Handyman Jack 09 - Das Höllenwrack
hätte warten müssen. Der Nehmer braucht keine Angst zu haben, den Fleck an den ursprünglich Gezeichneten zu verlieren. Hat der Wechsel erst einmal stattgefunden, kann er nicht mehr rückgängig gemacht werden.«
Jack las die Passage wieder. Und ein drittes Mal. Der Tonfall verwirrte ihn … Das Ganze hatte etwas von einer Gratulation an sich. Aber er ließ sich dadurch nicht irritieren, versuchte stattdessen, den Worten einen Sinn zuzuordnen, einen Gedanken, eine Botschaft, die Sinn ergab und ihn nicht die Treppe hinaufjagen und Gia anschreien lassen würde, ihm zu erklären, dass das doch wohl nicht zutraf, dass sie das, wogegen sich seine Gedanken sträubten, nicht getan hatte.
Er schaffte es nicht. Es konnte nicht den geringsten Zweifel geben. Er brauchte sich ihren Rücken gar nicht anzusehen, um genau zu wissen, dass Gia den Fleck von Vicky entfernt und auf sich selbst übertragen hatte.
Er konnte es ja verstehen. Es war typisch Gia, sie würde wirklich alles tun, um Vicky zu beschützen.
Jack richtete sich auf und zwang sein halb betäubtes Gehirn, die Möglichkeiten durchzugehen, die sich ihm boten. Ihm fiel nur eine einzige ein.
Er hörte Gia auf der Treppe. Sie kam herein, bekleidet mit einer Jeans und einem Pullover. Ihr Haar war noch feucht. Ihre roten, verquollenen Augen erzählten die ganze traurige Geschichte. Also hatte sie unter der Dusche gar nicht vor Erleichterung geweint – sondern aus Angst.
Als sie die Küche betrat, erhob sich Jack und starrte sie an.
»Gia, wie konntest du?«
Sie brach in Tränen aus. »Wie konnte ich nicht?«
In diesem Moment erklang der Türsummer. Jack schaute an Gia vorbei, sah Vicky zur Haustür traben und durch das Seitenfenster blicken.
»Es ist Tom!«
Sie zog die Tür auf und ließ ihn eintreten. Er hatte eine weiße Papiertüte in der Hand.
»Hallo, Freunde! Ich habe euch was mitgebracht!«
»Was?«, kreischte Vicky begeistert.
»Donuts!«
Während Vicky jubelte, murmelte Jack: »Mist!«
5
-44:46
Nun, wenigstens freut sich das Kind, dass ich hier bin, dachte Tom, während er durch die Vorhalle ging.
Und was für eine Vorhalle. Und was für ein Haus. Am ersten Abend hatte er es gar nicht richtig würdigen können – nicht bei all diesem Durcheinander. Aber jetzt … sein Blick glitt über das edle Holz, die Perserteppiche, die antiken Lampen und Wandleuchten … Das alles musste einige Millionen wert sein. Er hatte den Eindruck gehabt, dass Gia so etwas wie eine Werbegrafikerin war und mit ihrem Einkommen gerade so über die Runden kam. Wie konnte sie sich all das hier leisten? Irgendwie müsste er ihr die Geschichte aus der Nase ziehen.
Vielleicht wären die Donuts eine Hilfe. Auf dem Weg hierher hatte er eine Inspiration gehabt. Bring irgendetwas Nettes mit, komm nicht mit leeren Händen. Es war eine alte Weisheit, dass der Weg zum Herzen einer Mutter fast immer über ihr Kind führte. Bring das Kind dazu, dich zu mögen, und deine Chancen verdoppeln oder verdreifachen sich sogar.
Daher hatte er seinen Taxifahrer gebeten, auf dem Weg an einer Bäckerei oder einem Donut-Laden anzuhalten. Dieser Laden war Mullers auf der East Side gewesen. Die Donuts hatten so verlockend ausgesehen, dass Tom nicht widerstehen konnte und bereits im Wagen zugegriffen hatte.
Vicky riss ihm die Tüte aus der Hand und stürmte ins Wohnzimmer. In der Küche, am Ende der Halle, standen Jack und Gia. Sie sahen verärgert aus.
Jack deutete mit dem Finger auf Tom, als wollte er ihn damit aufspießen. »Du wartest dort.«
Die Worte, der Tonfall, die Geste – alles überraschte ihn. Was fiel Jack ein, ihn in Gias Haus herumzukommandieren? Aber ein Blick in Gias verquollenes Gesicht reichte, und er wusste, dass etwas nicht in Ordnung war. Immer noch nicht in Ordnung.
Was war geschehen? Er hatte nicht gerade erwartetet, dass eine Party im Gange wäre, aber dies hier kam ihm wie eine Beerdigung vor. Nur Vicky war fröhlich.
Jack wandte sich von ihm ab und konzentrierte sich wieder auf Gia. Sie schienen in eine hitzige Diskussion vertieft zu sein.
Tom machte ein paar zögernde Schritte in ihre Richtung.
»Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast, ohne mir Bescheid zu sagen«, schimpfte Jack.
»Ich wusste, dass du mich daran hindern würdest.«
»Verdammt noch mal, natürlich hätte ich das getan! Jetzt sind zwei Menschen in Gefahr und nicht nur einer!«
Gia schluchzte und Tom geriet in Zorn. Jack war grob zu ihr. Weshalb regte er sich so
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