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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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alles aufessen und das mit einer Flasche Bier hinunterspülen.«
    »Haben Sie das getan?«
    Munir senkte den Kopf. »Ja.«
    Jack war versucht zu fragen, ob es ihm geschmeckt habe, unterdrückte jedoch den Impuls. Einige Leute nahmen so etwas sehr ernst. Er hatte nie begriffen, warum manche Menschen ihre Essgewohnheiten durch etwas bestimmen lassen, was vor Hunderten oder Tausenden von Jahren von Leuten in einem Buch niedergeschrieben worden war, die damals noch nicht einmal Toiletten besaßen. Aber andererseits verstand er auch sonst sehr viel bei anderen Menschen nicht. Er war der Erste, der das zugeben würde. Und was sie aßen oder nicht aßen, und aus welchen Gründen, war dabei die unwichtigste Überlegung.
    »Also haben Sie Schweinefleisch gegessen und Alkohol getrunken, um das Leben Ihrer Frau und Ihres Kindes zu retten. Niemand wird Ihnen deswegen die Todesschwadron auf den Hals hetzen. Oder doch?«
    »Er hat mich gezwungen, die Wahl zwischen Allah und meiner Familie zu treffen«, erklärte Munir. »Vergeben Sie mir, aber ich habe mich für meine Familie entschieden.«
    »Ich bezweifle, dass Allah oder irgendein vernünftiger Mensch Ihnen vergeben würde, wenn Sie das nicht getan hätten.«
    »Aber begreifen Sie denn nicht? Ich musste es am Freitag tun.«
    »Und?«
    »Da hätte ich stattdessen im Gebet in der Moschee sein sollen. Das ist eine der fünf Pflichten. Kein Muslim würde einen Glaubensgenossen zwingen, so etwas zu tun. Ich versichere ihnen, der ist kein Araber. Sie müssen sich nur den Mitschnitt anhören, dann wissen Sie das auch.«
    »Gut. Dazu kommen wir gleich.« Munir hatte Jack erzählt, dass er seit gestern die Anrufe des Irren auf seinem Anrufbeantworter mitschnitt. »Er ist also kein Araber. Wie sieht es mit Feinden aus? Gibt es da jemanden?«
    »Nein. Wir führen ein ruhiges Leben. Ich leite die Revision bei Saud Petroleum. Ich habe keine Feinde. Und auch nicht viele Freunde. Wir leben ziemlich zurückgezogen.«
    Wenn das stimmte – und Jack hatte im Laufe der Jahre auf die harte Tour gelernt, dass man den Aussagen eines Klienten nie uneingeschränkt vertrauen sollte –, dann war Munir tatsächlich das Opfer eines Psychopathen. Jack hasste es, mit solchen Menschen zu tun zu haben. Sie hielten sich nicht an Regeln. Sie hatten meist ihre eigene merkwürdige Logik. Bei solchen Leuten konnte alles passieren. Wirklich alles.
    »Na gut. Zurück zum Anfang. Wann haben Sie zum ersten Mal bemerkt, dass etwas nicht stimmte?«
    »Als ich Dienstagabend von der Arbeit nach Hause kam und die Wohnung leer vorfand. Ich habe den Anrufbeantworter abgehört und eine elektronisch verzerrte Stimme sagte mir, dass sie meine Frau und meinen Sohn in ihrer Gewalt habe und dass ihnen nichts passiere, solange ich alles tun würde, was mir gesagt wird und die Polizei außen vor bliebe. Und falls ich doch auf die Idee komme, die Bullen zu rufen, dann sollte ich vorher einen Blick auf die Kommode im Schlafzimmer werfen. Da lagen dann die Fotos.« Munir rieb sich mit der Hand die Augen. »Ich habe die ganze Nacht dagesessen und gewartet, dass das Telefon klingelt. Schließlich hat er Freitagmorgen angerufen.«
    »Und Ihnen befohlen, Schweinefleisch zu essen.«
    Munir nickte. »Er wollte mir nichts über Barbara und Robby sagen, nur, dass sie noch leben und hofften, dass ich ›keinen Scheiß baue‹. Ich habe getan, was er mir gesagt hat, dann bin ich nach Hause gelaufen und habe versucht, es wieder zu erbrechen. Er hat mich angerufen und mir gesagt, ich hätte mich ›brav verhaltene Er sagte, er würde wieder anrufen, um mir zu sagen, was ich als Nächstes tun solle. Er meinte, er würde mich noch ›richtig in die Mangel nehmen‹.«
    »Was mussten Sie dann als Nächstes tun?«
    »Ich sollte einer Frau am helllichten Tag die Handtasche entreißen, sie über den Haufen rennen und abhauen, und mich dabei auf keinen Fall erwischen lassen. Er sagte, die Fotos, die er mit gezeigt habe, seien das VORHER. Wenn ich erwischt würde, würde ich die NACHHER-Fotos bekommen.«
    »Also sind Sie für einen Tag zum Handtaschendieb geworden. Und wie es aussieht, waren Sie erfolgreich.«
    Munir senkte den Kopf. »Ich schäme mich so … die arme Frau.« Seine Miene wurde hart. »Dann hat er das andere Bild geschickt.«
    »Ja? Zeigen Sie her.«
    Munir schien plötzlich verlegen. »Es … Ich habe es zu Hause.«
    »Ich muss alles wissen, wenn ich Ihnen helfen soll«, sagte Jack. Er streckte ihm die Hand entgegen. »Geben Sie schon

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