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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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sie.
    »Das Essen morgen Abend geht auf mich. Chinesisch. Versprochen.«
    »Sicher«, brummte sie. »Ich glaube das erst, wenn es vor mir steht.«
    Jack stand da in dem winzigen Wohnzimmer, sah zu, wie Vicky ihre Sammelkarten ausbreitete, lauschte über das Hintergrundgeräusch der Nachrichten hinweg, wie Gia in der Küche hantierte, und sog die Geräusche und die Betriebsamkeit und die Ruhe eines Heims in sich auf. Die alltägliche Normalität dieser kleinen Wohnung – das war etwas, was er sich wünschte. Aber sie schien so weit außerhalb seines Lebens. Er konnte kommen und sich daran wärmen, aber er konnte nicht bleiben. So sehr er es auch wollte, er konnte das Gefühl nicht festhalten und mit sich nehmen.
    Sein Problem war sein Beruf. Er hatte Gia nie gebeten, ihn zu heiraten, weil er wusste, dass sie Nein sagen würde. Wegen dem, womit er seinen Lebensunterhalt verdiente. Und aus dem gleichen Grund würde er sie auch nicht fragen: Weil er so seinen Lebensunterhalt verdiente. Eine Ehe würde ihn angreifbar machen. Er konnte Gia und Vicky einem solchen Risiko nicht aussetzen. Zuerst müsste er seinen Job aufgeben. Aber er war noch nicht einmal vierzig. Was sollte er in den nächsten dreißig oder vierzig Jahren anstellen, um nicht wahnsinnig zu werden?
    Ein braver Bürger werden? Einen normalen Beruf ergreifen? Wie sollte er das tun? Wie sollte er erklären, dass es bisher keine Hinweise auf seine Existenz gab? Er hatte keine Berufserfahrung, keine Rentenansprüche, keine Einkommenssteuererklärungen. Die Steuerbehörden würden fragen, ob er ein illegaler Einwanderer oder ein Alien von einem fremden Planeten oder so etwas sei. Und wenn dem nicht so war, dann würden sie noch viel unangenehmere Fragen stellen, die er nicht beantworten wollte.
    Er fragte sich, ob er etwas begonnen hatte, das er nicht mehr zu stoppen vermochte.
    Und dann sah er zwischen den Windowcolor-Bildern auf Gias Wohnzimmerfenster hinaus auf das Dach des Mietshauses auf der anderen Straßenseite und erinnerte sich an die Kugeln, die das Fenster des Hotelzimmers vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden durchschlagen hatten. Seine Haut juckte warnend. Er fühlte sich hier angreifbar. Und schlimmer noch, er setzte auch Gia und Vicky dieser Gefahr aus. Hastig wiederholte er sein Bedauern und verabschiedete sich, dann küsste er sie beide und eilte zurück auf die Straße.
    Dann stand er vor dem Mietshaus und ging langsam vor dem Eingang auf und ab.
    Na komm schon, du Scheißkerl. Weißt du, dass ich hier bin? Versuch irgendetwas! Lass es mich wissen!
    Niemand schoss auf ihn. Nichts fiel vom Dach.
    Jack dehnte seine verkrampften Finger, die er zu Fäusten geballt hatte. Er stellte sich vor, dass irgendein mieser Gauner wie Cirlot von Gia und Vicky erfahren könnte, und sie bedrohte, ihnen vielleicht sogar etwas antat … allein der Gedanke trieb ihn schon in den Wahnsinn.
    Er machte sich auf den Weg zu seiner eigenen Wohnung. Er ging eilig, dann begann er zu rennen, um so die Wut und die steigende Frustration abzubauen.
    Das musste ein Ende haben. Und das würde es auch. Noch heute, wenn sich das irgendwie bewerkstelligen ließ.
     
    Jack hielt an einem öffentlichen Fernsprecher an und wählte Trams Nummer. Der Vietnamese erzählte ihm, dass Aldo und sein Leibwächter aus der Wäscherei gehumpelt waren und sich ein Taxi genommen hatten. Sie hatten die ganze Zeit Verwünschungen gegen den Kerl, der sie zusammengeschlagen hatte, vor sich hin gemurmelt. Tram war besorgt, dass Aldo seine Wut an ihm auslassen würde, wenn Jack nicht auffindbar war. Das war eine Sorge, die Jack teilte. Er rief seinen Anrufbeantworter an, auf dem aber nichts von Interesse hinterlassen worden war.
    Als er wieder auflegte, fiel ihm etwas ein: Cirlot und Telefone. Ja. Auf die Art war der Erpresser zu seinen Opfern gekommen. Der Kerl war ein Ass darin, Telefonleitungen anzuzapfen.
    Jack trabte zu seinem Wohnhaus zurück. Aber statt nach oben zu seiner Wohnung zu fahren, schlich er sich in den Schaltraum. Er öffnete den Telefonverteiler und bemerkte sofort die Abhöranlage: Kleine Klemmschuhe, die zu einem Hochfrequenzsender führten. Cirlot hatte wahrscheinlich irgendwo in der Nähe einen stimmaktivierten Recorder versteckt.
    Jetzt ergab langsam alles einen Sinn. Cirlot hatte von Levinson erfahren, dass Jack seine Klienten bei Julio traf. Er hatte vor der Kneipe gewartet, bis Jack auftauchte, und war ihm dann nach Hause gefolgt.
    Jack schnalzte verärgert mit der Zunge.

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