Handyman Jack 04 - Tollwütig
war plötzlich verflogen.
Irgendetwas stimmte hier nicht, dachte sie, während sie in ihrer Schultertasche nach dem Schlüsselring suchte.
Sie fand ihn, schob aufgeregt den Schlüssel ins Schloss und stand mit wenigen Schritten in Dougs Wohnung. Dort herrschte eine totale Dunkelheit.
»Doug?«
Sie fand den Lichtschalter und betätigte ihn, aber nichts geschah. Die Wohnungstür offen lassend, damit sie ein wenig Licht hatte, ging Nadia durch die kurze Diele ins Wohnzimmer. Sie fand einen weiteren Wandschalter und legte auch diesen um. Und wieder nichts.
Seltsam. Im Treppenhaus war der Strom vorhanden, in Dougs Apartment aber offenbar nicht.
Sie sog prüfend die Luft ein. Woran erinnerte sie dieser modrige Geruch… an nasses Hundefell?
Nadia zuckte zusammen, als ein Blitz den Raum erhellte und nachfolgender Donner die Fenster zum Klirren brachte. Hier drin war es unheimlich. Sie kehrte in die Diele zurück und kramte im hereindringenden Flurlicht ihre kleine Kugelschreiberlampe aus der Schultertasche. Sie drückte auf den Knopf und quittierte den matten Schein der Birne mit einem unwilligen Stirnrunzeln. Die Batterien waren fast leer, aber der matte Lichtschein würde ausreichen müssen.
Sie drehte sich wieder zu dem dunklen Apartment um und zögerte. Das Klügste wäre, schnellstens zu verschwinden. Wenn Doug da wäre, hätte er sich längst gemeldet.
Aber andererseits, warum war er nicht da? Es war fast Mitternacht.
Sie sagte sich, dass er wahrscheinlich auf einen Schlummertrunk rausgegangen war, als seine Energie aufgebraucht war, aber sie wusste auch, dass sie keine Ruhe finden würde, wenn sie seine Wohnung nicht einer kurzen Überprüfung unterzog. Außerdem hatte sie dieses Geräusch gehört, das klang, als wäre irgendetwas oder irgendwer gestürzt. Wenn er nun in der Dunkelheit über etwas gestolpert war und sich verletzt hatte?
»Wenn du okay bist, Doug…«, murmelte sie, während sie durch die Diele ging. »Wenn du absolut in Ordnung bist und dich amüsierst, während ich ein nervliches Wrack bin und hier durch dein stockfinsteres Apartment irre, bringe ich dich um.«
Sie ließ den matten Lichtstrahl ihrer Kugelschreiberlampe durch das Wohnzimmer wandern und fand nichts Ungewöhnliches. Das Gleiche galt für das zweite Zimmer, das er als Büro nutzte. Es war seltsam, feststellen zu müssen, dass sein Computer kein Lebenszeichen von sich gab. Er schaltete ihn nur selten aus.
Nadia spürte, wie ihre anfängliche Unruhe sich wieder meldete, als das Kugelschreiberlicht Dougs Telefon aus der Dunkelheit hervorholte. Das Mindeste, was er hätte tun können, ehe er ausging, war, seine Voice-Mail abzuhören. Sie nahm automatisch den Hörer ab und hielt ihn ans Ohr.
Tot. Das war seltsam.
Die letzte Station war Dougs Schlafzimmer. Das Bett war ungemacht, aber das war eher die Regel als eine Ausnahme, und alles andere sah im Großen und Ganzen genauso aus wie immer.
Was hatte dann dieses Geräusch verursacht?
Und warum war da diese eisige Unruhe, die sich in ihrem Innern immer stärker bemerkbar machte? Warum dieses seltsame Gefühl, dass sie nicht alleine war?
Nadia ging durch das Schlafzimmer zu seinem Wandschrank und legte die Hand auf den Türknauf, als ihre Kugelschreiberlampe erlosch.
Das reicht, dachte sie, als plötzlich nackte Angst ihren Herzschlag beschleunigte, während wieder ein Blitz aufzuckte und sein greller Lichtschein, der durch das Fenster hereindrang, bizarre Schatten im Zimmer erzeugte. Ich muss hier raus.
Aber vorher… sie kehrte in die Diele zurück, die immer noch von der Flurbeleuchtung erhellt wurde, und kritzelte auf einen Klebezettel, von denen sie immer einen Block bei sich trug, eine kurze Nachricht:
Doug, ich war hier, aber du warst nicht da.
Ruf mich an, sobald du zurück bist.
Kuss.
N.
Nadia begab sich in Dougs Büro, pappte die Nachricht auf seinen Monitorschirm, dann eilte sie zurück in die Diele. Während sie die Wohnungstür zuzog und abschloss, hatte sie das ungute Gefühl, dass sie in der Wohnung irgendetwas übersehen hatte, und zwar etwas sehr Wichtiges.
Memorial Day
1
Nadia riss schon beim ersten Klingeln den Hörer von der Gabel. »Doug?«
Für ein oder zwei Herzschläge herrschte am anderen Ende
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