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Handyman Jack 10 - Der Erbe

Handyman Jack 10 - Der Erbe

Titel: Handyman Jack 10 - Der Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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ihn etwas anderes aus seinem tiefen Schlaf gerissen?
    Und dann hörte er es: ein schwaches Kratzen im Wohnzimmer. Er glitt aus dem Bett und schlich sich zur Schlafzimmertür. Der Ursprung des Geräusches war rechts von ihm – an der Haustür.
    Die obere Hälfte der Tür war verglast, aufgeteilt in neun Scheiben. Er sah die Silhouette eines gebückten Mannes auf der anderen Seite. Das Kratzen ging weiter.
    Irgendein Arschloch versuchte, das Schloss zu öffnen.
    Eine Kavalkade von Gedanken tobte durch Jacks Hirn. Zuerst einmal: Was wollte der? Er gab sich keine Mühe, leise zu sein, also ging er wohl davon aus, dass das Haus leer war. Wenn er seine Hausaufgaben gemacht hatte, dann wusste er, dass Gateways eine abgeschlossene Wohnsiedlung mit regelmäßigen Patrouillen durch einen Wachdienst war, also hatten nur die absolut paranoiden Anwohner Alarmsysteme. Aber wenn er wusste, dass das Haus leer war, warum versuchte er dann, das Schloss zu öffnen? Es wäre doch viel einfacher, ein Loch in eine der Scheiben zu schneiden, hindurchzugreifen und so die Tür zu öffnen. Jack hatte einen Glasschneider und eine Saugglocke für genau diesen Zweck in seiner Zaubertasche.
    Es machte nur dann einen Sinn, das Schloss zu öffnen, wenn man verheimlichen wollte, dass eingebrochen worden war.
    Aber welchen Sinn sollte das haben?
    Jack drehte sich um und wollte eine Pistole aus dem Nachtschrank nehmen, dann fiel ihm wieder ein, dass er nicht zu Hause war. Er hatte keine Waffe.
    Halt, stopp. Das M1C.
    Er ging zum Kleiderschrank und holte das Scharfschützengewehr heraus. Er wusste nicht, ob es geladen war, und es kümmerte ihn auch nicht. Das aus dem Zweiten Weltkrieg stammende Gewehr hatte einen Schaft aus Walnussholz und eine Aufsetzkante aus Stahl. Warum sollte man die Nachbarschaft mit einem Schuss aufschrecken, wenn man eine zehn Pfund schwere Keule hatte?
    Er schlich sich zurück ins Wohnzimmer, stellte sich so hin, dass er sich hinter der Tür befand, wenn die sich öffnete, und hob das Gewehr.
    Er wartete.
    Es dauerte eine Weile – der Kerl war nicht geübt darin –, aber schließlich gelang es ihm, den Zylinder zu drehen und die Tür aufzustoßen. Als er eintrat, rammte ihm Jack die Aufsetzkante gegen den Hinterkopf. Nicht zu fest – er wollte ihm nicht den Schädel zerschmettern oder ihn ins Koma versetzen –, aber hart genug, dass mit einem Handgemenge nicht mehr zu rechnen war. Er war nicht in Stimmung für eine Prügelei.
    Der Kerl gab ein leises »Uff« von sich, als die Beine unter ihm wegsackten. Er ließ seine kleine Sporttasche fallen – so ein Teil wie die von Jack – und ging in die Knie. Er kniete schwankend da und sah aus wie ein Kirchgänger mit Schwindelanfall. Jack überlegte gerade, ob er ihm noch einen Hieb versetzen sollte, als der Mann vornüberkippte und mit dem Gesicht im Teppich liegen blieb.
    Gut. Und was jetzt?
    Klebeband. Dad war immer ein Fan von dem Zeug gewesen und Jack war sich sicher, er hatte bei seinem letzten Besuch hier irgendwo eine Rolle gesehen. Im Wintergarten – da lagerte sein Vater das Werkzeug.
    Jack stieß sich die Hüfte an der Spüle, als er sich zur Rückseite des Hauses tastete. Das wäre ihm nicht passiert, wenn er das Licht eingeschaltet hätte, aber er wollte vermeiden, dass sich der Wachdienst fragte, warum in einem angeblich leeren Haus um drei Uhr nachts Licht brannte.
    Das Licht auf dem Parkplatz hinter dem Haus warf genug Helligkeit durch die Jalousien des Wintergartens, dass Jack die Werkzeugkiste seines Vaters finden konnte. Im untersten Fach fand er eine Rolle Klebeband und hastete damit zurück ins Wohnzimmer.
    2.
    Jack saß auf dem Toilettensitz und sah zu, wie der Kerl in der Badewanne sich regte und mit den Augen blinzelte. Er war jung, vielleicht Ende 20, und mit einer kurzen Kaki-Hose, einem burgunderfarbenen Golfhemd und Turnschuhen bekleidet. Er hatte sich das dunkelbraune Haar zu kleinen Stacheln hochgegelt – eine Mode, die Jack noch nie verstanden hatte – und sich die Koteletten bis zur Unterkante der Ohrläppchen wachsen lassen. Er sah also so aus wie eine Million anderer Twens in Südflorida. Er lag auf dem Rücken, seine Handgelenke vor ihm mit Klebeband fixiert, genau wie die Knöchel und die Knie. Das war zwar sicherlich keine professionelle Fesselung, aber darüber machte sich Jack keine Sorgen.
    Er hatte die Pistole des Mannes.
    Nachdem er mit dem Klebeband fertig war, hatte er ein Handtuch vor das Badezimmerfenster gehängt und das Licht

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