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Handbuch für Detektive - Roman

Handbuch für Detektive - Roman

Titel: Handbuch für Detektive - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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angeheuert? Ich hoffe, er ist gut.»
    «Unter diesen Umständen», sagte Lamech, «ist es wahrscheinlich besser, ich sage es Ihnen nicht.»
    Eine Weile schwiegen die Sivarts. Dann reckten sie sich und streckten sich, bis die Halswirbel knackten. Als sie sich umdrehten, waren ihre Augen geschlossen, und sie hatten die Münder zu einem Grinsen verzogen. «Was denn genau für Umstände?»
    «Ich weiß, wer Sie sind», sagte Lamech.
    Die Sivarts holten tief Luft. Es gab ein schmatzendes Geräusch, als das Gesicht desjenigen in der Nähe an den Rändern Falten zu werfen und zu verschwimmen begann. Eslöste sich ab und fiel zu Boden, wobei es dort zusammenklappte wie ein Omelett in der Pfanne.
    Unwin machte einen Schritt rückwärts. Unten im dritten Archiv hörte er sich selbst ins Kissen wimmern.
    Das Gesicht, das sich hinter dem ersten verborgen hatte, war breit, dumpf und wirkte gelangweilt. Enoch Hoffmann öffnete die Augen und rollte die Ärmel hoch. Jetzt trug der Bauchredner seinen blauen Pyjama mit roten Bordüren.
    Der echte Sivart taumelte rückwärts gegen eine durchsichtige Wand wie eine Marionette, bei der jemand die Fäden durchgeschnitten hatte. Er sah benommen und erschöpft aus, als ob man ihm unsichtbare Schläge verpasst hätte. Hatte sich sein Verstand bereits zu Staub verwandelt? Nein: Er hustete und lächelte Lamech mit einem schmerzverzerrten Ausdruck zu, brachte sogar ein mattes Winken zustande.
    «Ich sollte Sie erdrosseln», sagte Hoffmann zu dem Wächter. Seine normale Stimme klang so, wie Sivart sie in seinen Berichten beschrieben hatte – hoch und flüsternd, eigentlich keine richtige Stimme, weil sie völlig emotionslos klang, selbst wenn sie eine Drohung aussprach.
    «Dann müssten Sie erstmal aufwachen», sagte Lamech. «Und das werden Sie wohl nicht tun, oder? Jetzt, da Sie ihn endlich geschnappt haben, bringen Sie es nicht fertig, ihn wieder laufen zu lassen. Sie sind ebenso ein Gefangener wie er.»
    Der Magier ignorierte ihn; sein Blick ruhte fest auf dem Punkt, an dem Unwin stand. Hoffmann kam auf ihn zu, und Unwin hatte das Gefühl, seine klamme Kleidung sei plötzlich steif gefroren. Die Korridore verlängerten sich, sodass es den Anschein hatte, als näherte sich der Magier aus großer Entfernung und mit der Unvermeidlichkeit einesAlbtraums. Sein Gesichtsausdruck war unergründlich – er wirkte wie aus Holz geschnitzt. «Wen haben Sie denn da mitgebracht?», fragte er.
    Im allerletzten Moment trat Unwin beiseite, und Hoffmann schritt an ihm vorbei. Der Magier griff hinter eine verspiegelte Wand, und als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hatte sich seine Faust um das Handgelenk der Frau mit dem karierten Mantel geschlossen. Hoffmann zerrte sie auf die Füße, sie stieß einen Schrei aus und stolperte vorwärts, wobei ihre Mütze verrutschte. Schließlich erlangte sie wieder das Gleichgewicht, richtete sich auf und rückte ihren Mantel zurecht.
    «He, Kleines», sagte Sivart und sprang auf.
    Lamech setzte sich den Hut wieder auf. «Wo ist die denn hergekommen?»
    Sivart schnaubte. «Sie ist Ihnen gefolgt, Sie Schnösel. Ed Lamech, darf ich vorstellen, Penelope Greenwood! Sie kann, was Sie tun, besser als Sie, kennt jeden ihrer Gedanken und kann Sie kränken, ohne ein Wort zu sagen. Und das alles hat sie sich selbst beigebracht – ein echtes Wunderkind. Enoch, ich glaube, Sie hatten bereits das Vergnügen.»
    Zum ersten Mal, seit er sich zu erkennen gegeben hatte, wirkte Hoffmann erschüttert. Als er die Frau in dem karierten Mantel anblickte, bebte seine Unterlippe.
    «Dad», sagte sie zu ihm. «Wir müssen reden.»
    Lamech sah Sivart an. «Greenwood? Hoffmann und sie? Travis, warum haben Sie darüber nie Bericht erstattet?»
    Hoffmann machte eine unbestimmte Geste in Richtung Lamech. Der Wächter hob die Hände und begann zu sprechen, doch was auch immer er hatte sagen wollen, war nicht mehr zu hören, weil sein Hut auf die doppelte Größe angeschwollen war und seinen Kopf verschluckte. Er zerrte mitbeiden Händen daran, doch die Hutkrempe saß bereits fest unter seinem Kinn, und seine Schreie wurden von dem dicken Filzstoff erstickt.
    Hoffmann machte mit ausgestreckten Armen einen Schritt auf die Frau im karierten Mantel zu. «Ich hab nach dir gesucht», sagte er. «Ich habe alles versucht, um dich zu finden.»
    «Vielleicht wollte ich ja gar nicht gefunden werden.» Sie zupfte einen Fussel von ihrem Mantel und wich seinen Blicken aus.
    «Deine Mutter hat dich mir

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