Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
wenn ich mich recht erinnere.«
Wenn ja, dann war es Jack ganz und gar neu. Er hatte sich lediglich daran erinnert, diesen oder einen ähnlichen Spruch gelegentlich gehört zu haben, und er schien ihm der für diese Situation am besten geeignete Gemeinplatz zu sein. Allerdings musste er zugeben, dass es ihn zutiefst beeindruckte, dass Brady aus der Bibel – und zwar nach Buch, Kapitel und Vers – zitieren konnte.
Jack faltete die Hände. »Ich weiß, dass von mir eine ganze Menge erwartet wird, wenn ich erst einmal die Leitung im Familienunternehmen innehabe, und ich möchte diesen Erwartungen doch gerecht werden.
Aber ich habe kein Interesse daran, nur weiteren Wohlstand anzuhäufen. Ich meine, ich werde niemals ausgeben können, was ich jetzt schon besitze. Daher suche ich nach einer Möglichkeit, für den Reichtum, der mir zufließt, eine bessere, sinnvollere Verwendung zu finden, als ihn in Aktien und Beteiligungen zu investieren. Ich möchte lieber in Menschen investieren.«
Er fragte sich, ob er jetzt vielleicht zu dick auftrug, doch Brady schien jedes Wort gierig aufzusaugen.
»Wissen Sie, Jason, Sie haben den Weg zur genau richtigen Institution gefunden. Der internationale Dormentalismus kümmert sich von jeher um bedürftige Menschen in den ärmsten Ländern der Dritten Welt. Wir gehen dorthin, erwerben ein Stück Land, dann bauen wir darauf einen Tempel und eine Schule. Die Schule stützt sich in ihrer Lehrtätigkeit natürlich auf die Prinzipien des Dormentalismus, aber viel wichtiger ist, dass sie den Einheimischen beibringt, für sich selbst zu sorgen. ›Schenke einem Menschen einen Fisch, und er hat für einen Tag zu essen; lehre einen Menschen, Fische zu fangen, und er hat für sein ganzes Leben zu essen.‹ Das ist unsere Philosophie.«
Jack bekam große Augen. »Was für ein wunderbares Prinzip!«
Ein guter Gemeinplatz verdient den nächsten, dachte er und unterdrückte ein Grinsen, als er sich an Abes Variante erinnerte: Lehre einen Menschen Fische zu fangen, und du kannst ihm Angeln und Spulen und Haken und Schwimmer verkaufen.
»Ja. Das ist das dormentalistische Prinzip. Sie können sich darauf verlassen, dass jede Spende, die Sie der Kirche zur Verfügung stellen, ohne Umwege dazu verwendet wird, den weniger vom Glück Begünstigten zu helfen.«
»Das klingt viel versprechend. Wissen Sie, ich glaube nicht, dass ich warten will, bis ich den Platz meines Vaters einnehme. Ich würde am liebsten jetzt gleich schon anfangen. Sobald wir diese Prozedur hier hinter uns haben, werde ich mich mit meinem Finanzchef in Verbindung setzen.«
Bradys Lächeln wirkte geradezu engelhaft. »Wie großzügig von Ihnen.«
4
Luther Brady trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte, während Jensen auf der anderen Seite des Tisches stand und ihn abwartend ansah. Er hatte früher mal den Vornamen des Groß-Paladins gekannt, ihn jedoch längst vergessen. Er fragte sich, ob Jensen sich selbst überhaupt noch daran erinnerte.
Nicht dass es von Bedeutung gewesen wäre. Von Bedeutung war jedoch Jason Amurri – und dass er einfach zu gut zu sein schien, um echt zu sein.
Brady wollte Jensens Meinung über ihn hören, beschloss jedoch, sich dabei auch einen kleinen Spaß zu erlauben.
»Was erzählt Ihr Xelton Ihnen über Jason Amurri?«
Jensen runzelte die Stirn. Seine Antwort ließ ein wenig auf sich warten, und als sie erfolgte, klang sie zögernd.
»Es ist misstrauisch. Es erkennt Ungereimtheiten.«
Während er Jensens hin und her irrenden Blick beobachtete, hätte Brady am liebsten über sein offensichtliches Unbehagen, sich zu den Wahrnehmungen seines Vollständig Fusionierten Xeltons zu äußern, schallend gelacht. Es war ganz richtig, dass er sich unbehaglich fühlte: Jensen war nicht VF. Tatsächlich besaß er noch nicht einmal ein Xelton. Niemand besaß eins!
Aber niemand – weder Jensen noch die anderen Mitglieder des HR – gaben es zu. Weil jeder sich als einzigen Null innerhalb der Elite der VFs betrachtete.
Jeder verbarg seine Schein-Fusion, denn sein Nullsein einzugestehen hätte doch bedeutet, dass der Betreffende unehrenhaft von seinem Posten vertrieben würde.
Oh, es war köstlich, ihnen zuzuhören, wenn sie davon erzählten, wie sie levitiert waren oder ihre Körper verlassen hatten, um zwischen den Planeten und Sternen umherzuwandern. Es konnte einem so vorkommen, als befänden sie sich in einem nicht offiziell ausgerufenen Wettstreit. Und da Luther unmissverständlich deutlich
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