Handyman Jack 02 - Der Spezialist
sogar dringend nötig. Ich hatte schon frühzeitig vermutet, daß ich am Ende in die Röhre schauen würde, wenn wir das hier gefunden hätten. Aber dazu wird es nicht kommen.«
Jack schob seinen linken Fuß ein paar Zentimeter in Richtung Tür. Dann, indem er es aussehen ließ, als verlagerte er lediglich das Gewicht, lehnte er sich nach links und zog den rechten Fuß nach. Ehe er an diesem Morgen losgefahren war, hatte er unter dem Vordersitz des Taurus eine 9 mm Tokarew versteckt. Wenn er es schaffte, lebendig durch die Tür zu kommen, dann hatte er eine Chance, auch den Wagen zu erreichen.
Und dann wären die Karten in diesem Spiel völlig neu verteilt.
»Seien Sie nicht dumm, Thomas«, sagte Kernel und hob die Hände wie ein Bittsteller. »Daran hat niemand jemals gedacht. Sie werden natürlich genau bezahlt, wie es vereinbart wurde.«
Ein weiterer unauffälliger Schritt … und eine erneute Gewichtsverlagerung …
»Verdammt richtig – das werde ich auch. Dies ist mein Eigentum, nicht Ihres. Meins. Und ich habe ein Anrecht darauf. Daher diktiere ich die Bedingungen.«
»Wir haben bereits gültige Bedingungen«, meinte Kernel.
»Es wird neu ausgeteilt«, sagte Thomas. »Es ist mein Kartenpack, und ich sage das Spiel an. Aber zuerst …« Er befeuchtete seine Lippen. »Zuerst sollen alle Waffen auf den Boden.«
Ein weiterer Schritt … Jack kam der Tür immer näher … noch ein Stück, und er konnte es riskieren, durchzustarten. Er sah, wie Yoshio ihm kaum merklich zunickte, als wollte er sagen: Gib mir ein Zeichen, wann du es versuchst, damit ich meine Aktion mit deiner abstimmen kann.
»Vergessen Sie’s«, sagte Baker und verzog das Gesicht, als hätten die Worte einen üblen Nachgeschmack. Er war angespannt und bereit, zu handeln, während seine Pistole weiterhin auf Thomas zielte.
Thomas trat auf Kernel zu. »Wenn Sie nicht gehorchen, erschieße ich Ihre Geldquelle.«
»Und wenn er nicht mehr lebt, was glauben Sie dann, was mit Ihnen passiert?«
Jack gewann plötzlich den Eindruck, als dächte Baker daran, ins Management aufzusteigen. Er wußte vielleicht nicht, um was es überhaupt ging, aber er mußte sich zusammengereimt haben, daß die Einrichtung, die hier den größten Teil des verfügbaren Raums einnahm, für irgend jemanden verdammt wertvoll sein mußte.
»Befehlen Sie es ihnen«, sagte Thomas zu Kernel. »Sie bezahlen sie. Befehlen Sie ihnen, die Waffen auf den Boden fallen zu lassen und sich daneben zu legen.«
Kernel wandte sich an Baker. »Vielleicht sollten Sie …«
»Einen Scheiß tue ich«, sagte Baker und schoß auf Thomas.
Der laute Knall war wie ein Startzeichen für Jack – er jagte los. Während er zur Tür sprintete, sah er den roten Blutnebel, der aus der Austrittswunde in Thomas’ Rücken spritzte, und er hörte Alicia aufschreien. Dann fiel ein weiterer Schuß, dieser nur halb so laut wie der, den Baker abgefeuert hatte, als Thomas abdrückte. Kernel ächzte und faßte sich an den Bauch. Thomas und der Araber stürzten im selben Moment zu Boden.
Jack drückte sich an dem Mann namens Kenny vorbei und ergriff dessen Tec-9, ehe er sie in Anschlag bringen konnte. Die Maschinenpistole jagte eine Serie von Kugeln in die Decke, während Jack versuchte, sie dem Mann aus der Hand zu winden, aber der Söldner hatte sich den Gurt der Waffe um den Unterarm geschlungen, wie es sich für einen guten Soldaten gehört, und die Waffe wollte sich nicht vom Arm lösen. Jack mußte sich damit begnügen, ihn mit einem Ellbogenstoß ins Gesicht vorübergehend aus dem Verkehr zu ziehen.
Und dann war Jack durch die Tür, schlug einen Haken nach links und eilte den Berghang hinunter zu den Bäumen. Der Weg zum Taurus führte nach rechts über die Lichtung, doch auf dem freien Feld wäre er ein leichtes Ziel. Die Bäume standen etwas näher am Abhang. Sie boten ihm Deckung, während er sich auf einem kleinen Umweg seinem Wagen näherte.
Die Wolken am Himmel waren immer dichter geworden und verdunkelten nun den Nachmittagshimmel. Ihm fiel ein, daß dies der kürzeste Tag des Jahres war. Das Tageslicht würde sehr schnell verblassen. Und das konnte für ihn nur hilfreich sein.
Weitere Schüsse erklangen hinter ihm, und Alicia schrie erneut auf. Er riskierte einen Blick über die Schulter und sah Yoshio durch die Tür nach draußen springen und auf ihn zurennen, wobei seine Arme und Beine mit Höchstgeschwindigkeit arbeiteten. Und seine leeren Hände zeigten, daß er genauso wenig Glück
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