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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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sie beide nicht aus den Augen. Er wollte
Halva nicht noch mehr Probleme bereiten, als sie sowieso
schon hatte. Halva legte ihm ihre schönen schmalen Hände
auf die Brust, und Kai dachte, er müsste ohnmächtig werden,
als sie ihre Stirn an seine Schulter legte. Dann hob sie
den Kopf und flüsterte: »Wir müssen nachgeben, Kai. Ich
kenne meinen Vater und ich kenne Mudi …«
    »Aber …« Er fuhr auf, doch sie legte ihm den Zeigefinger
auf die Lippen, ehe sie hastig weitersprach: »Sch! Lass uns zum Schein nachgeben und Zeit kaufen. Ich habe mein
Handy, und wir haben den Montagmorgen, wenn ich die
Halva mache. Er gehört uns. Auf Miryam ist Verlass. Sie
hilft mir – uns beiden, okay? Montagmorgen. Dann können
wir weitersehen.«
    Kai nickte benommen.
    »Ich liebe dich. Vertrau mir«, flüsterte sie noch, bevor sie
ihn auf die Wange küsste und sich dann von ihm löste. Mit
wenigen Schritten war sie bei Mudi, der ihr sofort besitzergreifend
den Arm um die Schulter legte.
    Alle drei standen noch immer nahe beieinander.
    »Mudi …«, begann Kai.
    »Was denn?« Mudi wollte Halva nicht loslassen, doch sie
wand sich aus seinem Arm.
    »Ich komme schon mit, keine Sorge.«
    »Ich werde Halva von nun an jeden Tag abholen, Kai. Es
tut mir leid, verdammt noch mal. Mir bleibt keine Wahl.
Aber dir schon.«
    »Was meinst du damit?« Kai konnte seinen Blick nicht von
Halvas Gesicht lösen. Er wollte Mudi ins Gesicht schreien,
dass sie beide Bescheid wussten. Aber das hieße, die Karten
auf den Tisch zu legen. Dann hätten sie keine Möglichkeit
mehr, sich zu sehen. Der Gedanke war unerträglich, und so
schwieg er, als Mudi mit den Schultern zuckte und sagte:
»Du kannst doch alles tun. Dir steht alles offen. Alles. Bitte,
halt dich hier raus. Bitte, Kai.« Mudis Augen füllten sich mit
Tränen, als er eindringlich hinzufügte: »Bitte. Sei vernünftig.
Du weißt doch gar nicht, worum es hier geht.«
    »Dann erklär es mir«, forderte Kai zornig. Jetzt war er
gespannt, welche Ausrede Mudi sich einfallen lassen würde.
    »Das kann ich nicht. Das geht nur meine Familie etwas
an«, erwiderte Mudi abweisend.
    Kai öffnete den Mund, doch Halva warf ihm einen flehenden
Blick zu. Er schluckte. Auch ihm blieb im Moment
keine andere Wahl. Er durfte sein Wissen nicht zeigen, sondern
musste das Spiel vorerst mitspielen. Und so nickte er,
obwohl ihm das Herz dabei brach.
    »Lass uns jetzt gehen, Halva«, sagte Mudi. »Heute ist es
für uns alle genug.«
    Dann sah er zu Kai. »Bis morgen in der Uni.«
    Kai schwieg. Fürs Erste hatte er Mudi nichts zu sagen, was
nicht in Beleidigungen ausartete.
    Halva warf ihm einen letzten Blick zu. Sie hatte Tränen in
den Augen. Nur für sie blieb er stehen und schaute ihr und
ihrem Bruder nach, wie sie die Straßen hinuntergingen und
dann um die Ecke verschwanden.
    Er war nun allein auf der Straße. Die letzten Schüler hatten
sich verlaufen und die Bibliothek war geschlossen. Er
sog die kalte Luft ein, bis seine Lungen schmerzten wie sein
Herz.
    Kai ballte die Fäuste und biss sich auf die Knöchel, ehe er
vor Wut gegen einen Baum trat, der am Rande des Gehwegs
wuchs. Etwas Schnee rieselte von den Zweigen. Kai schrie
Halvas Namen in den Himmel und sein Echo hallte in der
leeren Straße zwischen den hohen Hauswänden wider. Es
klang höhnisch. Er presste sich verzweifelt die Hände auf
die Ohren.
    Nun war es wieder still. War alles vorbei?
Alles
war vorbei.
    Doch plötzlich hatte er eine Idee. Eine Idee, die so einfach
und in sich so vollkommen war, dass er lachen musste.
    Vernünftig sollte er sein? Das konnten sie haben! Logischer
als das, was er vorhatte, ging es nicht. Denn wie bitte schön
konnte man jemanden noch verheiraten, wenn diese Person
schon verheiratet war?

Für Halva begann eine neue Art, die Zeit zu messen. Was
waren schon noch Wochen und Monate? Alles, Sekunden,
Minuten, Stunden, wurde von nun an in nur einen Moment
gepresst. Den Moment, wenn Kai sie nach ihrer Frühschicht
vom Café abholte. Wenn es draußen noch dunkel und kalt
war, aber in ihrem Herzen die Sonne aufging: jeden Montagmorgen.
    Das Warten auf den Montag und die vielen zehntausend
SMS davor und danach bestimmten nun ganz ihren Tagesablauf.
    Wir schaffen das.
    Lass sie glauben, dass wir nachgeben.
    Halte durch. Ich liebe dich.
    Dann kam eine SMS von Kai, die Halva wie ein Faustschlag
in den Magen traf:
    Ich habe gerade, als Mudi neben mir stand, den Skiurlaub mit
Selina und ihren Freunden gebucht. Vertrau mir.
    Halva

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