Handyman Jack 10 - Der Erbe
Falle würde das Opfer nicht einmal bemerken, dass es manipuliert worden war. Es würde alles auf unglücklichen Zufall schieben und sein Schicksal verfluchen und nicht Jack.
Aber egal wie sorgfältig er seine Arbeiten plante, manchmal ging einfach etwas schief. Wie hieß das alte Sprichwort noch gleich? Willst du Gott zum Lachen bringen? Erzähl ihm von deinen Plänen.
Manchmal wurde er gesehen und das bedeutete, dass jemand sein Gesicht kannte – oder meinte, es zu kennen. Jack nutzte verschiedene Verkleidungstechniken – Perücken, Bärte; etwas so Simples wie ein Wattebausch in den Wangen gab einem Gesicht ein ganz anderes Aussehen – aber es bestand immer die Gefahr, dass jemand auf der Suche nach ihm sich in seine Gegend verirrte. Wenn ein altes Opfer ihn bemerkte und ihm nach Hause folgte …
»Denkst du etwa an Cirlot?«
Jack nickte. Bei einem seiner Aufträge war es um Ed Cirlot gegangen, und das war einer der Fälle gewesen, wo es sich nicht anders machen ließ und er sein Gesicht zeigen musste. Jack hatte alles so eingefädelt, dass Cirlot im Gefängnis gelandet war. Als er wieder entlassen wurde, hatte er sich auf die Suche nach Jack gemacht.
»Das war ganz schön knapp. Aber da habe ich noch allein in meiner Wohnung gelebt. Außer mir war da niemand in Gefahr. Was, wenn er mir zu Gias Wohnung gefolgt wäre?«
»Denken wir gar nicht erst darüber nach. Die Tatsache, dass das nur einmal passiert ist, zeigt doch, wie vorsichtig du bist.«
»Einmal ist einmal zu viel. Deswegen kann ich es mir nicht mehr leisten, mir noch zusätzlich neue Feinde zu machen. Handyman Jack ist tot, lang lebe … Wie hieß er doch gleich?«
»Wie heißt du – das ist dein Name.« Abe konsultierte seinen gelben Notizblock. »Mirko Abdic.« Er zog eine Grimasse. »Scheußlicher Name. Du musst ihn wechseln, sobald du kannst.«
»Sicher. Zusammen mit den Flecken von meinem Fell.«
Sein ganzes Leben wurde damit umgekrempelt. Er würde ein ehrbarer Bürger werden, sich in die Herde einreihen und von den Politikern schröpfen lassen wie der Rest der Melkkühe auch – schon bei dem Gedanken daran wurde ihm schlecht.
Aber es musste sein. Jack hatte das Baby nicht geplant, genauso wenig wie Gia, aber der kleine Kerl – es musste einfach ein Junge sein – war unterwegs und Jack würde dafür Sorge tragen, dass nichts zwischen ihm und seinem Kind stand.
Er seufzte. »Na gut, wie läuft die Sache ab?«
»An den Feinabstimmungen arbeiten wir noch, aber im Großen und Ganzen geht es darum, dich gegen Ende des Monats nach Sarajevo zu schmuggeln. Direktflug? Nein. Es muss schon über ein paar Umwege gehen. Sobald du dann da bist, wirst du die Identität von Mirko Abdic annehmen. Ein Touristenvisum ist bereits beantragt …«
»Legal?«
»Natürlich. Geht es nicht bei der ganzen Sache darum, dass alles legal ist? Um offiziell einzureisen, brauchst du ein offizielles Visum. Sobald du hier bist, kannst du Gia gerade noch rechtzeitig heiraten, um offiziell zum Vater des Kindes erklärt zu werden. Dann beantragst du eine Aufenthaltserlaubnis. Später lässt du dich dann einbürgern und der Kreis ist geschlossen.«
»Das ist ein toller Plan, Abe.«
»Dein Lob und deine Ehrfurcht höre ich gern. Aber noch ist es nicht erledigt. Da gibt es immer noch ein paar Fallstricke. Das größte Problem ist die Sprache. Du musst die ganzen Kontrollen wer weiß welcher Behörden, mit denen du dich da herumschlagen musst, hinter dich bringen, ohne ein Wort der dort gesprochenen Sprache zu sprechen.«
Jack gefiel das gar nicht.
»Hättet ihr mich nicht als Engländer oder Australier ins Land schmuggeln können? Deren Dialekte würde ich noch passabel kopieren können.«
»Bei denen sind die Melderegister zu gut organisiert. Wir brauchten ein Land, in dem in den letzten Jahren Anarchie und Chaos herrschten, was dann auch zu vielen ungemeldeten Todesfällen geführt hat. Das ist die beste Lösung. Das Sprachproblem kriegen wir schon in den Griff.«
Jack glaubte ihm. Er vertraute voll und ganz darauf, dass Abe ihn nicht irgendwohin schicken würde, solange er nicht davon überzeugt war, dass alle Eventualitäten geklärt waren.
Weswegen war ihm dann so mulmig zumute?
3.
Gia saß in der Küche des Hauses am Sutton Square und starrte Jack an. Sie hatte die Tränen so lange wie möglich zurückgehalten, aber schließlich begannen sie doch zu fließen.
»Ist das wahr? Das wird wirklich passieren?«
Jack nickte. »Sieht so aus. Ein paar
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