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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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ihm den Knebel aus dem Mund.
    »Wo ist mein Papa?«, fragte er heiser. Nicht, Wer sind Sie? oder Was ist los? Er dachte nur an seinen Vater. Jack hoffte, dass er eines Tages auch so einen Sohn haben würde.
    »Er ist gleich da.«
    Jack begann, die Arme des Jungen loszubinden. Einen Augenblick später half ihm Barbara dabei, dann lagen sich Mutter und Sohn weinend in den Armen. Jack fand ihre Kleider und reichte sie ihnen.
    Während die beiden sich anzogen, schleppte Jack Hollander zu Barbaras Matratze hinüber und stopfte ihm ihren Knebel in den Mund. Als er damit fertig war, ihn mit ihren Fesseln zusammenzuschnüren, hörte er jemanden gegen die Haustür hämmern. Er schob die Frau und den Jungen ins Treppenhaus hinaus, dann ging er nach unten und fand einen sehr nervösen Munir auf dem Bürgersteig vor.
    »Wo …?«
    »Oben.«
    »Ist mit ihnen alles …?«
    Jack nickte.
    Er trat einen Schritt zur Seite, um Munir vorbeizulassen, dann wartete er eine Zeit lang vor der Tür, damit sie miteinander allein sein konnten. Nach fünf Minuten humpelte er wieder nach oben. Noch war es nicht vorbei. Der Junge war krank und musste ärztlich behandelt werden. Nur würde man in jedem Krankenhaus sofort wegen Kindesmisshandlung ermitteln, sobald man Robbys linke Hand sah. Und das würde einen Behördenmarathon in Gang setzen, der schließlich zu Jack führen mochte.
    Aber Jack kannte einen Arzt, der niemanden informieren würde. Informieren konnte. Man hatte ihm schon Vorjahren die Approbation entzogen.
     
    Jack saß neben Barbara und Munir und wartete. Doc Hargus hatte zuerst Barbaras Brust genäht, weil die frische Wunde leicht zu behandeln war. Bei Robby würde der Fall anders liegen, meinte er.
    »Ich verstehe das immer noch nicht«, sagte Munir. Es schien das hundertste Mal zu sein, aber tatsächlich hatte er es wohl höchstens zwanzigmal gesagt. »Richard Hollander … wie konnte er mir so etwas antun? Oder sonst jemandem? Ich habe ihm nie etwas getan.«
    »Sie haben ihn entlassen«, sagte Jack. »Wahrscheinlich hatte er schon seit Jahren eine Schraube locker und stand kurz vor dem Zusammenbruch, und als er dann seinen Job verlor, hat ihm das den Rest gegeben.«
    »Aber Menschen werden doch jeden Tag entlassen. Deswegen entführen und foltern sie doch keine anderen Leute …«
    »Der war ein wandelndes Pulverfass. Sie hatten nur das Pech, die Lunte zu sein. Es war seine erste Anstellung. Er musste jemandem die Schuld geben – jemand anderem als sich selbst – und da ist er auf Sie verfallen. Suchen Sie da nicht nach Logik. Der Kerl ist verrückt.«
    »Aber dieses Ausmaß an Grausamkeit …«
    »Vielleicht hättest du freundlicher zu ihm sein sollen, als du ihn entlassen hast«, sagte Barbara. Die Worte entsetzten Jack und erinnerten ihn an Munirs Flehen, als er ihn gestern Nacht angerufen hatte.
    Bitte retten Sie meine Familie!
    Jack fragte sich, ob das überhaupt möglich war, ob Munirs Familie jetzt noch zu retten war. Der Zersetzungsprozess hatte eingesetzt, als Barbara und Robby gekidnappt wurden. Vielleicht wäre alles noch zu retten gewesen, bis zu dem Zeitpunkt, als das Beil Robbys Finger abgetrennt hatte. Das war wahrscheinlich der Todesstoß gewesen. Selbst wenn danach nichts Schlimmeres mehr passiert wäre, würde dieser fehlende Finger ein beständiges Mahnmal sein, und irgendwie wäre es Munirs Schuld. Wenn er zur Polizei gegangen wäre, wäre es seine Schuld; und es war seine Schuld, weil er es nicht getan hatte. Munir würde sich immer schuldig fühlen; und tief in ihrem Innern würde Barbara ihn auch dafür verantwortlich machen. Und später, vielleicht erst in ein paar Jahren, würde auch Robby ihm die Schuld geben.
    Weil immer einer der Finger an Robbys linker Hand fehlen würde, weil immer diese Narbe auf Barbaras linker Brust blieb, immer der irregeleitete unterdrückte Gedanke in der Nacht, dass Munir vielleicht nicht genug getan hatte, dass Robby vielleicht noch alle zehn Finger hätte, wäre Munir etwas kooperativer gewesen.
    Sicher, jetzt waren sie zusammen und sie umarmten sich und weinten und küssten sich, aber später würde Barbara erste Fragen stellen: Hättest du nicht mehr tun können? Warum hast du dir den Finger nicht abgehackt, als er das von dir verlangt hat?
    Sogar jetzt deutete Barbara schon an, dass er bei der Entlassung sanfter mit Hollander hätte umspringen müssen. Die übliche Steigerung davon war: Wenn du das getan hättest, wäre all das hier nicht passiert.
    Die einzelnen

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