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Handbuch für anständige Mädchen

Handbuch für anständige Mädchen

Titel: Handbuch für anständige Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Di Rollo
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Verbot ebenso. Lassen Sie sich nicht überreden, ohne mein Wissen einen Brief aus diesem Haus zu tragen. Ich werde Ihre Taschen durchsuchen, Sir. Ich werde Ihre Taschen durchsuchen. Vergessen Sie außerdem nicht«, rief er, »dass es niemandem gestattet ist, dieses Haus ohne meine ausdrückliche Erlaubnis zu verlassen. Niemandem. Ich bin fest entschlossen. Du wirst nicht mit ihr kommunizieren. Und jetzt lass dieses törichte Gekritzel verschwinden. Bevor ich es mir anders überlege.«
    »Arme Lilian«, sagte Tante Pendleton mit tränenerstickter Stimme. »Man hat sie uns genommen.«
    »Ist sie tot?«, fragte Mr Blake.
    »In meinen Augen ist sie tot!«, schrie Mr Talbot. »Und ich verbiete, dass ihr Name je wieder an diesem Tisch fällt.«
    »Sie ist in Indien«, erklärte Alice. »Sie hat einen Missionar geheiratet. Einen Mr Fraser.«

 

1
    Beinahe das Erste, was Lilian zu hören bekam, als sie und ihr Ehemann in Kalkutta von Bord gingen, war, dass die Hitze Indiens dem Teint europäischer Damen nicht zuträglich sei.
    »Tragen Sie unbedingt immer einen Sonnenschirm bei sich, meine Liebe«, warnte die leichenblasse Gattin eines pensionierten Colonels. »Besonders da Sie so ausgesprochen hellhäutig sind. Und Mitchums Skin Food können Sie hier auch bekommen, direkt aus London verschickt. Es ist von unschätzbarem Wert. Ich selbst benutze es nun schon seit Jahren Tag für Tag, und die Vorzüge sehen Sie ja.«
    Lilian hatte lächelnd genickt und das vergilbte Gesicht der Lady mit Interesse gemustert. Sie fragte sich, in welchem Zustand schauriger Ausdörrung es sich befände, wenn die Ehefrau des Colonels keine kosmetischen Salben hergenommen, sondern der Natur einfach ihren Lauf gelassen hätte. Sie, Lilian, würde so verfahren müssen, da ihr Mann etwas gegen Eitelkeiten wie Nährcremes hatte und es gewiss unwahrscheinlich war, dass er es guthieße, Dosen mit dem Zeug über den Subkontinent transportieren zu lassen, bloß damit seine Frau über den Luxus verfügte, ihr Gesicht jeden Abend wie einen alten Stiefel einfetten zu können. Und was den Sonnenschirm betraf, so würde sie doch bestimmt beide Hände brauchen, um ihre Röcke zu lüpfen, Blätterwerk wegzubiegen oder mit ihrem Gewehr auf Tiger oder Schlangen zu schießen?
    »Sie wird es hier draußen nicht lange machen«, hatte die Gattin des Colonels ihrer Begleiterin, einer untersetzten Dame mit den zitternden Halsfalten eines Bluthundes, zugemurmelt. »Das tut die dünne, blasse Sorte nie. Wenn die Hitze sie nicht umbringt, werden es die Moskitos oder das Wasser tun. Und wenn nicht, gehe ich jede Wette ein, dass sie binnen eines Jahres in die Heimat zurückkehrt.«
     
    Lilian war mit ihrem neuen Gatten, Reverend Selwyn Fraser, nach Indien gereist, der die Absicht hegte, sich bei den heidnischen Hindus als Missionar zu betätigen. Obwohl man schon einige dieser Eingeborenen zum Christentum bekehrt hatte, hatte es ganz den Anschein, als gäbe es noch viele Millionen Seelen, die gerettet werden müssten. Auf der langen Überfahrt von England nach Kalkutta hatte Selwyn Lilian viel von den gottlosen Bräuchen der Hindus erzählt – wie sie beispielsweise zahlreiche falsche Gottheiten verehrten, hauptsächlich einen lächelnden, vierarmigen Kerl im Schneidersitz.
    Tatsächlich war Lilian bereits mit dem Glauben der Hindus wie auch der Sikhs, Jainas, Buddhisten und Moslems vertraut. Hatte sie sich nicht das Schlafzimmer mit einer Schauvitrine voll ritueller Dolche, Schalen und Pantoffeln geteilt, die bei den Bräuchen dieser verschiedenen östlichen Religionen Verwendung fanden? Stand nicht eine Statue von Shiva gegenüber ihrer Schlafzimmertür im dritten Stock des Großen Hauses, neben einem vergoldeten Buddha, einem Papierkorb in Form eines Elefantenfußes und einem mit bunten Seidenstoffen behängten howdah, einer Elefantensänfte?
    Selwyn Fraser fand, dass die Reaktion seiner Gattin bezüglich des angemessenen Grades an Abscheu zu wünschen übrig ließ, und versuchte daher, ihre Empfindungen zu einem Inferno der Empörung anzuheizen, indem er sie mit weiteren Beweisen des unbesonnenen Aberglaubens der Eingeborenen versorgte – wie sie einem schlangenarmigen Götzen Gaben darbrachten, die sie in Form von Münzen in eine der ausgestreckten Hände der Statue legten. Als ob das nicht schon genügte, gründete auch ihr Familienleben auf Verderbtheit, und sie verheirateten ihre Kinder, noch bevor diese alt genug waren, um den Zweck einer solchen Verbindung zu

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