Handyman Jack - Story-Sammlung
Augen bewahrt und wir brauchen dich, damit du das auch noch länger tust.«
»Ich glaube nicht, dass mir noch viel Zeit bleibt.«
»Deswegen solltest du diese Tasse leeren.«
»Was meinst du damit?«
»Stell es dir einfach als einen Aufschub vor«, sagte Kob.
George warf einen Blick auf Cham, der zweifellos vor einer Stunde noch tot gewesen war und der jetzt wieder auf den Beinen stand. Er blickte wieder in die Tasse.
… ein Aufschub.
Nun, nach dem, was er gerade gesehen hatte, schien ihm alles möglich.
Er stählte sich innerlich gegen das drohende Würgen, hob dann die Tasse an die Lippen und trank. Die Flüssigkeit war lauwarm und salzig – wie eine Brühe, die zu kalt geworden ist. Es schmeckte nicht gut, war aber auch nicht schrecklich. Er presste die Augenlider zusammen und schluckte den Rest. Es lief ihm in den Magen und blieb glücklicherweise auch unten.
»Gut!«, rief Kob und die anderen zehn Schrate applaudierten.
»Jetzt kannst du uns helfen, ihn loszuschneiden und nach draußen zu bringen.«
»Und was wirst du jetzt mit all dem Geld machen, George?«, fragte Bill, als er ihm die tägliche Post reichte.
»Ich habe es ja noch gar nicht.«
George stützte sich auf dem Dach des Postwagens ab und zog an seiner Zigarette. Er fühlte sich gut. Die allmorgendlichen Rückenschmerzen gehörten der Vergangenheit an, und beim Pissen hatte er wieder einen richtigen Strahl – wahrscheinlich könnte er noch aus anderthalb Meter Abstand eine Wand treffen. Er bekam besser Luft als jemals in den letzten dreißig Jahren. Und das Beste war, er konnte hier stehen und weit nach Süden über den Hafen hinweg bis zur Stadt Monroe sehen. Er wollte nicht daran denken, was in dem Becher gewesen war, den Kob ihm da gegeben hatte, aber seit er vor zehn Tagen daraus getrunken hatte, fühlte er sich um Jahrzehnte jünger.
Wenn er doch nur mehr davon hätte.
»Ich glaub’s immer noch nicht, was du für ein Glück hattest, ihn da drüben im Gras zu finden«, sagte Bill und sah zur anderen Straßenseite rüber. »Vor allem, weil er schon tot war, bei allem, was man sich über ihn erzählt.«
»Ja, stimmt wohl.«
»Ich habe gehört, die haben immer noch keine Ahnung, woran er gestorben ist oder warum er verschrumpelt war wie eine Mumie.«
»Ja, das ist schon ein Rätsel.«
»Also, wenn du jetzt die Fünfzigtausend kriegst – wofür gibst du die aus?«
»Ich werde hier wohl ein paar Veränderungen vornehmen. Ich besorge mir einen Anwalt, um zu sehen, wie man die Gegend hier vor den Grundstücksspekulanten schützen kann. Vor allem werde ich es aber anlegen, damit ich die Steuern bezahlen kann, bis es so weit ist.«
Bill lachte und löste die Handbremse des Autos. »Du bist noch nicht bereit, dich aufs Altenteil zurückzuziehen, was?«, rief er, als der Wagen davonholperte.
»Noch lange nicht!«
Ich habe Verpflichtungen, dachte er. Und Untermieter, die ich bei Laune halten muss.
Ihn schauderte.
Ja. Er wollte diese kleinen Kerle ganz bestimmt bei Laune halten.
GESICHTER
Ihr Gesicht abbeißen.
Ihr nicht wehtun. Sie bereits tot. Sie schnell totgemacht, wie die anderen. Nicht wehtun wollen. Sie nicht Schuld.
Freund stöhnt, aber still liegen. Mit Gesicht auf Boden. Von hinten erwischt. Ganz schnell. Er mich nicht sehen. Kann leben.
Mädchen mich ansehen, als Junge umfallen. Heftig Luft holen. Schreien, als Gesicht gesehen. Zwei Klauen, nicht kurz gemacht, reißen Kehle auf, bevor laut werden.
Sie Ekel-Angst-Blick, wie alle anderen. Hasse Blick. Hasse Blick ganz schrecklich.
Leidtun, Mädchen. Du nicht Schuld.
Kaue Haut von Gesicht. Ganz zerkauen. Heftig kauen und runterschlucken. Warmes nasses Rot macht schlecht, aber weiterkauen. Muss Gesicht essen. Muss alles runter schlucken. Darf nicht brechen.
Lasse Augen übrig.
Freund stöhnt wieder. Bewegt Arm. Muss schnell verschwinden. Noch einmal Blick auf Blut und Zähne und Starr-Augen in vorher schönem Gesicht von Mädchen.
Leidtun, Mädchen. Du nicht Schuld.
Muss gehen. Ganz schnell gehen. Vorher Geld nehmen. Geld von Mädchen. Auch Geld von Freund. Immer Geld nehmen. Brauche Geld.
Jetzt gehen. Nicht weit. Klettere hoch Mauer von Haus. Finde dunkle Stelle, wo sehen, aber nicht gesehen werden. Wo warten kann. Bald der Detektive Harrison kommen.
Unten kann sehen, wie Freund umdrehen. Auf Knie gehen. Schwanken. Seh, wie er Freundin sehen.
Freund schrecklich schreien. Tut weh in Ohren. Macht traurig. Macht weinen.
Kevin Harrison hörte
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