Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
und schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte bleiben, Amelia, das wünsche ich mir wirklich, aber ich muss noch bei jemand anderem vorbeischauen.«
»O ja, natürlich. Ich bin nicht die Einzige, die die Kommunion braucht, nehme ich an. Ich hatte nur gehofft …«
Das arme Ding, dachte Maggie, während sie den Deckel auf den Kelch legte. Sie ist so einsam.
»Ich weiß aber, was ich tun kann«, sagte sie. »Ich kann morgen Mittag vorbeikommen, und dann können wir gemeinsam essen. Ich bringe …«
»Am Sonntag essen wir gemeinsam?« Amelia strahlte. »Sie brauchen nichts mitzubringen. Ich bereite uns ein paar leckere Sandwiches. Mögen Sie Thunfischsalat?«
Maggie mochte nichts, was mit Mayonnaise zubereitet war, aber sie setzte eine tapfere Miene auf. »Ich glaube, so wie Sie sie zubereiten, sind sie sicherlich eine Köstlichkeit.«
»Darauf können Sie sich verlassen. Diese alten Beine sind zwar nicht mehr die kräftigsten, aber einen anständigen Salat kriege ich immer noch hin.
Wann können Sie hier sein?«
»Wie wäre es mit ein Uhr?«
»Ein Uhr ist völlig okay!« Amelia Elkin schien um einige Jahre jünger geworden zu sein. »Wenn Sie kommen, ist alles bereit.«
Ein paar Minuten später eilte Maggie die wacklige Treppe von Amelias Wohnung im dritten Stock hinunter und fragte sich dabei, ob sie nicht zu viele Verpflichtungen annahm. Es fiel ihr immer unendlich schwer, die Bitten von Menschen, die ihre Hilfe in Anspruch nehmen wollten, abzuschlagen.
Auf dem Bürgersteig blieb sie kurz stehen und sah sich unschlüssig um. Es wurde schon immer früher dunkel. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war erst fünf, doch die Sonne war bereits untergegangen.
Nun, sie hatte nur noch eine Adresse, wo sie vorbeischauen musste. Sie suchte auf ihrer Liste. Mr.
Whitcolm wohnte nur ein paar Blocks entfernt.
Wunderbar. Dann käme sie rechtzeitig in die Klosterschule zurück, um den Abendbrottisch zu decken.
Sie machte zwei Schritte in Richtung Fourth Street und blieb dann stehen.
»Vielen Dank, o Herr«, flüsterte sie. »Ich danke Dir für diese zweite Chance, Deinen Willen zu tun und denen zu helfen, die sich nicht selbst helfen können.«
Während sie sich in Bewegung setzte, rollte neben ihr am Bordstein ein Wagen entlang. Sie drückte sich in den Schutz der Hausfassaden. Die Gegend war um vieles sicherer als noch vor wenigen Jahren, aber es trieben sich trotzdem immer genug Drogendealer und andere zwielichtige Gestalten auf der Straße herum.
»Miss?«, fragte eine männliche Stimme.
Maggie ging ein wenig langsamer, blieb aber nicht stehen. Sie sah nur einen Insassen im Wagen. Ein sehr großer Mann, der den größten Teil des Beifahrersitzes einnahm, als er sich von der Fahrerseite herüberbeugte. Im nachlassenden Tageslicht waren seine Gesichtszüge nicht deutlich zu erkennen, so dass sein Gesicht kaum mehr war als ein bleicher Mond im Seitenfenster des Wagens. Aber sie war sich sicher, ihn nicht zu kennen.
»Ich habe mich verfahren. Können Sie mir vielleicht helfen?«
Der Wagen war nicht so aufgedonnert wie die Autos, die die Drogendealer lenkten, und er schien auch nicht so heruntergekommen wie die Wagen vieler ihrer Kunden. Sondern es war ein normaler, alltäglicher, gepflegt aussehender Jeep. Eine Familienkutsche.
Trotzdem, man musste immer vorsichtig sein.
»Ich bin ständig im Kreis gefahren«, sagte der Mann, und in seiner Stimme lagen Hilflosigkeit und Verzweiflung. »Ich brauche nur jemanden, der mir den richtigen Weg zeigt.«
Sie hatte schon Amelia enttäuscht. Das Mindeste, was sie tun konnte, war, diesem armen Verirrten zu helfen. Sie trat näher an den Wagen heran.
»Wo wollen Sie denn hin?«
»Zu einem der Wohnungsbauprojekte.«
»Zu welchem? Jacob Riis? Lillian Wald? Es gibt hier unten mehr als eins.«
»Ich bin mir nicht ganz sicher. Meine Frau hat es mir aufgeschrieben, aber sie hat eine furchtbare Handschrift.« Er schob einen Arm aus dem Fenster.
In seiner Hand flatterte ein Stück Papier. »Können Sie aus diesem Gekritzel irgendetwas herauslesen?«
Indem sie darauf achtete, zu dem Wagen genügend Abstand zu halten, nahm ihm Maggie den Zettel aus der Hand und betrachtete ihn im sinkenden Tageslicht mit zusammengekniffenen Augen. Was die Handschrift betraf, hatte er nicht übertrieben. Sie war schrecklich. Offensichtlich hatte seine Frau in ihrer Kindheit keine besonders strenge Schule besucht. Sie glaubte die Großbuchstaben M und T und zwei daran
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