Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
verärgert, bemühte sich jedoch, dies zu überspielen.
Jack sah ihn reumütig an. »Habe ich was falsch gemacht?«
»Dies ist mein persönlicher Schreibtisch.«
»Oh, es tut mir furchtbar Leid. Aber es war wirklich nur ein unglücklicher Zufall.« Jack versuchte, beleidigt dreinzuschauen. »Sie glauben doch wohl nicht etwa im Ernst, dass ich auf Ihrem Schreibtisch herumschnüffeln würde.«
»Nein. Nein, natürlich nicht.«
»Ich entschuldige mich. Ich bin ziemlich impulsiv veranlagt, und das hat mich schon des Öfteren in Schwierigkeiten gebracht. Ich hatte gehofft, dass mir der Dormentalismus einen Weg aufzeigt, wie ich diese Eigenschaft in den Griff bekomme.«
Brady schien sich beruhigt zu haben. »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Jason. Es ist nur so, dass ich … ein wenig überrascht war, die Türen offen vorzufinden. Normalerweise stellen wir diesen Globus nicht als Besichtigungsobjekt aus.«
»Ich weiß gar nicht, warum«, sagte Jack, während sich die Türhälften in der Mitte schlossen. »Er ist doch einmalig. Was haben all diese Linien zu bedeuten?«
»Ich fürchte, das dürfen Sie noch nicht wissen.«
»Wirklich? Wann werde ich denn darüber aufgeklärt?«
»Wenn Sie die Vollständige Fusion erreicht haben.
Nur jemand im Stadium der VF kann die Bedeutung erfassen, die dieser Globus für die Kirche hat.«
»Erzählen Sie mir etwas darüber«, bat Jack. »Ich würde wer weiß was dafür geben, etwas mehr darüber zu erfahren. Wie wäre es mit einem kleinen Hinweis? Worum geht es bei diesem Globus?«
»Um die Zukunft, Jason Amurri. Um die Zukunft.«
3
Bis auf zwei Gemälde – beide von Kindern mit riesengroßen Augen – war das Wohnzimmer von Bradys persönlicher Wohnung genauso kahl wie sein Büro. Das eine Gemälde zeigte einen kleinen Jungen, der eine weiße verwelkte Blume in der Hand hielt, und das andere war ein mageres kleines Mädchen, mit Lumpen bekleidet.
»Keane-Kinder?«, fragte Jack.
Brady nickte. Stolz und Freude funkelten in seinen Augen. »Ja. Es sind Originale.«
Jack hatte diese Bilder schon immer kitschig gefunden und die großen traurigen Augen auf die Dauer eher langweilig. Aber er konnte sich denken, dass einige der alten Originale für Liebhaber einen hohen Wert haben mussten.
»Ich weiß, dass sie im Allgemeinen nicht als Kunst im engen Sinn betrachtet werden, aber irgendetwas an ihnen spricht mich doch an. Ich glaube, sie erinnern mich an all die Traurigkeit in der Welt, hervorgerufen durch gebrochene Xeltons. Ich betrachte sie, und sie geben mir Kraft, um mich weiter für die Verwirklichung der Mission unserer Kirche einzusetzen.«
Jack seufzte. »Ich weiß genau, was Sie meinen.«
Schließlich begannen sie mit der Erweckungs-Sitzung – ohne Maus. Brady setzte sich in einen ungepolsterten Sessel mit hoher, gerader Rückenlehne.
Jack hingegen saß auf der gemütlichen Couch. Ein Couchtisch aus hell glänzendem Holz stand zwischen ihnen.
»Auf Grund von welcher Ursache in Ihrem Leben, glauben Sie, haben Sie die heftigsten Schuldgefühle?«
Jack hatte eine Antwort parat, doch er lehnte sich zurück und tat so, als würde er darüber nachdenken.
Nach einer angemessenen Pause …
»Ich denke, es ist die Tatsache, dass ich so viel mehr habe als andere.«
»So viel mehr?«
»Ja. Sie wissen es natürlich nicht, aber ich bin ziemlich reich.«
Bradys Gesichtsausdruck blieb ausdruckslos, ohne gesteigertes Interesse. »Ja, ich glaube, Sie haben gestern erwähnt, dass Sie Geld besitzen. Aber wir haben viele wohlhabende Mitglieder.«
»Ja, doch ich bin sehr wohlhabend.«
»Sind Sie das?« Brady kratzte sich an der Schläfe, als wäre all das völlig neu für ihn, wenn auch nicht besonders interessant.
»Stinkreich, könnte man sagen.«
»Sie kommen mir gar nicht vor wie der typische ›Stinkreiche‹. Und stelle ich da vielleicht einen Unterton von Unzufriedenheit darüber fest, dass Sie über so viel Geld verfügen?«
Jack zuckte die Achseln. »Vielleicht. Nicht dass es schmutziges Geld oder so was in dieser Richtung wäre. Es ist absolut sauber und ehrlich verdient. Nur ist es so, dass … nun, dass nicht ich es verdient habe.«
»Oh? Und wer hat es verdient?«
»Mein Vater. Und nicht dass ich mich mit ihm nicht verstehen würde, wir kommen sogar bestens miteinander aus. Es ist nur … ›viel wird von dem erwartet, dem viel gegeben wurde‹ … wenn Sie wissen, was ich meine.«
Brady nickte lächelnd. »Ah, Sie zitieren die Bibel, Lukas 12:48,
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