Handyman Jack 10 - Der Erbe
– sie war so viel klarer und präziser als die Angst –, deswegen entschied er sich dafür. Es fiel ihm nicht schwer. Einer seiner Brüder, wahrscheinlich sogar mehrere, waren direkt hier in der Heimstätte hingemetzelt worden.
Davis’ Stimme: »Was ist los?«
Miller sah ihn an. »Wir sind überfallen worden.«
24.
Offiziell hieß das Krankenhaus New York Presbyterian Hospital-Cornell Campus, aber niemand sprach von ihm jemals anders als vom New York Hospital.
Jack fuhr auf die halbkreisförmige Einfahrt am östlichen Ende der 68th Street. Der Komplex hatte das typische Aussehen eines Krankenhauses – ungefähr 20 Stockwerke in einem angedeuteten Art-déco-Stil mit einer glatten Granitfassade und hohen Fensterbögen. Er war bereit, den Wagen direkt vor dem überdachten Eingang abzustellen. Wenn er abgeschleppt würde, dann war das eben so. Aber falls sie vorher das Nummernschild überprüften und den Namen von Vinny ›the Donut‹ lasen, dann würden sie ihn vielleicht stehen lassen.
Dann sah er das Schild für den Einparkdienst und hielt mit quietschenden Reifen vor dem mexikanischen Einparker.
»Wie lange werden Sie bleiben?«, fragte der, als Jack aus dem Wagen sprang.
»Länger. Wo ist die Notaufnahme?«
Der Mann deutete über Jacks Schulter hinweg. »Da drüben, wo NOTAUFNAHME steht.«
Jack sah sich um. Wie hatte er das übersehen können?
Er rannte hinein und stand plötzlich einem uniformierten Sicherheitsbeamten gegenüber.
»Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich muss wissen, wie es zwei Unfallopfern geht.«
Er deutete mit dem Daumen über die Schulter auf einen mit einem Fenster versehenen Schalter.
»Da drüben.«
Jack hechtete darauf zu und zog das Schiebefenster auf.
»Eine Frau und ein kleines Kind, die gerade von einem Rettungswagen hergebracht worden sind. Wo sind die?«
Die Frau mit der kaffeebraunen Haut hinter dem Tresen ließ sich Zeit, bis sie von ihrem Computerbildschirm aufsah. Auf ihrem Namensschild stand MARIA.
»Wie heißen die beiden, Sir?«
»DiLauro und Westphalen.«
Er buchstabierte ihr beide Namen und sah zu, wie sie ein paar Dinge in ihr Keyboard tippte. Er konnte nicht stillstehen. Seine Finger trommelten einen chaotischen Rhythmus auf den Tresen, er trat von einem Fuß auf den anderen.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, wir haben niemanden mit diesen Namen. Aber wir haben zwei Unbekannte, die vorhin eingeliefert worden sind. Eine Erwachsene und ein Kind. Verkehrsunfall.«
Jack sah sich um. »Wo sind sie? Wie geht es ihnen?« Es kostete ihn Überwindung, die nächste Frage auszusprechen. »Sind sie am Leben?«
»Ich weiß es nicht.«
Er spürte, wie seine Finger mit dem Trommeln aufhörten und sich zu Fäusten ballten.
»Verdammt noch mal, warum nicht?«
Eine Spur von Besorgnis huschte über ihr Gesicht – vielleicht hatte sie die Drohung in seinem Tonfall gehört.
»Weil ich nicht über diese Information verfüge. Sie sind direkt auf die Intensivstation gekommen.«
Er stieß sich von dem Tresen ab.
»Wie komme ich dahin?«
»Sie können da nicht hin, Sir.«
»Und wieso zum Teufel nicht? Ich bin der Ehemann und der Vater!«
Er hoffte inständig, dass sie nicht von ihm verlangte, sich auszuweisen.
»Sie können dort trotzdem nicht hin. Zuerst müssen sie versorgt und stabilisiert sein. Bei einer Reanimation darf nur medizinisches Personal anwesend sein. Sie können nicht …«
»Reanimation?«
Sie sah wieder auf ihren Monitor.
»Als sie eingeliefert wurden, waren die Wiederbelebungsmaßnahmen schon im Gange.«
Der Raum drehte sich um ihn. Er faltete die Arme auf dem Tresen und presste die Stirn dagegen, während er gegen die Übelkeit ankämpfte, die ihn zu übermannen drohte.
Er spürte eine Hand auf seinem Arm, und als er aufsah, stellte er fest, dass die Angestellte ihn teilnahmsvoll anblickte.
»Haben Sie Vertrauen, Mr. Westphalen. Sie sind in guten Händen.«
Westphalen? Ach ja, er hatte gesagt, er sei der Vater des Kindes und Vicky hieß Westphalen. Gia hatte den Namen ihres Exmannes abgelegt.
»Wir haben hier eine hervorragende Unfallklinik«, sagte sie. »Sie können sich sicher sein, dass alles, was möglich ist, für Ihre Frau und Ihr Kind getan wird.«
»Ich muss sie sehen. Nur einmal. Nur ganz kurz.«
Sie schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid. Bitte haben Sie Vertrauen!«
Vertrauen? Glauben? Das war es, weswegen sie jetzt an der Schwelle des Todes standen. Wegen Männern, die an etwas glaubten, die der Meinung waren, sie würden
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