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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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zu einer Leichenhalle gegangen und …«
    Jack schüttelte langsam den Kopf, als würde ihn die Bewegung schmerzen. Einen Augenblick konnte Munir durch die Mauer hindurchblicken, die Jack um sich aufgebaut hatte. Munir sah Mitleid.
    »Quälen Sie sich nicht selbst«, sagte Jack.
    Er hat recht, dachte Munir, dieser Irre am Telefon macht seinen Job auch so schon gut genug.
    »Das wird nicht funktionieren«, wiederholte Munir und kämpfte gegen die Schwärze der Verzweiflung an. »Er wird merken, dass er getäuscht worden ist und dann muss mein Junge dafür büßen.«
    »Egal, was Sie tun, er wird immer einen Vorwand finden, um Ihrem Sohn etwas anzutun. Oder Ihrer Frau. Das ist doch das, worum es bei der ganzen Sache geht – er will, dass Sie leiden. Aber diese Laune von ihm gibt uns eine Chance herauszufinden, wer er ist und wo er sich versteckt.«
    »Wie das?«
    »Er will Ihren Finger. Wie soll er den kriegen? Er kann uns ja schlecht eine Adresse geben, wo wir den hinschicken sollen. Also muss er eine Übergabe arrangieren – irgendeinen Ort, wo wir den Finger ablegen und er ihn dann abholt. Und da erwischen wir ihn dann und zwingen ihn, uns zu verraten, wo er Ihre Familie gefangen hält.«
    »Und was ist, wenn er sich weigert, das zu verraten?«
    Jacks Stimme war sanft, sein Nicken fast unmerklich. Munir schauderte, als er sah, was sich in diesem Augenblick alles in seinen Augen spiegelte.
    »Ach … er wird es uns schon verraten.«
    »Ich glaube, ich werde das nicht tun«, sagte Munir und starrte auf seine Finger – auf alle zehn. »Ich vermute, er hält mich für einen Feigling, weil er alle Araber für Feiglinge hält. Das hat er gesagt. Und er hatte recht. Ich konnte es nicht tun.«
    »Verdammt«, sagte Jack, »ich konnte es auch nicht tun, und dabei war es nicht mal meine Hand. Aber ich bin sicher, Sie hätten es schließlich doch getan, wenn mir keine Alternative eingefallen wäre.«
    Hätte ich das wirklich getan?, überlegte Munir. Wäre ich dazu imstande gewesen?
    Vielleicht hätte er es getan, nur um diesem Wahnsinnigen am Telefon seinen Mut zu beweisen. Im Laufe der Jahre hatte Munir miterlebt, wie sich das Bild des Arabers in den Augen der westlichen Welt aufgrund der Terrorangst immer weiter verzerrt hatte: Ein Araber war jemand, der Schulbusse in die Luft sprengte und Flugzeuge entführte und hilflose Fluggäste mit Pistolen schlug. Arabische Männer versteckten sich bei ihren Anschlägen hinter den Röcken unbewaffneter Frauen und Kinder. Deswegen war Munir so glücklich gewesen, als der Mut und die Geschicklichkeit der saudischen Kampfpiloten während des Golfkrieges überall im amerikanischen Fernsehen zu sehen waren. Jetzt konnte alle Welt sehen, wie arabische Kämpfer sich tapfer einem Feind entgegenstellten, der zurückschoss.
    »Falls bei dieser Sache etwas schiefgeht, weil ich Sie um Hilfe gebeten habe, dann … Ich könnte mir das nie verzeihen.«
    »So dürfen Sie nicht denken. Das fuhrt zu nichts. Und Sie müssen der Realität ins Auge sehen: Egal, was Sie tun – ob Sie sich jetzt einen Finger abschneiden, oder zwei, Ihr Bein, ob Sie einen Menschen töten oder ganz Manhattan in Schutt und Asche legen – es wird nie genug sein. Er wird immer mehr fordern, bis Sie tot sind. Sie müssen es jetzt stoppen, bevor es noch schlimmer wird. Verstehen Sie das?«
    Munir nickte. »Aber ich habe solche Angst. Mein armer Robby … er muss solche Schmerzen haben und so viel Angst. Und Barbara …«
    »Genau darum geht es. Wenn Sie nicht wollen, dass das immer so weitergeht, dann müssen Sie in die Offensive gehen. Jetzt. Also lassen Sie uns jetzt in Ihre Wohnung zurückfahren und dann sehen wir mal, wie die Übergabe des Fingers erfolgen soll.«
     
    Als sie wieder in Munirs Wohnung waren, bandagierte Jack Munirs Hand dick mit Mullbinden, um eine Verletzung vorzutäuschen. Während sie darauf warteten, dass das Telefon klingelte, ging Jack mit dem Finger ins Badezimmer und wusch ihn.
    »Es soll doch so überzeugend wie möglich aussehen«, sagte er. »Sie wirken nicht wie jemand, der dreckige Fingernägel hat.«
    Es war schon nach neun, als der Anruf schließlich kam. Munir biss die Zähne zusammen, als er die verhasste Stimme hörte.
    Jack stand neben ihm, hielt ihn am Arm und hörte durch den Kopfhörer mit, den er in den Anrufbeantworter gestöpselt hatte. Er hatte Munir angewiesen, was er sagen sollte, und zusammen hatten sie geübt, wie er das sagen sollte, wie es klingen musste.
    »Nun, Muuunir.

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