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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Revolution hatte ihn auf ihre Seite gezogen. Aber nach dem Ende der Kämpfe, nach der Teilung, als er die Geburtswehen der glorreichen neuen Gesellschaftsordnung miterlebte, sehnte er die französische Besatzung fast wieder herbei.
    Er war in den Süden geflohen und auch dort geblieben. Er hatte freiwillig für den Süden gekämpft, bis die Mine seinen Unterschenkel abgerissen hatte. Danach hatte er festgestellt, dass er mit seinem Bein auch die Lust zum Kämpfen verloren hatte.
    Er warf einen Seitenblick auf Fatman, der fürchterlich schwitzend neben ihm dem verschlungenen Dschungelpfad folgte. Irgendwie mochte er den jungen Kerl, auch wenn er nicht sagen konnte, warum. Fatman war egoistisch, feige und raffgierig, und er tat nur dann etwas, wenn es ihm zum eigenen Vorteil gereichte. Trotzdem berührte Tram die Verletzlichkeit des Jungen. Hinter der Maske aus Grobheit und Prahlerei lag eine gewisse Traurigkeit. Mit Trams Hilfe hatte er es geschafft, von der Zielscheibe der meisten Witze in der Kaserne zum beliebtesten Marihuana-Lieferanten der Kompanie aufzusteigen. Tram konnte nicht bestreiten, dass er selbst auch massiv davon profitierte, dass er ihm zu dieser Stellung verholfen hatte. Er brauchte das Geld, um seine magere Pension der vietnamesischen Armee aufzubessern, aber das war nicht sein einziger Grund gewesen. Ihm lag wirklich daran, dem Jungen zu helfen.
    Und er war zweifellos nur ein Junge. Vom Alter her könnte er sogar Trams Sohn sein. Aber Tram wusste, er würde niemals so einen Sohn aufziehen können.
    Die meisten der Amerikaner, die er kennengelernt hatte, waren wie Fatman. Sie hatten keine Werte, keine Traditionen, keine Moral. Sie waren leere, hohle Hülsen, die damit aufgewachsen waren, dass niemand etwas von ihnen erwartete. Und jetzt, trotz all der finanziellen Mittel und der ganzen Propaganda wussten sie in ihrem tiefsten Inneren, dass niemand erwartete, dass sie diesen Krieg gewannen.
    Was waren das für Eltern, die ihren Kindern nichts mitgaben, an das sie glauben konnten, und die sie dann ans andere Ende der Welt schickten, um für ein Land zu kämpfen, von dem sie noch nie gehört hatten?
    Und gerade das war eine wirklich demütigende Erfahrung – die Erkenntnis, dass die meisten dieser Jungs bis vor ein paar Monaten nicht einmal eine Ahnung von der Existenz des Landes hatten, um das sich alles in Trams Leben drehte, seit er ein Kind gewesen war.
    »Wie weit ist es noch?«, fragte Fatman.
    Tram spürte deutlich am Verhalten des Amerikaners, dass ihm nicht wohl dabei war, sich so weit von der Stadt entfernt zu haben. Vielleicht war jetzt der richtige Zeitpunkt, um nachzufragen.
    »Wo Hung zustechen?«
    Fatman stolperte, als hätte Tram ihm einen Schlag versetzt. Er blieb stehen und starrte Tram mit aschfahlem Gesicht an.
    »Woher …?«
    »In Quang Ngai nur wenig passieren, ich nicht erfahren.« Tram konnte nicht widerstehen, seine Wichtigkeit ein wenig aufzubauschen. »Jetzt mir zeigen, wo.«
    Tram unterdrückte ein Keuchen, als Fatman sein schweißdurchtränktes Hemd hochzog und die rote Narbe entblößte, die sich links am Nabel entlang von oben nach unten über den Bauch zog. Hung hatte ihm den Bauch aufgeschlitzt, damit er langsam und qualvoll starb, und um ihm seine Verachtung zu demonstrieren.
    »Ich dich warnen …«
    Fatman zog sein Hemd herunter. »Ich weiß. Aber als Hung mich da im Dunkeln liegen ließ, kam dieser alte Mann vorbei, legte mir die Hand auf und der Schnitt schloss sich wie durch Magie. Kann er das jederzeit tun?«
    »Nicht immer. Er jetzt ein Jahr in Dorf sein. Er es können kurze Zeit jeden Tag. Er es noch tun viele Jahre.«
    Fatmans Stimme war nur ein heiseres Hauchen. »Jahre! Aber wie? Nimmt er dazu eine Droge? Er sah aus, als sei er betrunken.«
    »Oh nein. Dat-tay-vao nicht wirken, wenn betrunken.«
    »Was wirkt nicht?«
    »Dat-tay-vao … Trinh hat Berührung, die heilt.«
    »Was heilt? Messerstiche und so etwas?«
    »Alles.«
    Fatman traten die Augen aus den Höhlen. »Du musst mich zu ihm bringen!« Er warf einen hastigen Blick auf Tram. »Damit ich ihm danken … ihn belohnen kann.«
    »Er keine Belohnung brauchen.«
    »Ich muss ihn finden. Wie weit ist es noch?«
    »Nicht mehr weit.« Er roch bereits das Meer. »Wir hier von Straße weg.«
    Als er Fatman nach links in dichteres Unterholz führte, das ihnen das Gesicht zerkratzte und sich in den Kleidern verfing, überlegte er wieder, ob es richtig gewesen war, ihn hierherzubringen. Aber es war jetzt zu

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