Handyman Jack 02 - Der Spezialist
gleich eins. Und das Schöne ist, es gibt keinen Verlierer. Die Wurzeln des Unterbaums werden vom Laub des Stecklings ernährt.«
»Ich wette, Sie wünschen, Sie könnten das gleiche mit Menschen tun.«
Als Alicia keine Antwort gab, drehte Jack sich um und sah, wie sie stocksteif mitten im Raum stand und ihn anstarrte. Ihr Gesicht war bleich, und ihre Stimme klang gepreßt, als sie schließlich wieder sprach.
»Was haben Sie gesagt?«
»Ich sagte, es wäre doch schön, wenn es mit Menschen auch so einfach wäre. Sie wissen schon, sie von ihren schlechten Wurzeln losschneiden und sie frei und unbehelligt von ihrer Vergangenheit aufwachsen lassen.«
Sie schien noch bleicher zu werden.
»Ist irgend etwas nicht in Ordnung?«
»Nein«, sagte sie, aber Jack konnte es ihr nicht glauben. »Ich möchte nur wissen, weshalb Sie das gesagt haben.«
»Nun, ich dachte an Ihre Aids-Kinder. Ich meine, sie haben die Krankheit von ihren Wurzeln übernommen … zu schade, daß man sie nicht auf gesunde Pflanzen aufpfropfen kann, damit sie frei von dieser Krankheit aufwachsen können.«
»Oh.« Sie entspannte sich sichtlich. »Wissen Sie, daran habe ich noch nie gedacht. Aber es ist wirklich ein wunderbarer Gedanke.«
Sie schien noch immer bedrückt zu sein, als ob sie einen Schritt in eine andere Dimension gemacht hätte und noch rein physisch in diesem Raum anwesend wäre. Jack fragte sich, welchen Nerv er da berührt hatte, aus welchem Bereich ihrer Psyche er entsprang und wohin er führte.
»Wenn das doch nur möglich wäre«, sagte sie leise an jenem anderen, fremden Ort.
»Da wir gerade von den Kindern reden«, fragte Jack, »wie geht es meinem Freund Hector?«
Und dann war sie plötzlich wieder da. »Er erholt sich«, antwortete sie. »Das Antibiotikum scheint anzuschlagen und seine Wirkung zu entfalten.« Sie klatschte einmal in die Hände. »Nun … glaube ich, müssen wir über Geschäftliches reden.«
»O ja … und nein«, erwiderte Jack.
»Also, ich glaube, was ich gleich zu hören bekomme, wird mir gar nicht gefallen.«
Er konnte genausogut auch gleich mit der Tür ins Haus fallen: »Ich habe mir gestern das Haus Ihres Vaters angesehen, und ich denke, wenn Sie es wirklich loswerden wollen, müssen Sie das mit einer anderen Methode erledigen als mit Feuer.«
»Nein«, sagte sie eisig. »Es muß Feuer sein.«
»Aber der restliche Block könnte ebenfalls in Flammen aufgehen.«
»Dafür ist doch das New York City Fire Department zuständig, oder nicht – um das zu verhindern.«
»Ja, aber mit Feuer ist das schon seltsam. Man weiß nie, was es als nächstes tun wird. Der Wind dreht sich, und schon …« Er sah ihren Gesichtsausdruck und wußte sofort, daß er auf diese Art und Weise nicht weiterkam. »Vielleicht einer dieser Abbruchexperten« – er improvisierte jetzt, sprach aus dem Stegreif – »Sie wissen schon, diese Leute, die Sprengladungen dergestalt anbringen können, daß ganze Gebäude in sich zusammenfallen? Ich kann mich für Sie umsehen, mich erkundigen, ob einer von denen …«
Alicia stand da, ihr Gesicht eine Alabastermaske, und schüttelte langsam und betont den Kopf.
»Nein. Feuer. Und wenn ich bereit bin, Sie zu bezahlen, warum wollen Sie es dann nicht erledigen?«
Jack musterte sie verblüfft. Das war in keiner Weise etwas, das er von Alicia erwartet hätte. Sie schien an so vielen Dingen aufrichtig Anteil zu nehmen und sich um das Schicksal anderer zu sorgen, warum stellte sie sich in diesem Fall so blind? Es war beinahe so, als ginge ihre Vernunft auf Tauchstation, sobald das Haus erwähnt wurde.
Aber was immer der Grund sein mochte, Jack hatte nicht die Absicht, sich in eine Diskussion darüber verwickeln zu lassen, ob er den Brand legen würde. Das war ein Thema, über das er nicht diskutieren würde.
»Weil es einzig und allein meine Sache ist, für wen ich arbeite und was ich für den betreffenden Auftraggeber zu tun bereit bin. Und ich habe mich entschieden, das von mir Verlangte in diesem Fall nicht zu tun.«
Nach einem Moment völliger Stille, in dem Alicias Augen so hell funkelten, daß Jack annahm, sie stünde kurz vor der Explosion, machte sie kehrt und ging zu ihrer Wohnungstür, öffnete sie und trat zurück.
»Dann gibt es für uns nichts mehr zu bereden. Leben Sie wohl, Jack.«
Das sah sie genau richtig. Aber als Jack an ihr vorbeiging, sagte er: »Vergessen Sie nicht, es gibt andere Möglichkeiten, diese Angelegenheit zu regeln. Holen Sie lieber ein paarmal
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