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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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zuckte die Schulter. »Ohne Schmuck ist die Halva
doch nur weiß.«
    »Und? Was heißt hier
nur
weiß? Weshalb kann sie das
nicht sein? Ich mag Weiß. Das ist so rein und unschuldig.«
    Halva wurde rot, ehe sie antwortete: »Weil ich dir so viel
zu sagen habe. Mamii hat mir damals erklärt, dass die Halva
eine Botschaft ist. Wenn ich sie nicht schmücke, ist das das
Ende aller Botschaften. Dann gibt es nichts mehr zu sagen.«
    »Aber Weiß ist doch Reinheit und Vollkommenheit, Harmonie
und Licht, oder?«
    »Stimmt«, gab Halva zu. »Du kannst dir die Bedeutung
beinahe aussuchen. Vielleicht habe ich davor Bammel.«
    »Für mich ist Weiß das Licht. Die Hoffnung auf Erlösung.«
    »Da spricht der Katholik in dir.«
    »Vielleicht. Vielleicht sind wir uns auch zum ersten Mal
gerade nicht einig.«
    Halva sah ihn ernst an. »In dem Fall gebe ich gerne nach.«
    »Also, wenn du mir eine rein weiße Halva machst, ist das
das Ende aller Botschaften?«
    »Ja. Und doch gleichzeitig auch die Hoffnung auf Erlösung.
«
    »Das klingt doch wunderbar«, sagte Kai und schenkte sich
noch von dem Tee nach. »Dann muss ich ja vor der weißen
Halva keine Angst haben.«
    Halva legte das letzte Veilchen auf das Konfekt und schob
das Tablett in die Vitrine. Sie lächelte. »Nein, das musst du
nicht. Wenn die Zeit reif ist, dann mache ich eine weiße
Halva. Nur für dich.«
    »Ich freue mich darauf«, sagte Kai zärtlich, nahm ihren
Mantel vom Haken und half ihr hinein.
    Halva umarmte Miryam kurz. »Danke – wie immer. Grüß
mir deinen Bäcker!«
    Miryam wurde rot. »Du kannst ihn Lukas nennen«, sagte
sie dann schnell.
    Halva schmunzelte. »Also, dann grüß mir Lukas.«
    »Mach ich. Er hat eh schon nach dir gefragt, wie es dir
geht, und sich gewundert, weshalb man dich nie sieht.«
    »Ich weiß. Kai kommt immer früher und früher.«
    »Das nächste Mal campiere ich vor dem Café«, sagte Kai.
»Dann bin ich schon vor euch da. Jede Minute mit dir zählt!
Außerdem sehe ich dann, wer am Montagmorgen die Geschenke
für dich ablegt.«
    Als Kai und Halva eng umschlungen in die eisige Kälte des
Dezembermorgens traten, lag auf der Schwelle ein weiches
Paket mit einer Karte daran.
    »Schon wieder!«, sagte Kai und wollte sich nach dem
Päckchen bücken, doch Halva war schneller als er.
    »Wenn ich nur wüsste, von wem die Geschenke kommen!
«, sagte sie und packte es aus. In dem weihnachtlichen Geschenkpapier lag ein dezent gemusterter Schal, wie eine
Fünfzigjährige ihn sicher gerne tragen würde.
    Kai schnaubte belustigt. »Mein Konkurrent schon wieder.
Wenn ich den Kerl erwische. Wirklich noch ein Grund, um
mich auf die Lauer zu legen.« Aber nach der Diskussion um
seinen Skiurlaub war seine Lässigkeit nicht mehr wirklich
überzeugend.
    Halva führte instinktiv den Schal an ihre Nase.
    »Komisch …«, begann sie, überlegte dann kurz und brach
ab, ehe sie noch einmal an dem Stoff roch.
    »Was?«, fragte Kai sie.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nichts. Lass uns gehen.«
    Halva kuschelte sich an Kai und er legte seinen Arm um
ihre Schultern. Die wirbelnden Schneeflocken gestanden
dem Morgen gerade mal ein fahles Licht zu. Im Davongehen
sahen ihre beiden Körper wie einer aus.
    Als Halva am Abend ein letztes Mal ihre Mails prüfte, war
eine Nachricht von
[email protected]
bei ihr eingegangen.
Sie saß reglos auf ihrem Bett und sah nur auf den
Namen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie die Kraft
fand, die Nachricht zu öffnen. Er schrieb in Farsi und sie
kämpfte sich durch die Mail.
    Liebe Halva,
    ich habe Deine Adresse über meinen Vater von Deinen Eltern erhalten
– komisch, wenn sich die Eltern so einmischen, was? Noch
komischer, wenn man sich gar nicht kennt und sich doch so schreibt,
als ob. Vor allen Dingen, ehe man sich zum ersten Mal sieht. Obwohl
ich ein Bild von Dir kenne – was für schöne Augen Du hast.
Das soll jetzt nicht nach einem plumpen Kompliment klingen, ich
wollte es einfach sagen. Hier ist es schon spät, dreieinhalb Stunden
später als bei Dir in Deutschland. Wie ist der Winter dort? Hier
liegt der Schnee beinahe bis zu meinen Knien, wenn ich morgens
in vollkommener Dunkelheit zur Uni stapfe. Busse fahren gerade
keine, und die Straßen sind noch nicht geräumt, sodass es weder
mit dem Motorrad noch mit dem Fahrrad ein Durchkommen gibt.
In diesem Semester muss ich meine Prüfung in Anatomie ablegen.
Welche Fächer hast Du zu deinem Abitur belegt? Welche Musik
hörst Du gerne? Ich hoffe, noch anderes als

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