Handyman Jack - Story-Sammlung
Rohrreiniger lag auf ihrem Schoß. Jack bemerkte ihre Augen – hellblau und vollkommen panisch. ›Achtung – ätzend‹ stand in Blockbuchstaben am unteren Rand des Fotos.
Jack zog eine Grimasse und sah sich das zweite Foto an. Zuerst wusste er gar nicht, was er da sah, wie bei einem der Fotos, die man erhält, wenn die Kamera versehentlich ausgelöst wird. Ein großes Fleischerbeil füllte den überwiegenden Teil des Bildes aus, aber der Rest war –
Er unterdrückte ein Keuchen, als er den nackten Bauch eines kleinen Jungen erkannte, die haarlose Scham und den winzigen Penis, der auf einem Holzbrett lag, in aussagekräftiger Nähe zu dem Beil.
Gut. Er hatte also nicht die Bullen gerufen.
Jack reichte ihm die Fotos zurück.
»Wie viel verlangen sie – die Entführer?«
»Ich glaube nicht, dass es sich um ›sie‹ handelt. Ich glaube, es ist nur einer. Und er scheint auch kein Geld zu verlangen. Wenigstens bisher noch nicht.«
»Das heißt ein Psychopath?«
»Ich glaube schon. Er scheint Araber – alle Araber – zu hassen, und hat sich ausgerechnet mich herausgesucht.« Munirs Gesicht verzog sich plötzlich zu einer weinerlichen Miene: »Warum gerade mich?«
Jack wurde klar, dass Munir kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. Er wollte verhindern, dass er jetzt plötzlich in Tränen ausbrach.
»Ganz ruhig, Mann«, sagte er sanft. »Ganz ruhig.«
Munir rieb sich mit der Hand durch das Gesicht, und als er Jack danach wieder ansah, wirkte er zwar verheult, aber gefasst.
»Ja. Ich muss die Ruhe bewahren. Ich darf nicht die Nerven verlieren. Das bin ich Barbara schuldig. Und Robby.«
Jack hatte plötzlich die schreckliche Vorstellung, Gia oder Vicky könnten in der Gewalt eines der Psychopathen sein, mit denen er im Laufe der Zeit zu tun gehabt hatte, und wusste in diesem Moment, dass er den Auftrag annehmen würde. Der Kerl war in Ordnung.
»Jemand, der Araber hasst. Vielleicht ein fanatischer Jude?«
»Nein. Kein Jude. Jedenfalls glaube ich das nicht. Er redet immer wieder von einem Bruder, der im Golfkrieg umgekommen ist. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass ich kein Iraker bin, sondern amerikanischer Bürger genau wie er. Aber selbst wenn ich das nicht wäre, so stamme ich doch ursprünglich aus Saudi Arabien. Mein Volk war ein Verbündeter der Vereinigten Staaten, meine Leute haben Seite an Seite mit seinem Bruder gegen Saddam gekämpft. Aber er scheint das nicht zu verstehen. Er sagt, ein Araber hat seinen Bruder getötet und soweit es ihn betrifft, ist Araber Araber.«
»Fangen Sie ganz am Anfang an«, sagte Jack. »Gab es irgendwelche Anzeichen, dass so etwas passieren könnte?«
»Nichts. Alles war so wie immer.«
»Was ist mit jemandem aus der alten Heimat?«
»Ich habe keine ›alte Heimat‹. Ich habe fast mein ganzes Leben in Amerika verbracht, nicht in Saudi Arabien. Mein Vater war Repräsentant der saudischen Ölindustrie hier in den Staaten. Ich bin in New York aufgewachsen. Ich ging hier aufs College, als er zurückbeordert wurde. Ich habe zwei Jahre in dem Land gelebt, in dem ich geboren wurde, und habe dann eingesehen, dass Amerika meine Heimat ist. Ich habe den Hadsch gemacht, dann bin ich nach New York zurückgekehrt. Ich habe hier die Schule beendet und mich einbürgern lassen.«
»Könnte trotzdem jemand von da drüben sein. Ich meine, Ihre Frau sieht nicht so aus, als würde sie von da stammen.«
»Barbara stammt aus Westchester.«
»Könnte nicht die Heirat mit so jemandem einen dieser Fundamentalisten …?«
»Nein. Auf keinen Fall.« Munirs Mine wurde hart. Er war sich dessen ganz sicher. »Ein Araber würde nie das tun, was dieser Mann mir angetan hat.«
»Seien Sie sich da nicht so sicher.«
»Er hat mich dazu gezwungen … ich musste …« Der Satz wollte Munir nicht über die Lippen kommen. »Ich musste … Schweinefleisch essen. Und dazu Alkohol trinken – Schweinefleisch!«
Jack hätte beinahe laut aufgelacht. Aber dann fiel ihm ein, dass Munir wahrscheinlich Moslem war – ziemlich sicher war er Moslem. Aber trotzdem, was war daran so schrecklich? Jack konnte sich erheblich schlimmere Dinge vorstellen, zu denen man Munir hätte zwingen können.
»Was mussten Sie tun? Ein Schinkensandwich essen?«
»Nein, Rippchen. Er befahl mir, am letzten Freitag gegen Mittag in ein bestimmtes Restaurant an der 47. Straße zu gehen und da etwas zu kaufen, was er ›einen Bogen Babyrippchen‹ nannte. Und dann musste ich mich draußen auf die Straße stellen,
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