Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
ich wissen, dass Sie nicht noch mehr vor mir verbergen?«
»Das tue ich nicht! Ich schwöre!«
»Das sind die Bedingungen. Nehmen Sie an, oder lassen Sie’s.«
Für einen Augenblick sah es aus, als wollte Schaffer es lassen. Dann schüttelte er den Kopf.
»Sie verlangen von mir, dass ich mein Geld blind auf irgendeine Zahl setze. Und Sie haben alle Trümpfe in der Hand.«
»Sie bringen die Metaphern ein wenig durcheinander, aber Sie haben es getroffen.«
»Ach, zum Teufel damit.« Schaff er seufzte und griff in seine Brusttasche. Er reichte Jack einen Briefumschlag. »Es ist ja nur Geld. Da. Nehmen Sie.«
Ohne seine Abneigung gegen den Auftrag zu verbergen, verstaute Jack den Umschlag in seinem Hemd.
»Wann fangen Sie an?«, wollte Schaffer wissen.
Jack öffnete die Tür und stieg aus dem Jaguar.
»Morgen Abend.«
5
Jack machte sich auf den Rückweg nach Manhattan, dann fiel ihm ein, dass er noch seine Post abholen musste. Und da er bereits in Queens war, warum nicht gleich?
Er hatte fünf Postschließfächer gemietet – zwei in Manhattan, eins in Hoboken, eins in Brooklyn und ein großes Schließfach in Astoria auf der Steinway Street. Aber dieses Schließfach benutzte er nur als Sammelstelle. Alle zwei Wochen wurde die Post aus seinen anderen Schließfächern zusammengepackt und nach Astoria geschickt. Alle zwei Wochen stieg Jack in die U-Bahn und holte seine Post. Eine leichte Angelegenheit – das Schließfach war nur zwei Straßen von der Station entfernt.
Er parkte in der zweiten Reihe vor dem hell erleuchteten Fenster von Carsman’s Mail and Packaging Services und ging hinein. Er hatte sich für Carsman’s entschieden, weil der Betrieb rund um die Uhr geöffnet war. Der Angestellte hinter dem vergitterten Fenster im hinteren Teil schaute kaum hoch, als er eintrat, aber Jack hielt trotzdem den Kopf gesenkt. Er öffnete das Schließfach, raffte die vier Manilaumschläge darin zusammen und war schon aus der Tür und fuhr bereits in Abes Truck die Steinway Street hinunter, noch ehe eine Minute verstrichen war.
Rein und raus, immer zu nächtlicher Stunde, niemandem begegnen, mit niemandem reden – das war die einzige Art und Weise, um frei und unbehelligt zu sein.
Während er fuhr, kippte er den Inhalt der Umschläge auf den Beifahrersitz. Immer wenn er vor einer roten Ampel anhalten musste, blätterte er die Briefe durch. Die meisten waren Rechnungen für die Kreditkarten, die er unter verschiedenen Identitäten benutzte. Aber ein Umschlag, adressiert an John L. Tyleski, fiel ihm ins Auge. Tyleski war einer seiner jüngeren
noms de guerre.
Jack konnte sich nicht erinnern, schon einmal Post unter diesem Namen erhalten zu haben. Er riss den Umschlag auf.
Jack lächelte. Weil John L. Tyleski hervorragende Kreditkarten aufwies, wollte eine Bank in Maryland ihm eine Visakarte ausstellen.
Verdammt nett von euch.
Kreditkarten… Jack hasste sie. Plastikgeld hinterließ eine Spur elektronischer Fußabdrücke, eine genaue Liste sämtlicher Einkäufe – Bücher, Theaterkarten, Kleidung, Flugtickets –, ein Diagramm des persönlichen Lebensstils, eine Landkarte der eigenen Existenz. Genau das, was er um jeden Preis vermeiden wollte.
Er hatte es so lange wie möglich ausgehalten, aber mit jedem Jahr wurde es schwieriger, ohne sie auszukommen. Ein Mann ohne Kreditkarte rief ein Stirnrunzeln hervor, und das Letzte, was Jack sich wünschte, war ein zweiter, genauerer Blick. Er befand sich in einer seltsamen Lage: Um unsichtbar zu bleiben, musste er zu einem Eintrag in den nationalen Datenbanken werden.
Daher sprang er mit beiden Füßen mitten in die Welt des Plastikgeldes. Er unterhielt jetzt vier Kreditkartenkonten, jedes unter einem anderen Namen, jedes bei einem anderen Schließfach. Er bezahlte seine monatlichen Rechnungen prompt mittels USPS-Anweisungen. Er hätte auch einen anderen Geldüberweisungsservice, der ähnlich anonym war, benutzen können, aber die Vorstellung, einen Ableger der Regierung zu benutzen, vor der er sich versteckte, hatte seinen besonderen Reiz für ihn.
Anfang des letzten Jahres hatte er John L. Tyleski als zusätzlichen Karteninhaber dem Amex-Konto von John J. O’Mara hinzugefügt. Tyleskis Zahlungsmoral seitdem war so hervorragend gewesen, dass ein Konkurrent ihm nun sein eigenes Konto anbot.
»Im Namen von Mr. Tyleski«, sagte Jack, »möchte ich Ihnen herzlich danken. Wir werden ihn gleich morgen anmelden.«
Die Berechenbarkeit großer
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