Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
der nach Hamilkars Tod acht Jahre lang ein großer Stratege von Libyen und Iberien war, die Stadt schützte, den Handel förderte, einen klugen Vertrag mit Rom schloß, den die Römer dann brachen. Hasdrubal Sohn des Hamilkar, mein Bruder, der trotz der Behinderung durch Hannos Parteigänger tapfer und klug in Iberien und Numidien kämpfte, über die Alpen nach Italien zog und als großer Feldherr in einer großen Schlacht fiel, geehrt sogar von den Römern. Dieser Hasdrubal hier« – er wandte sich dem Führer der Friedensfreunde zu, mit ausgestrecktem Arm – »schändet eure Töchter, die Stadt und den Namen, den bessere Männer besser trugen. Über die Windbeutel, die er für die höchsten Ämter von Qart Hadasht vorschlägt, will ich lieber schweigen.
    Ihr kennt mich. Ihr wißt, was ich in den Jahren des Kriegs getan habe.
    Aber macht euch keine falschen Hoffnungen. Wenn ihr Bonqart und mich wählt, wird es keinen Krieg geben. Rom ist zu stark, Masinissa ist zu mächtig. Durch das Zaudern des Rats wurde ich gezwungen, den Krieg zu verlieren. Mit eurer Hilfe , Bürger, gegen den Rat und gegen das Gericht der Hundertvier will ich versuchen den Frieden zu gewinnen. Die Stadt und das Land müssen wieder atmen können, in sicheren Grenzen; ihr müßt wieder schlafen können in sicheren Nächten; wir alle müssen wieder arbeiten können mit sicherem Gewinn, der nicht in die Taschen verfaulter Amtsträger fließt, sondern uns allen und der Stadt hilft. Ich bin viel gereist in den letzten Jahren; ich weiß, daß von fünf shiqlu, die in einem punischen Hafen an Zoll bezahlt werden, nur einer den Schatz der Stadt erreicht. Und ich weiß, wo die übrigen vier shiqlu bleiben. Ich will die Hände abhacken, die nach dem Geld greifen, das die Stadt so dringend braucht. Ich will die Grenzen sichern, damit unsere reichen Güter und die großen Pflanzungen unbesorgt und ungeplündert arbeiten können. Ich will die Städte zwischen Acholla und Sabrata, die von Seeräubern geplagt werden und von Wegelagerern, wieder sicher machen, damit der Handel und die Abgaben fließen können. Dazu sollen unsere zehn Kriegsschiffe eingesetzt werden, und die Städte sollen kleine Truppen erhalten. Ich höre die Ratsherren stöhnen – Truppen kosten Geld, das stimmt. Aber sie kosten weniger als der Ausfall von Zöllen und Tributen.«
    Er machte noch einmal eine kleine Pause; dann lächelte er.
    »Und nun will ich aufhören mit Reden. Ich bitte euch nur um eines. Wenn ihr wählt, bedenkt, wen und was ihr wählt. Solltet ihr Bonqart und mich wählen, dann bleibt nach der Wahl bitte hier, denn die neuen Suffeten wollen zwei wichtige neue Gesetze vorschlagen. Wir werden, wenn ihr uns wählt, die Ämter natürlich erst zum neuen Jahr antreten, aber unabhängig von der Person der Suffeten – die Gesetze macht ihr, das Volk.«
    Nach der Rede und den unmißverständlichen Bekundungen der Menge wußte Antigonos, wie die Wahl ausgehen würde. Er saß im ersten Stockwerk einer Schänke an der Agora, konnte alles überblicken und fragte sich, was Hannibal plante. Bei allen Gesprächen der letzten Zeit war nie die Rede von einem sofort zu beratenden neuen Gesetz gewesen.
    Die Menge teilte sich, quirlte durcheinander. Die noch im Amt befindlichen Suffeten, die die Wahl leiteten, verzichteten darauf, Köpfe zu zählen. Vor den von Hasdrubal dem Bock vorgeschlagenen Bewerbern an einer Seite des Ratsgebäudes war viel Raum; etwa ein Siebtel der Vollbürger stand hier, alle übrigen auf der anderen Seite, vor Hannibal und Bonqart.
    Nach den üblichen Anrufungen der Götter und der Verkündung des Ergebnisses dankten Hannibal und Bonqart den Bürgern für die Wahl; dann sprach noch einmal der ehemalige Stratege.
    »Der Sommer geht zu Ende; in zwanzig Tagen beginnt das neue Jahr, Freunde. Die Pläne, die wir gemeinsam ausführen wollen, werden den geplünderten Schatz der Stadt wieder füllen, langsam und stetig. Sie werden es uns möglich machen, ohne Tränen die jährlichen zweihundert Talente Silber an Rom zu zahlen. Ihr werdet schnell Besserung sehen – aber nicht schnell genug. Es wird drei oder vier Monde dauern, bis die neuen Maßnahmen sich auszahlen, aber zur Verwirklichung der Pläne wird die Stadt sofort Geld brauchen. Wer von euch besitzt mehr als fünfzig shiqlu? Ich rede nicht von Werkzeug oder Wohnung und ihrem Wert, sondern von Geld.«
    Es mochten etwa Zweitausend von den mehr als Vierzigtausend sein – zweitausend Arme wurden gereckt.
    »Gut.

Weitere Kostenlose Bücher