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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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viele Tage sie unterwegs gewesen waren.
    Am Nachmittag war er so erschöpft, daß es ihm egal wurde, in welche Richtung er ging. Er wußte, daß er dabei war, sich umzubringen, und auch das war ihm egal. Er rutschte einen steilen Hang hinab, zu müde, um sich einen leichteren Abstieg zu suchen, glitt aus und rollte zu Tal. Steine und dornige Büsche rissen sonnenverbrannte, entzündete Haut von seinen Armen und Beinen.
    Die Schmerzen ließen nach einiger Zeit wieder nach, oder er gewöhnte sich an sie, er wußte nicht, welche der beiden Erklärungen zutraf. Als er wieder einigermaßen klar denken konnte, war er wieder auf den Beinen. Er konnte sich nicht erinnern, aufgestanden zu sein. Aber das war auch nicht mehr wichtig, genausowenig wie die Rettungskapsel und die See, Leben oder Tod. Er bewegte sich, also lebte er, also bewegte er sich.
    Die Sonne senkte sich auf den Horizont, und Kurt schritt auf sie zu. Sie war sein Richtpunkt, sein Leitstern in dieser endlosen Weite. Sie führte ihn jetzt ständig bergab in ein Land, dessen Konturen und Bäume freundlicher und vertrauter wirkten.
    Es wurde Nacht. Er stand auf dem runden Gipfel eines Berges und lehnte sich auf seinen Stab. Er hatte Angst, sich zu setzen, weil er glaubte, nicht mehr die Kraft zu haben, um wieder aufstehen zu können. Am Fuß des Berges erkannte er die dunklen Konturen eines Waldes. Er ging weiter den langen, sanft abfallenden Hang hinab.
    Ein Licht leuchtete aus dem Dunkel. Kurt blieb stehen und rieb sich die Augen, um sicherzugehen, daß er es wirklich sah. Es war ein Lagerfeuer, erkannte er.
    Er ging darauf zu, getrieben von einer wilden Hoffnung, entschlossen, zu töten, wenn es nötig sein sollte, um sich Wasser und Nahrung zu verschaffen.
    Das Licht verschwand, als er durch eine lange, flache Senke ging, und er fürchtete, es verloren zu haben. Aber als er den anderen Rand der Senke erreichte, sah er es wieder, viel näher jetzt, hinter einer dünnen Wand von Büschen und Gestrüpp. Dann hörte er Stimmen, undeutlich, leise, aber es waren Nemet-Stimmen, mehrere Männer in ruhigem Gespräch.
    Plötzlich Stille. Das leise Rascheln von Zweigen. Das Feuer flackerte. Er zögerte, spürte Panik in sich aufsteigen, als er das Gefühl hatte, daß jemand an ihn heranschlich.
    Ein Zweig zerbrach krachend dicht neben ihm, ein Arm umspannte von hinten seinen Hals, riß seinen Kopf zurück. Er stürzte zu Boden. Zwei Männer hielten ihn fest, einer umklammerte seinen rechten Arm, der andere kniete auf seinem linken. Die Klinge eines Messers preßte sich an seine Kehle.
    Einer der beiden Männer griff nach der Hand des anderen, die ihm das Messer an den Hals preßte.
    »Halt! Es ist t'Morgan«, sagte er leise. Behutsam tasteten sie ihn nach Waffen ab, fanden keine und halfen ihm vorsichtig auf die Füße.
    »Bist du allein?« fragte einer von ihnen.
    »Ja«, versuchte Kurt zu sagen.
    Sie mußten ihn fast tragen. Als sie in den Lichtkreis des Feuers traten, traten weitere Nemet aus dem Schatten.
    Einer von ihnen war Kta. Kurt entdeckte sein Gesicht unter den anderen und glaubte, endgültig verrückt geworden zu sein. Er schüttelte die Hände ab, die ihn hielten, und wollte auf Kta zugehen.
    Er stürzte zu Boden. Als er sich aufzurichten versuchte, kniete Kta neben ihm. Der Nemet wusch Kurt das Gesicht mit Wasser aus einem Fellschlauch. Dann drückte er ihm die Öffnung des Schlauchs in den Mund und zog ihn wieder fort, bevor Kurt zuviel Wasser hinunterwürgen konnte.
    »Wie kommt ihr hierher?« Kurt konnte kaum seine eigenen Worte verstehen.
    »Wir haben nach dir gesucht«, sagte Kta. »Ich habe das Feuer angezündet, damit es dich anlockt, und diesen Zweck hat es ja auch erfüllt, den Göttern sei Dank. Ich war auf dem Weg zu deinem Raumschiff und wollte dort auf dich warten, habe es aber bis jetzt nicht finden können. Bei allen Göttern, niemand geht hier quer durch das Land. Du mußt verrückt geworden sein.«
    »Es war ziemlich hart«, gab Kurt zu. Kta strich ihm das verfilzte Haar aus dem Gesicht und träufelte Wasser auf die verbrannte Haut seines Gesichts.
    »Dein Gesicht ist wie gekocht«, sagte er. »Du solltest dich nur sehen.«
    Kurt fuhr sich über die tagealten Bartstoppeln, die seine untere Gesichtshälfte bedeckten, und sah ein, daß er in den Augen der Nemet wie ein wildes Tier wirken mußte. Die Nemet hatten kaum Gesichts- und Körperhaare. Er richtete sich stöhnend auf. Als er die Knie beugte, hatte er das Gefühl, als ob die

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