Handyman Jack 10 - Der Erbe
zu.
Die große Frage war jedoch, wie sicher das Eis da draußen war. Er wog zwar verdammt viel weniger als ein Jeep, aber war es auch für einen einzelnen Mann noch gefährlich? Wenn er das doch nur wüsste.
Eines wusste er aber sicher: Wenn er in das Eis einbrach, war das sein Ende. Selbst wenn er in dem eisigen Wasser nicht sofort in einen Schockzustand fallen würde, selbst wenn er nicht ertrank und es ihm gelang, sich auf dickeres Eis zu retten, so wäre ein klatschnasser Mann in diesem eisigen Wind längst an Unterkühlung gestorben, bevor er ins Warme kommen konnte.
Trotzdem musste er es riskieren.
Er zog die Decke aus dem Jeep und hielt sie vor sich, wo sie ihm als Schutz gegen das Wetter diente und gleichzeitig seine menschlichen Umrisse verdeckte. Er marschierte los und schielte dabei über die obere Kante, damit er auf Kurs blieb.
Kein Knacken im Eis mehr. Das beruhigte ihn aber nicht im Geringsten. Er hatte das Gefühl, als könne es jederzeit unter ihm auseinanderbrechen.
Er hielt sich so, dass der Lichtschein rechts von ihm blieb und langsam nahm er Formen an. Er war am Ziel. Und er stand vor der Westseite des Hauses.
Er duckte sich und wickelte sich die Decke wie einen Schal um den Kopf, dann zog er sein Fernglas heraus. Er stellte die Schärfe so ein, dass er die Treppe sehen konnte, die zur einzigen Tür führte: massiv, nicht verglast, wahrscheinlich aus Stahl. Er hatte zwar auf ein paar Glasscheiben gehofft, sie aber nicht wirklich erwartet. Massiver Stahl war der beste Schutz. Das einzige Glas, was man brauchte, war ein Spion.
Über die Tür würde er sich später Gedanken machen. Zuerst musste er 30 Meter Eis und an die 100 Meter Schnee überqueren, bis er da war. Der überwiegende Teil dieser letzten 100 Meter war gut beleuchtet. Sehr gut beleuchtet.
Wie ein Fußballstadion.
Auch im Innern brannte eine Menge Licht. Er rückte näher heran und musterte die Fenster. Im unteren Geschoss normale Kastenfenster, oben ein großes Panoramafenster und eine gläserne Schiebetür, die auf den Balkon führte. Das Panoramafenster stellte die größte Gefahr für sein unbemerktes Anschleichen dar.
Im Augenblick war da niemand. Vielleicht sollte er …
Er bemerkte eine Bewegung in einem Fenster im Obergeschoss auf seiner rechten Seite. Er stellte das Bild scharf. Nur ein Umriss … aber der bürstete langes Haar.
Der neue Oculus – Diana.
Das entschied die Sache. Er wusste, wohin er musste, und er wusste, dass es jetzt sein musste.
Er steckte das Fernglas in die Tasche. Dann, weiterhin geduckt, hielt er die Decke vor sich und ließ sie im Wind flattern, als er auf das Haus losstürmte. Auf dem blanken Eis konnte er keine Geschwindigkeit aufbauen, aber das änderte sich, sobald er auf das zugeschneite Ufer traf. Seine Turnschuhe wühlten sich in den schenkelhohen Pulverschnee und er hechtete im Zickzack über die letzten 70 Meter zum Fuß des Hauses. Er spürte, wie sich der Boden unter ihm veränderte, als er die Straße überquerte. Er stolperte in einer der Fahrrinnen, hielt sich aber aufrecht.
Als er die Mauer erreichte, drückte er die Brust dagegen und zog eine der HK. Dann wartete er auf einen Aufschrei oder einen Alarm.
Nichts.
Bis auf das Heulen des Windes blieb alles still.
Seine Narben juckten wie in dem Lagerhaus, als der alte Oculus noch gelebt hatte. Das war die letzte Bestätigung: Sie war hier.
Er drehte sich in die Richtung, aus der er gekommen war und …
Fußstapfen … eine lange Spur, die sich vom vereisten Ufer bis zum Haus zog.
Verdammt. Er hatte gewusst, dass er Spuren hinterlassen würde, aber das Licht warf Schatten an den Rändern und hob sie noch deutlicher hervor. Doch noch während er zusah, begann der Wind sie mit Schnee aufzufüllen. In kurzer Zeit würden sie verschwunden sein – wie er hoffte, bevor jemand sie entdeckte.
Mit dem Rücken zur Hauswand schob er sich zu den Stufen vor und sah sich die Unterseiten an. Er riskierte ein paarmal das hastige Aufblitzen seiner Taschenlampe – er bezweifelte, dass das im grellen Licht der Flutlichter bemerkt werden würde –, fand aber keine Verkabelung. Wie erwartet. Frühwarnsensoren waren sinnvoll in einer Stadt, aber hier draußen würde die salzige Luft die Isolierung offen liegender Drähte in null Komma nichts zerfressen.
Er kletterte die Stufen hoch – langsam, vorsichtig, während der ganzen Zeit eng an die Mauer gedrückt. Als er auf dem Treppenabsatz ankam, nahm er die Tür in Augenschein. Genau wie
Weitere Kostenlose Bücher