Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
hatte Recht gehabt. Eine Erdkugel, besetzt mit einer Reihe winziger Glühbirnen, die kein erkennbares Muster bildeten. Vor seinen Augen begann der Globus plötzlich, sich zu drehen. Die Birnen flammten flackernd auf – nicht alle, aber die meisten. Die klaren, weißen Birnen waren in der Überzahl, aber hier und da brannte auch ein rotes Birnchen.
Ein Gewirr von seltsam aussehenden Symbolen war auf die Wand hinter dem Globus gemalt worden.
Sie wirkten wie eine Kreuzung zwischen arabischer Schrift und ägyptischen Hieroglyphen.
Jack trat näher an den Globus heran und entdeckte ein feines Netzwerk sich kreuzender Linien, die dünn und rot waren. Sie schienen von den roten Glühbirnen auszugehen, verliefen um die gesamte Kugel, berührten dabei jede andere rote Glühbirne und kamen von der anderen Kugelseite wieder zurück. Auf den ersten Blick glaubte er erkennen zu können, dass es sich mit den weißen Glühbirnen genauso verhielt.
Doch ein genauerer Blick verriet ihm, dass sie sich auf Kreuzungspunkten roter Linien befanden. Nicht auf allen Kreuzungen, sondern nur dort, wo drei oder mehr Linien zusammenliefen. Die meisten weißen Glühbirnen brannten, doch hier und da befanden sich welche auf dem Globus, die dunkel geblieben waren.
Waren sie etwa durchgebrannt? Oder aus einem bestimmten Grund ganz bewusst nicht eingeschaltet worden?
Jack betrachtete die Anordnung verblüfft. Die roten Glühbirnen schienen die beherrschenden Markierungen zu sein, während die weißen offenbar eine untergeordnete Rolle spielten. Er konzentrierte sich auf die Vereinigten Staaten und entdeckte eine rote Glühbirne im Nordosten in der Nähe von New York City. Markierten die roten Lichter größere Tempel der Dormentalisten? War das der Schlüssel? Er fand ein zweites rotes Licht in Süd-Florida. Gab es in Miami etwa einen großen Tempel? Durchaus möglich.
Er würde das in Erfahrung bringen.
Nein, Augenblick mal. Da war eine rote Glühbirne mitten im Ozean vor der Küste Südostasiens. Dort konnte kein Dormentalistentempel sein. Zumindest nahm er das mit einiger Sicherheit an.
Er tat einen Schritt zurück, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Irgendetwas an dem Anblick traf ihn bis ins Mark und schien mit eisigen Klauen in seinen Eingeweiden herumzuwühlen … es erschütterte ihn zutiefst, aber er konnte nicht sagen, was es war. Die Erklärung lauerte irgendwo in seinem Unterbewusstsein und entglitt ihm jedes Mal, wenn er versuchte, danach zu greifen.
Jack riss seine Gedanken von dem Anblick los und konzentrierte sich wieder auf seine unmittelbare Umgebung und Situation. Im Augenblick sollte er lieber zu Bradys Schreibtisch zurückkehren und den Knopf zum Schließen der Alkoventür betätigen, doch er wartete noch. Er war hergekommen, um Johnny Roselli zu suchen und ihm eine Botschaft zu übermitteln. Die erste Hälfte dieser Aufgabe hatte er erledigt und war sicher, auch die zweite Hälfte lösen zu können, ohne noch einmal einen Fuß in diesen Tempel setzen zu müssen. Er brauchte nur zu warten, bis Johnny den Tempel verließ, und ihm dann bis zu seinem Zuhause zu folgen.
Aber das konnte ewig dauern. Jack hatte weder die Zeit noch die Lust, herumzustehen und die Tempeltür von morgens bis abends zu beobachten. Daher müsste er zu ungewöhnlichen Mitteln greifen. Sicher, ein Blick ins Mitgliederverzeichnis würde den Prozess erheblich beschleunigen, doch dieses flüchtige Etwas in ihm schrie aus der Dunkelheit seines Verstecks, dass der Globus viel wichtiger sei.
Daher blieb er, wo er war und beschloss, seinen augenblicklichen Sonderstatus bis ins Allerletzte auszureizen.
Jack betrachtete noch immer den Globus, als Brady zurückkehrte. Er erstarrte auf der Schwelle, die Augen weit aufgerissen, der Mund wie zu einem stummem Aufschrei verzerrt.
»Was … wie …?«
Jack fuhr herum. »Hmm? Oh, ich schaue mir nur diesen Globus an. Er ist ja faszinierend.«
Bradys Augen verengten sich, während er die Lippen zusammenpresste, so dass sie eine dünne Linie bildeten. »Wie haben Sie diese Türen geöffnet?«, fragte er, während er zu seinem Schreibtisch ging.
»Oh, das war höchst seltsam. Ich habe mich über Ihren Schreibtisch gebeugt und das Stadtpanorama betrachtet, als meine Finger unter der Kante einen Knopf berührten. Plötzlich glitten diese Türen auf – und da war die Erdkugel.«
Brady sagte nichts. Er erreichte seinen Schreibtisch und betätigte den versteckten Schaltknopf. Er war sichtlich
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