Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Kreuz am Freitag, und dann das letzte – entsprechend der Sündenzahl – am Sonntag, am Tag des Herrn.
Eine andere Art von Schmerz ließ sie erstickt aufschluchzen. Sie schaute auf ihre versengten Oberschenkel und betete.
Ich büße, o Herr, nicht nur für mich, sondern für Fina und ihre Leidensgefährtinnen. Ich kann ihnen zu einem besseren Leben verhelfen, o Herr. Daher bitte ich dich, Jack zu leiten. Hilf ihm, diese Bilder zu vernichten, damit ich dir und deinen Kindern weiter dienen kann.
Das ist alles, worum ich dich bitte, Herr: nicht mehr zu sündigen und weiter in deinem Namen Gutes tun zu dürfen.
13
Jack lehnte an der Trennmauer zwischen einem italienischen Restaurant und einer spanischen Bodega.
Er tat so, als würde er den träge fließenden Verkehr auf dem Broadway beobachten, doch sein eigentliches Interesse galt dem U-Bahnausgang links von ihm auf der anderen Seite der Eightysixth Street.
Er war wieder in seine John-Robertson-Rolle geschlüpft und hatte Jamie Grant angerufen, um dieses Treffen zu verabreden. Er hatte einige Fragen. Als sie erklärte, dass sie beobachtet würde, war er zu dem Ergebnis gelangt, dass sie nicht unter Verfolgungswahn litt. Das Letzte, was er brauchen konnte, war, dass jemand aus dem Dormentalistentempel sie beide zusammen sah. Er sagte ihr, sie solle mit irgendeiner U-Bahnlinie zur Eightysixth Street fahren, und gab ihr einige Tipps, wie man einen Verfolger in der U-Bahn abschüttelte.
Und da war sie auch schon, bekleidet mit einer weiten Jacke und einer dazu passenden dunkelblauen Hose. In der Hand hielt sie ihr Mobiltelefon.
Sie erreichte den Bürgersteig und ging wie geplant nach Osten. Jack blieb an Ort und Stelle und behielt die restlichen Morlocks im Auge, die zur Erdoberfläche aufstiegen. Drei von ihnen – eine einzelne Frau und zwei Männer – folgten Jamie Grant nach Osten.
Jack hängte sich in der hereinbrechenden Abenddämmerung an ihre Fersen.
Die Frau betrat ein chinesisches Restaurant, die beiden Männer bogen an der Amsterdam ab.
Der Plan sah vor, dass Jack sie anrufen würde, sobald er einen Verfolger entdeckte. Er verstaute das Mobiltelefon in der Jeanstasche und näherte sich der Frau von hinten.
»Es sieht so aus, als hätten Sie sie abgeschüttelt«, sagte er.
Sie zuckte zusammen und fuhr herum. »O Scheiße, Robertson! Sie sind es!«
»Meinten Sie etwa, ich sei ein HTD oder so etwas?«
»HTD?«
»So nennen wir Dormentalisten einen Handtaschendieb.«
Sie lächelte. »Raffiniert. Wo kommen Sie her?«
»Ich verfolge Sie schon eine ganze Zeit. Aber ich bin der Einzige.«
»Im Augenblick vielleicht schon, aber nicht vorher. Sie waren zu zweit. Als ich das Light-Gebäude verließ, haben sie sich an mich gehängt.«
Jack ergriff ihren Arm und machte mit ihr kehrt.
»Wir wollen dort entlang.«
»Höchst seltsam. Sie halten mit dem, was sie tun, nicht hinterm Berg. Fast so, als wollten sie, dass ich merke, verfolgt zu werden.«
»Das wollen sie auch. Es erfüllt einen doppelten Zweck: Erstens erfahren sie, wohin Sie gehen und wen Sie treffen, und zweitens machen sie Sie damit nervös und jagen Ihnen Angst ein. Beschatten und belästigen, eine raffinierte und wirkungsvolle Taktik.«
»Aber der Trick, den Sie mir beigebracht haben – Sie wissen schon, an der Tür stehen bleiben und rausspringen, sobald die Türen sich schließen? Der hat wunderbar geklappt. Und er war so einfach.«
»Je einfacher, desto besser. Dabei kann viel weniger schief gehen.«
Sie grinste im nachlassenden Tageslicht. »Nachdem ich rausgesprungen war, blieb ich noch für einen Augenblick auf dem Bahnsteig stehen und schickte ihnen den FY-Gruß durchs Fenster.«
»Fuck You?«
»Richtig. Die beiden hatten es verdient. Sie hätten ihre Gesichter sehen sollen.« Sie sah sich um. »Wo ist diese Bar, von der Sie mir erzählt haben? Ich brauche einen GDD.«
»Einen was?«
»Einen gottverdammten doppelten Drink.«
14
Nach zwei Blocks und zweimaligem Abbiegen betraten sie ein Etablissement namens Julio’s.
Es erinnerte Jamie ein wenig ans Parthenon – nicht die Einrichtung, sondern die Atmosphäre. Das gleiche Gelächter, das gleiche Geplapper, die gleiche Aura der Kameradschaft. Ihr gefiel das Schild MORGEN FREIBIER … über der Bar, und die abgestorbenen, vertrockneten Pflanzen, die im Schaufenster hingen, gaben dem Ganzen eine einzigartige Note. Robertson war hier offensichtlich Stammgast.
Die Hälfte der Gäste winkte, grüßte mit einem Kopfnicken
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