Handyman Jack 04 - Tollwütig
würde.
Mittwoch
1
Jack brauchte zwei weitere frustrierende Stunden, um nach Jersey zu gelangen. Mitternacht war längst vorbei, und Cape May war immer noch gut hundert Meilen entfernt. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf dem Parkway betrug hundertzehn Stundenkilometer. Jack stellte die Reisegeschwindigkeit des Autopiloten auf einhundertzehn ein und nahm den Fuß vom Gaspedal. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er mit hundertdreißig Sachen unterwegs gewesen, aber das hätte sicherlich einen Cop auf seine Fährte gelockt, und von Cops hatte er für diesen Tag absolut die Nase voll.
Was für ein Tag. Wann wäre er zu Ende? Er war ziemlich sicher, dass das Berzerk in seinem Organismus völlig abgebaut war, aber seine Schmerzen schienen schlimmer anstatt besser zu werden. Das betraf vor allem seinen Kopf. Er hatte das Radio eingeschaltet gehabt, und ein Sender hatte den Song »You Keep Me Hanging On« gebracht. Nun dröhnte er ständig durch seinen Kopf, und Diana Ross’ Stimme kam ihm vor wie eine Kettensäge, die sich mit einem Nagel herumschlagen musste.
Und am schlimmsten war, dass die gute Chance bestand, dass er die Fahrt völlig umsonst machte. Er hatte keine Ahnung, wie oft oder in welchem Umfang ein Rakosh zu speisen pflegte, aber wenn es sich erst Bondy vorgenommen hatte und danach Gleason, hätte er immerhin eine kleine Chance, Nadia noch lebend vorzufinden. Eine winzig kleine Chance, doch er musste sein Glück versuchen. Er würde es sich niemals verzeihen, wenn er den Versuch nicht machte.
Er dachte bei sich, dass ein Konvoi aus den Trucks und Wohnwagen einer Freak-Show so gut wie unmöglich zu übersehen war, aber fast wäre ihm genau das passiert. Er hörte viel zu konzentriert auf die Meldungen einer Nachrichtenstation, als er am New Gretna Rastplatz vorbeirauschte…
»… Massenmord in der City: die Unterweltsgröße Milos Dragovic, in gewissen Kreisen als ›der Schlüpfrige Serbe‹ bekannt, ist tot, offensichtlich erstochen, desgleichen drei leitende Manager einer pharmazeutischen Firma. Die vier wurden eingeschlossen in einen Konferenzraum in den Büros der GEM Pharma vor kurzem von einer Reinigungsmannschaft aufgefunden. Dies ist heute nicht das erste Mal, dass Dragovic in den Nachrichten mit einer Meldung vertreten ist. Er war – «
Jack hatte die Raststätte gut hundert Meter hinter sich gelassen und beglückwünschte sich dazu, wie perfekt sein Plan funktioniert hatte, als ihm bewusst wurde, dass ihm etwas an der bunten Kollektion Fahrzeuge am südlichen Ende des Parkplatzes erstaunlich vertraut vorgekommen war.
Er bremste, fand eine nur für Dienstfahrzeuge der Straßenpolizei reservierte Abfahrt, wendete verbotenerweise und fuhr auf der Gegenfahrbahn ein Stück zurück. Eine halbe Minute später bog er in die Raststätte ein und suchte sich einen Parkplatz in der Nähe des Schildes mit den Reklamen von Burger King, Nathan’s und TCBY, von wo aus er die Fahrzeuge der Freak-Show unbemerkt beobachten konnte.
Um diese Uhrzeit und an einem Mittwochmorgen war die Raststätte ziemlich verwaist. Bis auf ein paar Ehepaare, die gerade auf der Rückfahrt von Atlantic City waren, hatten Oz und seine Leute den Parkplatz praktisch exklusiv für sich. Aber warum ausgerechnet diesen Rastplatz? Es war der Einzige, von dem Jack wusste, dass gleich daneben eine Baracke der State Police stand.
Er rutschte tiefer in seinen Sitz. Schlechte Planung: Falls Oz mit jemandem unterwegs war, den er entführt hatte, wäre dies der ungünstigste Ort, um eine Pause einzulegen. Eine böse Vorahnung machte sich in Jacks Brust bemerkbar.
Aber jetzt war er schon einmal hier…
Er kontrollierte die Umgebung. Unmöglich, sich an sie anzuschleichen, daher entschied er sich für eine direkte Kontaktnahme. Natürlich wäre es am klügsten, Oz den New Jersey State Cops zu melden, die nur zweihundert Meter weit entfernt waren, aber das würde nicht so einfach sein. So etwas klappte eigentlich nie. Und außerdem, falls Nadia dem Rakosh als Nahrung gedient hatte, würden die Staatscops ohnehin nichts mehr von ihr finden. Und das Narbenmaul-Problem würde weiter bestehen.
Jack öffnete den Kofferraum und betrachtete den
Weitere Kostenlose Bücher