nichts passiert …« Es klang, als würde sie
gleich wieder in Tränen ausbrechen.
    »Mir nicht«, sagte Kai düster. »Warum gehst du nicht ans
Telefon? Komm runter zu mir. Komm raus. Lass uns abhauen.
Ich habe die Nase voll von dem ganzen Theater.«
    Halva schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Sie haben
alles herausgefunden, Kai. Miryam hat uns verraten.«
    »Miryam?«, fragte Kai entsetzt. Seine Ahnung vorhin am
Café war also richtig gewesen. Er sah Halva im Grau des
frühen Morgens nicken.
    »Sie muss verrückt geworden sein. Jetzt lassen sie mich
nur noch zur Schule gehen und sonst nirgendwohin. Ich soll
auf Schritt und Tritt bewacht werden, ehe ich in den Iran
verschickt werde …« Halva begann nun wirklich zu weinen
und streckte ihre nackten Arme in die kalte Morgenluft hinaus.
»Kai, oh, Kai!«
    Halvas Tränen brachen den letzten Damm in Kais Innerem,
und er war nun wild entschlossen zu handeln. »Ich hole
dich heute Nacht, Halva.«
    »Wie denn? Alle Türen sind verschlossen.«
    »Dann steig durchs Fenster. Ich fange dich auf. Pack ein
paar Sachen ein. Und auch deinen Pass.«
    »Mein Pass ist im Wohnzimmer, da komme ich nicht hin.«
    »Hm, egal. Uns fällt etwas ein. Ich komme um neun, okay?«
    Halva nickte und wandte sich hastig um. Sie musste ein
Geräusch gehört haben, denn Kai sah, wie sie das Fenster
schloss und schnell ins Zimmer zurückwich. Dann fiel die
Gardine wieder vor die Scheibe und Kai stand allein und
frierend auf der Straße.
    »Halva«, flüsterte er noch einmal. Er wollte sie nur sehen,
sich noch einmal versichern, dass sie noch da war und dass
es ihr gut ging. Wenigstens hatten sie sie nicht verletzt. Weshalb
um alles in der Welt hatte Miryam sie verraten? Er
wandte sich um und ging langsam davon, aber nicht, ohne
sich noch ein, zwei Male nach Halvas Fenster umzusehen.
Nichts rührte sich. Seine Gedanken rasten. Wo wollte er
heute Abend mit Halva

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