Hand von Thrawn 03 - Der Zorn des Admirals
»dass die Herrscher von Emberlene drei Jahre vor der Zerstörung des Planeten einen brutalen Eroberungsfeldzug begonnen hatten. Und dass sie in den ersten zweieinhalb Jahren dieses Zeitraums jede einzelne der Welten in ihrer Reichweite, ein Dutzend an der Zahl, verheerten, eroberten und ausplünderten.«
»Nein«, hörte Shada sich flüstern. »Nein. Das kann nicht wahr sein. Wir würden niemals… zu so etwas wären wir niemals fähig gewesen.«
»Den Durchschnittsbürgern wurde die wahre Geschichte natürlich niemals erzählt«, sagte Car’das. »Wenngleich ich mir einbilde, dass die meisten durchaus zwischen den Zeilen hätten lesen können, wenn es sie wirklich interessiert hätte, was ihre Führer taten. Aber sie hatten den Triumph und die Beute, den Stolz und den Ruhm. Warum sollten sie sich da mit der nackten Wahrheit abgeben?«
Shada musste abermals den Blick von diesen Augen abwenden. Aber es war nicht meine Schuld , wollte sie protestieren. Ich war nicht dabei. Ich habe es nicht getan.
Doch das waren leere Worte, und das wusste sie. Nein, sie hatte wirklich nicht zu jenen gehört, die auf die Eroberungen Emberlenes angestoßen und voller Gier auf weitere gewartet hatten. Aber als sie ihr Leben den Mistryl verschrieb, hatte sie auf ihre Weise dazu beigetragen, die Lüge zu verewigen.
Und das alles, weil sie etwas Besonderes sein wollte.
»Sie sollten nichts hiervon persönlich nehmen, Shada«, drang Car’das’ freundliches Entgegenkommen leise in ihre Gedanken. »Sie wussten nichts. Und die Sehnsucht danach, etwas Besonderes zu sein, ist etwas, das tief in uns allen schlummert.«
Shada sah ihn schneidend an. »Bleiben Sie aus meinem Kopf!«, schnappte sie. »Meine Gedanken gehen Sie nichts an.«
Er deutete eine Verbeugung an. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte nicht in Sie dringen. Aber wenn jemand schreit, ist es für gewöhnlich schwer, nicht zuzuhören.«
»Na, dann geben Sie sich mehr Mühe.« Shada holte tief Luft. »Und was geschah dann? Was hat uns schließlich aufgehalten?«
»Ihre Opfer und die potenziellen zukünftigen Unglücklichen waren zu schwach, um sich selbst zur Wehr zu setzen«, berichtete Car’das. »Also legten sie zusammen und heuerten eine Söldnerarmee an. Diese Armee war… womöglich übertrieben gründlich.«
Übertrieben gründlich . Wieder suchte Shada nach einer zündenden Erwiderung. Doch wieder konnte sie nichts dagegen vorbringen. »Und jedermann im Sektor frohlockte«, murmelte sie.
»Ja«, entgegnete Car’das leise. »Weil eine gefährliche Kriegsmaschinerie gestoppt worden war. Jedoch nicht, weil Unschuldige darunter zu leiden hatten.«
»Nein, die Unschuldigen kommen nie an erster Stelle, nicht wahr?«, sagte Shada. Sie konnte die Verbitterung in ihrer Stimme hören. »Sagt Ihre wahre Geschichte auch, wer diese Söldner waren, die uns vernichtet haben? Oder wer ihre Geldgeber waren?«
Seine Züge schienen sich kaum merkbar zu entspannen. »Wieso wollen Sie das wissen?«
Shada hob die Schulter. Es war das unbehagliche Zucken plötzlich beladener, erschöpfter Schultern. »Mein Volk hat niemals erfahren, wer sie waren.«
»Und was werden Sie damit anfangen, wenn ich Ihnen diese Information gebe?«, fragte Car’das. »Werden sich die Rachegelüste der Mistryl nach all den Jahren gegen die Angreifer richten? Werden Sie neues Leid unter noch mehr Unschuldige tragen?«
Die Worte bohrten sich ihr unvermittelt ins Herz. »Ich weiß nicht, was die Schattenwächterinnen damit tun werden«, erklärte Shada. Ein Schleier, der sich ihr plötzlich über die Augen legte, verzerrte ihr die Sicht. »Ich weiß nur, dass es das Einzige ist, das ich mit zurücknehmen kann, und das vielleicht…« Sie verstummte und fuhr sich mit der Hand über die Augen.
»Sie wollen gar nicht zu ihnen zurück, Shada«, sagte Car’das. »Sie leben eine Lüge, ob sie es nun wissen oder nicht. Das ist nichts für Sie.«
»Ich muss aber«, erwiderte Shada kläglich. »Verstehen Sie das nicht? Ich muss für etwas wirken, das größer ist als ich selbst. Das habe ich schon immer gebraucht. Ich muss etwas haben, an das ich mich halten und dem ich dienen kann und an das ich glaube.«
»Was ist mit der Neuen Republik?«, erkundigte sich Car’das. »Oder mit Karrde?«
»Die Neue Republik will mich nicht«, gab sie ätzend zurück. »Und Karrde…« Sie schüttelte den Kopf. In ihrem Hals brannte eine Säure. »Karrde ist ein Schmuggler, Car’das, so wie sie früher einer waren.
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