Handyman Jack - Story-Sammlung
irgendwo hinter ihm rührte und vor Schmerzen stöhnte, und hörte winzige Stimmchen – wie viele von diesen kleinen Scheißkerlen waren das eigentlich? –, die in hohen Tönen miteinander flüsterten. Es schien eine hitzige Diskussion zu sein. Aber schließlich kamen sie zu einem Ergebnis.
Dann spürte er ein Zupfen an den Schnüren, als neue Fesseln um seine Handgelenke und Knöchel angelegt und die alten gelöst wurden. Unvermittelt wurde er auf den Rücken gerollt.
Er sah George, der in dem Schaukelstuhl saß und sich einen Eisbeutel an die Hüfte hielt. Und auf dem Boden standen zehn – guter Gott, zehn! – dieser vierzig Zentimeter großen, pelzigen Männer in einem Halbkreis um ihn herum und starrten ihn an.
Einer von ihnen trat vor. Er war mit Puppenkleidern ausstaffiert: ein dunkelblauer Pullover – sogar mit einem Lacoste-Krokodil auf der linken Brust – und eine hellbraune Hose. Er hatte das Gesicht eines Sechzigjährigen mit einer tonnenförmigen Brust und haarigen Armen und Knöcheln. Er zeigte auf Gils Gesicht und sprach mit piepsiger Stimme: »Cham ist getötet worden und das war dein Morden.«
Gil begann zu lachen. Er kam sich vor wie unter Gartenzwergen, aber als er den Blick in den Augen des kleinen Mannes sah, wusste er, dass mit dem nicht zu spaßen war. Das Lachen erstarb in seiner Kehle.
Er sah hoch zu der Wand, an die er den ersten Zwerg wie einen Käfer auf einen Präsentierteller genagelt hatte, aber da war nur noch ein dunkler Fleck.
Der Zwerg, der das Wort führte, gab zwei anderen einen Wink und die kamen auf Gil zu und schleppten sein Messer. Er versuchte, vor ihnen zurückzuweichen, aber die Fesseln ließen ihm nicht viel Spielraum.
»Hey Leute, wartet mal! Was habt ihr …?«
»Die Entscheidung ist getroffen. Du wirst nicht länger hoffen!«
Gil spürte, wie Panik in ihm aufstieg. »Lasst diese dummen Reime! Was passiert hier?«
»Geht ruhig weiter und nehmt ihm die Kleider«, sagte der Wortführer zu den Zwergen mit dem Messer. »Aber habt acht, dass er keinen Unsinn macht.«
Gil zuckte zusammen, als die Klinge über die Nähte seines Hemdes glitt und wartete auf den stechenden Schmerz des Einschnitts. Aber der blieb aus.
George sah zu, wie die kleinen Kerle Connors entkleideten. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was sie vorhatten und es war ihm auch egal. Er fühlte sich noch mehr wie ein Versager als sonst. Er hatte nie viel aus seinem Leben gemacht, aber seit dem Ende der Sechziger hatte er sich zumindest einreden können, dass er den allerletzten Schraten der Welt eine sichere Heimstatt bot.
Wann war das gewesen – so um 1969 herum? –, als sie alle elf plötzlich vor seiner Tür standen und Zuflucht suchten. Sie sagten, sie warteten darauf, »dass die Zeit kommt, und unser Dasein die Menschen frommt«. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was das bedeuten sollte, aber er hatte sich gleich mit ihnen seelenverwandt gefühlt. Sie waren Außenseiter, so wie er auch. Und als sie angeboten hatten, ihn zu entlohnen, war ein Vertrag zustande gekommen.
Er lächelte. Das reimte sich fast. Wenn man ihnen lange genug zugehört hatte, klang man schon wie sie. Da sie immerzu in Versen sprachen, war es ein Klacks für sie, diese Reime für die Grußkartenhersteller zu entwerfen. Einiges davon war ziemlich albern, aber damit ließen sich die Steuern bezahlen.
Doch was sollte nun werden? Einer von den kleinen Kerlen war von diesem Irren ermordet worden, der jetzt ihr Geheimnis kannte. In Kürze würde die ganze Welt von den Schraten wissen. George war gleich doppelt gescheitert: Er hatte sie nicht beschützt und er hatte ihr Geheimnis nicht bewahrt. Er war genau das, was dieser Wahnsinnige gesagt hatte: ein nutzloser alter Sack.
Er hörte Connors stöhnen und sah auf. Der Mann war splitternackt und die kleinen Kerle hatten ihn mit neuen Seilen gefesselt, die sie durch Ringe gezogen hatten, die oben in den Wänden an jeder Seite des Raumes befestigt waren. Sie hievten ihn vom Boden hoch und spannten ihn quer durch den Raum wie Wäsche, die zum Trocknen aufgehängt ist.
George kam plötzlich der Gedanke, dass er, auch wenn er mit George Haskins nicht allzu glücklich war, im Augenblick doch weit lieber in seiner Haut steckte als in der von Gilroy Connors.
Gil hatte das Gefühl, ihm würden die Arme und Beine aus den Gelenken gerissen, als die Zwerge ihn vom Boden hochhievten und mitten im Zimmer aufhängten. Einen Moment befürchtete er, das sei genau ihre
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