Handyman Jack 10 - Der Erbe
meine … meine Frau und mein kleines Mädchen sollen hier angefahren worden sein. Stimmt das?«
Die Miene des Polizisten wurde weicher. »Oh, das tut mir leid. Ja, wir hatten hier einen Unfall mit Fahrerflucht. Eine Frau und ein Kind wurden mit hoher Geschwindigkeit angefahren. Der Fahrer ist geflüchtet.«
Jack spürte, wie er schwankte – oder war das die Welt? Er sah sich um.
»Aber wo …?«
»Auf dem Weg ins Krankenhaus.«
Hoffnung keimte in seiner Brust. War das sein Herz, das wieder zu schlagen begann? Zum ersten Mal seit seinem Anruf im Kosher Nosh fühlte er so etwas wie Leben in seinem Innern.
»Heißt das, sie sind am Leben?«
Mit düsterer Miene wandte der Polizist sich wieder der Aufgabe zu, den Verkehr von der 58th wegzuleiten.
»Kann ich nicht sagen. Ich habe die ganze Zeit hier gestanden.«
»Haben Sie etwas gesehen?«
»Das waren ein paar ziemlich übel zugerichtete Personen.«
Gott, nein.
»Wo sind sie hingebracht worden?
»Ins New York Hospital, drüben an …«
»Ich weiß, wo das ist.« Jack rannte zu seinem Wagen zurück. Das war zehn Blocks weiter an der York Avenue – in ein paar Minuten konnte er da sein.
23.
Den ersten Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmte, bekam Miller, als niemand auf das Klingeln reagierte. Er klingelte dreimal und es betätigte immer noch niemand den Türöffner.
»Was soll der Scheiß?« Wütend und irritiert klingelte er ein viertes Mal.
Sie hatten die gestohlenen Autos eines nach dem anderen wieder abgestoßen. Zuerst den Camry. Miller und Cal hatten sich dann in Hurseys Wagen gequetscht, der Jolliff folgte, bis der seinen Wagen stehen ließ. Dann waren sie alle vier dorthin gefahren, wo sie den Suburban abgestellt hatten. Unterwegs hatte keiner viel geredet.
Miller sah noch immer das Gesicht der Frau in dem Moment vor sich, als er sie getroffen hatte. Er sagte sich wieder und wieder, es sei für die Sache gewesen, für die gute Seite.
Aber bei der Erinnerung an dieses Gesicht hätte er am liebsten sofort wieder gekotzt.
Er sah zu den beiden Überwachungskameras hoch. Bei beiden leuchtete die rote Kontrolllampe, was bedeutete, dass sie funktionierten.
Zunehmende Besorgnis verdrängte die tiefe Niedergeschlagenheit, die den ganzen Rückweg über an ihm genagt hatte.
»Das gefällt mir nicht«, sagte Cal.
»Mir auch nicht. Ich schließe auf.«
Er fischte die Schlüssel aus seiner Tasche während Cal, Hursey und Jolliff ihre Pistolen zogen und sie unter ihren Mänteln versteckten. Er hörte, wie sie entsichert wurden. Er würde ebenfalls sofort seine H&K zücken, aber zuerst musste er die Tür öffnen.
Das Heim war durch eine Electrolynx-Stahltür in einer Stahlzarge – da kam niemand durch – und drei Schlössern mit Stahlbolzen gesichert. Jeder Yeniceri hatte einen Satz von drei Schlüsseln dafür, sollte sie aber nur im äußersten Notfall benutzen. Jeder Schlüssel war für eines der Schlösser. Wenn eines der drei Schlösser manuell aufgeschlossen wurde, löste das einen Alarm aus.
Miller steckte den Schlüssel in das oberste Schloss und hörte die Alarmsirene losjaulen, als er ihn umdrehte. Wenigstens die Alarmanlage funktionierte.
Als niemand darauf reagierte, schloss er hastig die beiden anderen Schlösser auf, steckte die Schlüssel ein und zog stattdessen die Pistole. Er sah die Straße hoch und runter. Er kam sich hier auf dem Bürgersteig im hellsten Tageslicht vor wie auf dem Präsentierteller, aber niemand schien sich für sie zu interessieren.
»Okay. In Position.«
Sie postierten sich hastig paarweise auf beiden Seiten der Tür. Links stand Miller, Jolliff gebückt vor ihm. Rechts nahmen Cal und Hursey die gleiche Stellung ein.
»Fertig?«
Als sie alle mit einem Nicken geantwortet hatten, griff er nach dem Türknauf, drehte und stieß die Tür auf. Wilcos »Pot Kettle Black« spielte irgendwo im Innern, aber sonst hörte er nichts: keine Warnrufe, keine Schüsse – nur Wilco.
Ein merkwürdiger, verstörender Geruch drang zusammen mit der Musik heraus.
Miller riskierte einen Blick, legte den Kopf zur Seite, damit er hineinsehen konnte, dann zuckte er mit geschlossenen Augen wieder zurück, als sein Magen sich verkrampfte.
Ybarra … mit offenem Mund, Augen weit aufgerissen, leerer Blick … lag auf der Konsole der Überwachungsanlage … sein Kopf in einem unmöglichen Winkel abgespreizt … und Blut … überall Blut.
Miller wusste nicht, ob Wut oder Angst jetzt das angebrachtere Gefühl waren. Er mochte Wut
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