Handyman Jack 02 - Der Spezialist
riechenden Vorderzimmer von Thomas’ Wohnung.
Alicia hatte staunend verfolgt, wie Jack, indem er einige drahtähnliche Werkzeuge benutzte, eine Tür nach der anderen geöffnet hatte, um in Thomas’ Apartmenthaus einzudringen. Sie mußten nur zwanzig Minuten ausharren, ehe sie das Geräusch eines Schlüssels im Schloß der Wohnungstür vernahmen. Jack sprang auf und verschwand und ließ Alicia allein zurück.
Thomas kam herein und knipste das Licht an. Er erstarrte wie ein Reh im Licht eines Autoscheinwerfers, als er sie erblickte.
»Alicia? Was hast du …?«
In diesem Moment tauchte Jack hinter der Tür auf und schlug sie zu. Thomas machte einen schnellen Schritt nach links und starrte Jack an.
Alicia sah, wie die Farbe aus seinem pockennarbigen Gesicht wich.
»Wer …?«
»Ein Freund Ihrer Schwester«, antwortete Jack, packte ihn am Kragen und stieß seinen birnenförmigen Körper quer durch den Raum. »Hinsetzen!«
Alicia erschrak über Jacks grausamen Gesichtsausdruck. Er wirkte richtig … raubtierhaft. Er glich ganz und gar nicht mehr dem Mann, dem sie noch vor einer knappen Stunde ihre intimsten Geheimnisse anvertraut hatte. Welcher war der wahre Jack?
Thomas stolperte, stieß gegen einen Sessel. Unbeholfen und nicht ganz freiwillig setzte er sich.
»Was wollen Sie?«
»Antworten«, erwiderte Jack. »Und vielleicht möchte ich mir auch ein paar Bilder ansehen.«
»Das können Sie nicht tun«, jammerte Thomas. »Ich rufe die Polizei!«
Plötzlich hatte Jack eine kleine Pistole in der Hand und zielte damit auf Thomas’ linkes Knie. Dann ließ er sie weiterwandern zum rechten.
»Welches Knie zuerst? Alicia, Sie dürfen es sich aussuchen.«
Ich? dachte sie, und Panik ergriff sie. Ist das sein Ernst? Was hat er vor? Und dann erinnerte sie sich an das, was Jack ihr eingehämmert hatte, als sie in das Apartment eingedrungen waren: Ich werde wahrscheinlich ein wenig grob mit ihm umspringen müssen, aber egal, was ich tue, spielen Sie auf jeden Fall mit.
Jack zielte nun mit der Pistole auf Thomas Schoß. »Oder wie wäre es dort?«
Okay, dachte sie. Ich spiele mit.
»Ich überlege«, sagte sie.
»Alicia!« jammerte Thomas. »Halte ihn auf! Sie haben mir von ihm erzählt! Laß nicht zu, daß er auf mich schießt!«
Sie bemerkte den dunklen feuchten Fleck, der sich im Schrittbereich von Thomas’ Sporthose langsam vergrößerte. Er mußte richtige Horrorgeschichten über Jack gehört haben.
»Dann bring sofort die ›Meister-Kollektion‹ her, von der du mir erzählt hast!« befahl Alicia.
»Okay! Okay! Ich tu’s. Sie ist im Schlafzimmer. Ich hole sie sofort!«
Er stand auf und eilte an Alicia vorbei, während Jack ihm folgte.
»›Ich überlege‹«, flüsterte Jack mit einem Augenzwinkern, als er an ihr vorbeiging. »Wunderbar.«
Und nun, als sie allein war, schaute sie sich um. Dies war das erste Mal, daß sie die Gelegenheit hatte, das Apartment bei Licht zu betrachten. Es herrschte ein schreckliches Durcheinander. Überall lagen getragene Kleidung, schmutziges Geschirr und Essensbehälter herum. Und dieser Geruch … sie vermutete, daß er einem Pizzakarton entströmte, der über einem Heizungskörper auf der Fensterbank lag.
Die beiden Männer kamen nur wenige Sekunden später zurück. Thomas trug zwei Pappkartons, und Jack hatte einen dritten auf den Armen … und eine weitere Pistole.
»Sehen Sie sich mal an, was Thomas noch alles besitzt«, sagte Jack. »Eine niedliche kleine .32er.«
Aber Alicia hatte nur Augen für die Kartons.
Er hat die Kollektion, dachte sie entsetzt. Er hat sie tatsächlich. Im stillen hatte sie immer noch gehofft, daß er geblufft hätte.
»Ist das alles?« wollte Jack wissen.
Thomas nickte heftig. »Ja.« Immer noch stehend wandte er sich an Alicia. »Ja, ich schwöre.«
»Warum, Thomas? Abgesehen davon, daß man damit jemanden erpressen kann, warum hast du diesen Schmutz behalten? Es ist geradezu ein Katalog der Erniedrigung.«
»So schlimm war es doch nicht. Ich meine, warum diese Aufregung? Niemand ist zu Schaden gekommen.«
Jack hob eine Faust, und Alicia glaubte, er würde Thomas schlagen, doch er sah sie fragend an, und sie schüttelte den Kopf. Ihr ganzes Leben lang hatte sie niemals den Wunsch gehabt, über diesen Abschnitt ihrer gemeinsamen Kindheit zu reden – nun konnte sie nicht damit aufhören.
»Niemand ist zu Schaden gekommen? Was ist mit dir? Wie war denn dein Leben bisher? Hast du jemals auch nur eine einzige intime Beziehung mit
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