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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Hoffnung verschwand.
Mamii – wusste –
Bescheid!
Sie hatte sie in all den Jahren nie gewarnt, in keinem
einzigen Brief.
    Halva wurde schwindelig vor Elend und der Schweiß sammelte
sich in ihrem Nacken. Konnte denn niemand in dieser
Sauna mal das Fenster öffnen?
    »Es ist ein gut überlegtes Arrangement«, sagte Mudi.
    Halvas Augen funkelten vor Zorn. Mudi widerte sie in
diesem Moment nur noch an. »Von einem gut überlegten
Arrangement kann ja wohl keine Rede sein. Das ist ein Kuhhandel
erster Klasse. Mehr nicht. Ich soll auf dem Altar eurer
Freiheit geopfert werden.«
    Mudi setzte zu einer Antwort an, aber Halva schnitt ihm
das Wort ab. »Du halt den Mund. Dir geht es doch nur um
dein Studium und deine glorreiche Zukunft als Jurist. Dafür
würdest du über Leichen gehen. Nein, Mudi, falsch gesagt:
Dafür gehst du über Leichen! Meine nämlich!«
    »Aber, Halva, das stimmt doch nicht. Wer sagt denn, dass
du unglücklich wirst? Mamiis Ehe mit Großvater war auch
arrangiert«, setzte Mudi noch einmal an.
    »Das war eine ganz andere Zeit mit anderen Sitten. Falls
es dir entgangen ist: Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert
in Deutschland, wo Zwangsehen untersagt sind,
Herr Jurist.«
    »Niemand redet von einer Zwangsehe.«
    »Ach nein? Du vielleicht nicht. Ich schon.«
    »Nein. Es geht hier um die Ehre und das Ansehen deiner
Familie.«
    Halva war vor Erstaunen ganz baff. »Wo denn das? Hier in
Deutschland wohl kaum. Hier kommt ihr alle in den Knast,
wenn ich damit an die Öffentlichkeit gehe.«
    »Nein, im Iran«, entgegnete ihre Mutter ruhig und ignorierte
Halvas Drohung. »Dein Vater hat sein Wort gegeben.«
    »Das ist mir mittlerweile klar«, sagte Halva beißend. »Aber
kannst du mir bitte sagen, weshalb es euch um euer Ansehen
in einem Land geht, in dem niemand von uns mehr lebt? Das
alles gehört doch der Vergangenheit an.«
    »Nein, das tut es nicht«, fuhr Cyrus auf. »Ich bin noch
immer Offizier der iranischen Armee, auch wenn ich hier
im Café hinter dem Tresen stehe. Ich werde es mein Leben
lang sein. Mein Herz schlägt noch immer für die Ehre meines
Vaterlandes. Und wenn der Iran jetzt gerade von dunklen Mächten zerrissen wird, so glaube ich doch an seine Zukunft.
Ich weiß, wozu unser Land und unser Volk fähig sind.«
    »Das sehe ich jetzt auch«, sagte Halva mit bitterem Spott.
»Du denkst doch nicht, dass ihr je wieder im Iran leben werdet,
oder?«
    Cyrus sah seine Tochter statt einer Antwort nur schweigend
an und die schüttelte entsetzt den Kopf. »Unglaublich.
Ich soll also für den Fall eines Falles den Weg bahnen. Damit
auch ja dem fabelhaften Ansehen der Familie Mansouri hinter
den Elburs-Bergen bei den sieben Mullah-Zwergen kein
Schaden zugefügt wird. Ich muss hier raus. Sofort!«
    Sie wollte aufstehen, doch Baba langte über den kleinen
Tisch und riss sie auf ihr Kissen zurück. Sein Griff an ihrem
Arm schmerzte.
    »Halva!«, donnerte er. »Es geht hier um deine Familie! Es
gibt nichts Wichtigeres und Größeres als die Familie! Der
oder die Einzelne zählt nicht. Das musst du doch wissen.«
    Halva schüttelte unter Tränen den Kopf und schrie nun
ebenfalls. »Vielleicht weiß ich das
nicht mehr
. Du wolltest,
dass Mudi und ich Deutsche werden. Jetzt sind wir Deutsche.
Aber während Mudi in ein paar Jahren als großer Richter
die Freiheit hochhalten soll, werde ich im Namen der
Familie wie ein Lamm geschlachtet.«
    »Du …«, zischte Cyrus und hob drohend die Hand. Halva
duckte sich vor ihm. Baba hatte sie noch nie geschlagen.
NIE. Ihre Mutter fiel ihm in den Arm. Baba atmete tief ein,
schloss die Augen und fasste sich.
    »Baba, Halva. Jetzt übertreibt nicht«, versuchte Mudi
den Streit zu schlichten. Ihm war sichtlich unwohl zumute.
»Schau, Halva, vielleicht ist Sharim ein sehr gut aussehender und netter junger Mann, der dich auf Händen trägt? Dann
können wir all das hier vergessen. Lass uns mit diesem Streit
aufhören. Bitte. Du wirst dann selbst an dein vermasseltes
Date mit Kai nicht mehr denken.«
    Ihr
was
bitte schön? Ihr –
Date?
Halva starrte ihn an. Wie
konnte man sich nur so täuschen und nicht sehen, was direkt
vor der eigenen Nase passierte? Ihr Date??? Sie würgte an
ihren Tränen. Mudi hatte ja keine Ahnung.
    Es ging hier nicht um ein
Date
, sondern um Liebe – und
um ihr Leben, genauso wie um Kais.
    Sie atmete aus und zwang sich zur Ruhe. Ehe sie sprach,
wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Sollte er das
nur glauben. Ein Date. Nicht mehr. Das konnte

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