Handyman Jack 02 - Der Spezialist
zwölftausend werden es dann wohl sein müssen. Wenn Ihnen das zuviel ist …«
Die Türklingel ertönte.
Was, zum Teufel…?
Jack schob den Kopf durch die Tür und blickte in die Halle.
Jemand stand vor der Haustür. Jack konnte durch das geätzte Glas nicht erkennen, wer es war, aber er wußte, daß dieser Besucher Verdruß bedeutete. Eigentlich sollte nämlich niemand anderer im Haus sein als Ramirez und er.
Vielleicht, wenn er das Klingeln einfach ignorierte …
Es klingelte zum zweitenmal.
Zähneknirschend und einen Fluch murmelnd, trat er in die Vorhalle und öffnete die Tür.
Ein rundlicher Asiate in einem ausgesprochen teuren anthrazitgrauen Straßenanzug und einem schwarzen Filzhut stand auf dem Treppenabsatz. Er erinnerte an Harold Sakata, der in Goldfinger den Mr. Oddjob gespielt hatte.
»Ich suche einen David Johns«, sagte der Mann. »Ist er da?«
Wer ist das? dachte Jack angestrengt. Etwa jemand von Hudak Realty?
Er hatte das untrügliche Gefühl, daß sein kleines Schwindelunternehmen jeden Moment in sich zusammenbrechen würde … Aber er konnte sich nicht dumm stellen … schon gar nicht, während Ramirez in Hörweite war.
»Darf ich fragen, wer …?«
Er sah, wie der Mann erstarrte, als er über Jacks Schulter blickte.
»Mr. Ramirez«, sagte der Asiate.
Jack fuhr herum. Ramirez stand in der Eingangshalle und starrte den Besucher an.
»Hallo … Sung.«
Die Szene erzeugte eine seltsame Dejà-vu-Atmosphäre, als träfen Jerry und Newman in einer Seinfeld-Folge in der Dritten Welt aufeinander.
Als sich Jack wieder dem Asiaten zuwandte, sah er, daß der Mann bereits die Vorhalle betreten hatte.
»Ich möchte mir die Immobilie ansehen«, verlangte er.
Das war schlecht – schlecht, weil Jack absolut keine Verwendung für einen dritten Mitspieler hatte. Dieser neue Interessent war nicht nur eine Wildcard, er war eine Wildcard, die Ramirez kannte.
»Es tut mir leid … Mr. Sung, nicht wahr? Eine Besichtigung ist nur nach vorheriger Absprache möglich.«
»Aber ich habe versucht, bei Ihnen einen Termin zu bekommen. Ich habe dreimal angerufen, aber niemand hat sich bei mir gemeldet.«
»Tatsächlich?« sagte Jack langsam, wohl wissend, daß Ramirez genau zuhörte. »Das ist seltsam. Ich habe Ihre Nachricht nicht erhalten. Vielleicht funktioniert der Anrufbeantworter wieder mal nicht richtig.« Er schnippte mit den Fingern, als hätte er soeben eine Erleuchtung. »Deswegen waren die Anrufe so schlecht zu verstehen! Das Gerät ist wahrscheinlich defekt.«
»Vielleicht«, sagte Sung. »Deshalb habe ich beschlossen, auf gut Glück herzukommen und nachzusehen, ob jemand hier ist.«
»Und jetzt haben Sie es gesehen«, ergriff Ramirez das Wort. »Ich bin hier, also können Sie gehen.«
Die beiden waren nicht gerade die besten Freunde, dachte Jack. Und lag da vielleicht sogar ein Hauch von Nervosität in Ramirez’ kalten dunklen Augen? Offenbar hatten beide ihre Büros im selben Gebäude – das war die einzige Möglichkeit, wie Sung an ein Flugblatt gelangt sein konnte.
Und vielleicht waren sie einander schon bei früheren Immobiliengeschäften ins Gehege gekommen.
Jack kam der Gedanke, daß er diese Wildcard in die eigene Hand nehmen und gegen Ramirez ausspielen könnte.
»Ich bin froh, daß Sie das getan haben, Mr. Sung. Mr. Ramirez war gerade im Begriff zu gehen, daher bin ich gleich für Sie frei, um …«
»Moment mal«, sagte Ramirez. »Ich habe ein Angebot gemacht, und es wurde akzeptiert. Wir haben einen Handel abgeschlossen.«
»Aber Sie erklärten doch, daß Sie niemals eine Anzahlung in bar leisten.«
»Ich sagte, daß ich das noch nie getan hätte. Ich habe nicht gesagt, daß ich es niemals tun werde.« Er deutete hinter sich ins Wohnzimmer. »Kommen Sie, wir müssen noch einige Punkte klären.«
Sung verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich warte gerne.«
Jack ging mit Ramirez in sein Behelfsbüro zurück und schloß die Tür hinter sich.
»Ich gebe Ihnen einen Scheck«, sagte Ramirez.
Jetzt hab’ ich dich, dachte Jack.
Nun konnte er sich zieren und so tun, als ließe er sich nicht so leicht überreden.
Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Mr. Gates hat darauf bestanden, daß die Zahlung in bar erfolgen muß.«
»Ich habe soviel Geld niemals bei mir. Das hat niemand. Warum muß es denn Bargeld sein?«
»Ich kann Ihnen schlecht Mr. Gates’ Beweggründe erläutern«, erwiderte Jack mit einem Achselzucken. »Er bekommt starke Medikamente, und vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher